Spanische Großbank hält Sondersteuer trotz Rekordgewinn für falsch
Caixabank fährt Rekordgewinn ein
Marktführer im spanischen Privatkundengeschäft warnt vor Verlängerung der Sondersteuer
ths Madrid
Die Zinswende in Europa hat Caixabank in den ersten neun Monaten des Jahres ein Rekordergebnis beschert, abgesehen von dem rein buchhalterischen Effekt der Übernahme der verstaatlichten Bankia vor zwei Jahren. Der Nachsteuergewinn stieg bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 48% auf 3,67 Mrd. Euro, wie das Kreditinstitut am Freitag mitteilte. Caixabank ist die Nummer 1 auf dem spanischen Markt, wo das Geld hauptsächlich mit dem klassischen Privatkundengeschäft erzielt wird, vor allem Hypotheken. Die beiden großen Konkurrenten Santander und BBVA machen den Großteil ihres Geschäfts im Ausland.
Zins- und Provisionserträge steigen
Dank der gestiegenen Zinsen, die sich nach und nach auf die gewährten Kredite auswirken, stieg der Zinsüberschuss um mehr als 60% auf 7,36 Mrd. Euro. Die Provisionen gaben dagegen um 5,4% nach auf 2,74 Mrd. Euro. Diese beiden Kennziffern – Zinsertrag und Provisionen – sind ausschlaggebend für die in Spanien umstrittene Sondersteuer auf die sogenannten Übergewinne der Banken. Auf die Ergebnisse von 2022 und 2023 wird eine Abgabe von 4,8% erhoben. Im Koalitionsabkommen der geschäftsführenden Linksregierung ist eine Verlängerung dieser Maßnahme vorgesehen, wenn auch nicht klar definiert wird, in welcher Form. Allerdings ringt der sozialdemokratische Ministerpräsident Pedro Sánchez nach wie vor um die nötigen Stimmen anderer Parteien.
"Schuss in den eigenen Fuß"
Wie die Kollegen der anderen Banken zuvor ging auch der CEO der Caixabank, Gonzalo Gortázar, auf der Präsentation der Quartalszahlen am Freitag mit der Maßnahme streng ins Gericht. „Wir schießen uns damit in den eigenen Fuß“, sagte der Banker unter Verweis auf die möglichen Auswirkungen der Mehrbesteuerung auf die Kreditvergabe an die heimische Wirtschaft. „Die Steuer benachteiligt die traditionellen Banken gegenüber den Schattenbanken, wie Geierfonds und Risikokapitalgeber“, kritisierte Gortázar.
Bei Caixabank verweist man darauf, dass fast die Hälfte des ausgeschütteten Gewinns dem Gemeinwohl zugutekommt. Denn die gemeinnützige Stiftung La Caixa und der staatliche Bankenrettungsfonds Frob halten zusammen 45,5% der Anteile.
Infolge der Zinserhöhung ist die Nachfrage nach Krediten zuletzt zurückgegangen. Die Kreditausfälle machen jedoch keine Sorgen. Der Anteil fauler Kredite blieb unverändert bei 2,7%, unterhalb des spanischen Branchenschnitts von 3,56%, laut der jüngsten Zahlen der Notenbank.
Gortázar erklärte, dass die Mehrheit der Hypotheken mit variablen Zinsen im Portfolio aus früheren Jahren stammen und schon weit abbezahlt seien. Die Darlehen in jüngster Zeit wurden dagegen hauptsächlich zu Festzinsen abgeschlossen, wodurch der Zinsanstieg auf die Kunden kontrolliert sei.
Spaniens drittgrößtes Geldinstitut profitiert von den Synergieeffekten der Fusion mit Bankia. Die Kosten konnten mit einem Anstieg von 5,2% unter Kontrolle gehalten werden. Die Eigenkapitalrendite (ROTE) machte deswegen einen Sprung auf 14,1%.