Kommentar: Commerzbank

Späte Kopie

Wenn Banken auf dem Deckblatt ihrer Präsentation zum Jahresergebnis nichts anderes herauszustreichen wissen als die Stärke ihrer Kapitaldecke, wie am Donnerstag die Commerzbank, dann tun Anleger in der Regel gut daran, die Beine in die Hand zu...

Späte Kopie

Wenn Banken auf dem Deckblatt ihrer Präsentation zum Jahresergebnis nichts anderes herauszustreichen wissen als die Stärke ihrer Kapitaldecke, wie am Donnerstag die Commerzbank, dann tun Anleger in der Regel gut daran, die Beine in die Hand zu nehmen: Um 6% ist denn auch der Kurs auf Xetra abgeschmiert. Der Hinweis auf eine Eigenkapitalrendite von minus 40% hätte dies wohl auch nicht verhindert. Allerdings geht der bereits angekündigte Konzernverlust von 2,9 Mrd. Euro, der erste seit 2012, vor allem auf Restrukturierungskosten im Zu­ge des anstehenden Umbaus der Bank und Goodwill-Abschreibungen zurück. Überhaupt hat das neue Management die Chance zum Kehraus genutzt, im Massengeschäft 340000 Karteileichen aussortiert sowie darauf hingewiesen, dass nochmals eine halbe Million von nun noch knapp 11,5 Millionen Konten bei Commerzbank und Comdirect parallel unterhält, was den Erfolg der Akquise unter dem alten Management nochmals relativiert.

Mehr noch als die Reaktion auf das Jahresergebnis spiegelt der Kursverlust Enttäuschung darüber wider, dass weder morgens im Analysten-Call und der Bilanzpressekonferenz noch nachmittags in der Investorenkonferenz hinreichend konkret geworden ist, wie die Commerzbank bis 2024 etwa ihren Zinsüberschuss um 8% und den Provisionsertrag um 15% hochziehen will, während sie zugleich ein Fünftel ihrer Kosten kürzt.

Die Einsparungen, die vor allem die Eigenkapitalrendite in diesen vier Jahren auf 7% hieven sollen, sind Manfred Knof auch in dieser Drastik wohl zuzutrauen. Die dazu nötige Humorlosigkeit besitzt er augenscheinlich, ebenso Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter, dem nachgesagt wird, er hätte schon als Chef der Landesbank Baden-Württemberg am liebsten den Aufwand auf null gedrückt. Die Ertragsplanung ist im Dauerzinstief die höhere Hürde, zumal die Bank das eigene Research zu Aktien sowie deren Handel kappt und stattdessen Kooperationen an­strebt.

Aus Sicht des Managements mag es keinen anderen Weg als diesen Kostenkurs geben, und nach elf Jahren Wachstumsstrategie unter Knofs Vorgängern Zielke und Blessing ist es auch an der Zeit, die Ansprüche der Realität anzupassen. Durch die Brille des Anlegers betrachtet aber ahmt die Commerzbank, vom Kostenfokus bis zur Reduktion des Aktiengeschäfts, denselben Umbau nach, den die Deutsche Bank schon 2019 begonnen hat – diese allerdings mit einer Investmentbank, die den blauen Konzern derzeit durch die Krise trägt.

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