Spaniens Immobilienmarkt zieht an

Sogar die Preise für Bauland haben sich erholt - Banken reduzieren ihre Hypothekenbestände

Spaniens Immobilienmarkt zieht an

Die Preise für Wohnimmobilien in Spanien zeigen deutliche Zeichen der Erholung. Die Banken nutzen dies zur Reduzierung ihrer Bestände.Von Thilo Schäfer, MadridDie vier Wolkenkratzer am nördlichen Ende des Paseo de la Castellana, der Hauptverkehrsader Madrids, sind ein Symbol des Immobilienbooms, der 2008 jäh zum Stillstand kam, als die Blase platzte. Demnächst soll ein fünfter Turm hinzukommen, ein symbolisches Zeichen dafür, dass Spaniens Baubranche das tiefe Tal mittlerweile durchschritten hat. Für Euphorie ist es jedoch noch zu früh, denn die Banken, Unternehmen und unzählige Haushalte haben immer noch an den Folgen der geplatzten Immobilienblase zu knabbern.Immerhin, die Preise für Wohnungen steigen seit dem zweiten Quartal des Jahres erstmals in sieben Jahren wieder. Von Juli bis September stieg der Wert von Eigentumswohnungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,4 %, wie das Bauministerium mitteilte. Zuletzt zogen besonders Neubauten im Preis an. Hinter der Trendwende steckt die Konjunkturerholung im Lande, das in diesem Jahr ein Wirtschaftswachstum von mehr als 3 % erreichen wird.Spaniens Banken nutzen die Gunst der Stunde und reduzieren eifrig ihren nach wie vor immensen Immobilienbestand. In den ersten neun Monaten des Jahres verkauften die sieben großen Geldinstitute zusammen 40 000 Wohnungen im Gesamtvolumen von 5,16 Mrd. Euro, wie eine Studie von idealista.com ergab. Spitzenreiter war Banco Popular mit 9 260 verkauften Objekten. Dabei haben die Banken einen Strategiewechsel vollzogen. “Statt die Aktiva der Immobilienbetreiber, welche sie finanzieren, zu bevorzugen, setzen die Banken in diesem Jahr darauf, ihren eigenen Bestand zu veräußern”, schreiben die Analysten von idealista.com.Von der Wiederbelebung am Markt profitiert natürlich auch das Hypothekengeschäft. Im September wurden 23 600 Verträge abgeschlossen, ein Plus von 20 % gegenüber dem gleichen Monat 2014, wie das nationale Statistikamt INE meldete. Die durchschnittliche Hypothek hatte im Oktober ein Volumen von leicht über 100 000 Euro zu einem Zins von 2,49 %, berechnete die spanische Notenbank. Vereinzelt werden sogar wieder Darlehen über 100 % des Objektwertes vergeben, allerdings nur, wenn dieses aus dem Bestand der Bank gekauft wird. Doch die Geldinstitute bleiben vorsichtig. “Der Hypothekenmarkt profitiert von einem Umfeld niedriger Zinsen, und man spürt eine leichte Besserung der Risikoeinschätzung seitens der Kreditanstalten”, kommentierte BBVA in einer Marktstudie.Die Margen halten sich freilich in Grenzen, was auch an einer Gerichtsentscheidung gegen die sogenannte “Bodenklausel” liegt. Die Banken dürfen fortan ihren Kunden keine Mindestgrenze aufzwingen, die über den Marktzinsen liegt.Die Last aus der jüngsten Vergangenheit ist derweil noch gewaltig, und es wird Zeit brauchen, sie abzutragen. Nach Berechnungen von Analistas Financieros Internacionales, einer Consulting-Firma aus Madrid, haben Spaniens Banken Aktiva im Wert von 90 Mrd. Euro aus dem Bauboom in den Büchern. Der Betrag erhöht sich sogar auf 200 Mrd. Euro, wenn man sämtliche Kredite an Baufirmen und Immobilienbetreiber einbezieht. Diverse Schätzungen gehen von einem Leerstand von mehr als 1 Million Wohnungen aus, von denen viele aufgrund ihrer ungünstigen Lage wohl unverkäuflich sind.Gute Lagen sind dagegen wieder stark gefragt, und sogar die Preise für Bauland haben zuletzt wieder angezogen. In einigen Vierteln der großen Städte sind die Baukräne zurückgekehrt. Nun wird sogar die Bad Bank Sareb, bei der ein Großteil der Aktiva aus der Blase abgeladen wurde, zum Bauherrn. Das halböffentliche Institut plant die Konstruktion von 783 Wohnungen in mehreren Städten auf Grundstücken aus dem eigenen Bestand. Am begehrtesten sind Gewerbeimmobilien. Bis September wurden bereits Objekte im Wert von 10,8 Mrd. Euro verkauft, fast so viel wie im gesamten Vorjahr. Die meisten Käufer sind Finanzinvestoren aus dem Ausland. So bestätigte nun die chinesische Wanda-Gruppe ihr Interesse am Kauf von Marina d’Or, einem riesigen Ferienresort nahe Valencia, für 1,2 Mrd. Euro.