Quartalszahlen

Spanien-Geschäft verleiht Santander Flügel

Die spanische Großbank Santander muss in ihren Wachstumsmärkten Brasilien und USA Rückschläge verkraften. Dafür lief es in Europa besser. Der Gewinn trat auf der Stelle.

Spanien-Geschäft verleiht Santander Flügel

Spanien-Geschäft
verleiht Santander Flügel

Zinswende in Europa gleicht Probleme in Übersee aus

ths Madrid

Quartalszahlen

Die breite geografische Diversifizierung hat Santander einmal mehr solide Quartalszahlen beschert. Doch in den ersten drei Monaten waren die Vorzeichen anders als zuletzt, wie die am Dienstag vorgelegte Bilanz zeigte. Die Geschäfte in Brasilien und in den USA, vor nicht allzu langer Zeit noch die Wachstumsträger von Spaniens größter Bank, waren bis März rückläufig. Dafür verbuchte Santander in Europa dank der Zinswende kräftige Zuwächse, wie auch in Mexiko.

Der Zinsüberschuss der Bank stieg im ersten Quartal des Jahres gegenüber 2022 um 14% auf 10,2 Mrd. Euro. Santander gewann sechs Millionen neue Kunden hinzu und zählt nun 161 Millionen weltweit. Die Einlagen stiegen um 6% und die Kredite um 3%. Der Reingewinn lag bis März mit 2,57 Mrd. Euro lediglich 1% über dem Vorjahreszeitraum. Das Kreditinstitut verbuchte die neue Sondersteuer für die Banken in Spanien von 224 Mill. Euro für das 2022 komplett im ersten Quartal. Ohne diesen Effekt wäre der Reingewinn um 10% gestiegen, so Santander.

Der CEO der Bank, Héctor Grisi, wollte die umstrittene Steuer auf der Pressekonferenz am Dienstag in Madrid nicht erneut kommentieren. Santander hat, wie andere Mitbewerber, Einspruch gegen die Sonderabgabe von 4,8% auf Zinsüberschuss und Provisionen eingelegt, mit der die spanische Regierung 2023 und 2024 insgesamt 3 Mrd. Euro einnehmen will. Das Argument der Linkskoalition lautet, dass die Banken durch den starken Anstieg der Leitzinsen im Euroraum von Zufallsgewinnen durch die Krise profitierten, was die Branche bestreitet. Doch die ersten drei Monate 2023 zeigen, wie sehr der Zinsanstieg dem Retailgeschäft von Santander zugutekommt. Der Zinsüberschuss in Spanien stieg um 46% und der Reingewinn um fast 28% auf 466 Mill. Euro. Damit liegt das Geschäft im Heimatmarkt fast gleichauf mit Brasilien und wäre ohne die Sondersteuer der größte Wachstumsträger der Bank gewesen. Vor einem Jahr stand Spanien nur an vierter Stelle, noch hinter den USA und Großbritannien.

In den Vereinigten Staaten verhagelten dagegen hohe Aufwendungen für die Risikovorsorge die Bilanz. In Brasilien explodierten die Kosten angesichts der hohen Inflation, während die hohen Zinsen gleichzeitig die Geschäftsgrundlage verschlechtern. Man habe umstrukturiert und in Brasilien für ein geringeres Risiko geringere Margen in Kauf genommen, versicherte Grisi.

Grisi befürchtet keine weiteren Konsequenzen aus den jüngsten Bankenkrisen bei Credit Suisse oder der Silicon Valley Bank. „Das sind Einzelfälle mit sehr besonderen Geschäftsmodellen.“ Die eigene Bilanz sei dagegen sehr stark diversifiziert. Mehr als die Hälfte der Kundeneinlagen fallen unter die Garantien. Auch Liquiditätsengpässe im Markt sieht Grisi derzeit nicht. „Wir erwarten daher auch keinen Wettbewerb um Einlagen“, so der Mexikaner. Im Gegensatz zu anderen Banken in Europa bieten die Kreditinstitute in Spanien ihren Privatkunden derzeit so gut wie keine Verzinsung für das Ersparte. Santander bestätigte die Ziele für 2023, die ein zweistelliges Umsatzwachstum und eine Eigenkapitalrendite (Rote) von mehr als 15% vorsehen.