Sparda-Bank schafft kostenfreies Konto ab

Weiterhin keine Verwahrentgelte für Kundeneinlagen - Risikovorsorge bleibt 2020 stabil - Hoher Investitionsbedarf

Sparda-Bank schafft kostenfreies Konto ab

Die Sparda-Bank Baden-Württemberg kann unter dem anhaltenden Ertragsdruck ihr Gebührenmodell nicht mehr aufrechterhalten. Ab dem 1. September gibt es ein kostenfreies Girokonto nur noch für Kunden bis zum 30. Lebensjahr. Der Vorstand spricht von einem Paradigmenwechsel.spe Stuttgart – Die Sparda-Bank Baden-Württemberg zollt dem anhaltenden Ertragsdruck in der Finanzbranche Tribut. Die mit 14,1 Mrd. Euro Bilanzsumme größte Genossenschaftsbank im Südwesten ersetzt ihr bisher kostenfreies Girokonto durch ein Bezahlmodell nach Altersgruppen. “Uns ist es nicht leichtgefallen, ein fast 125 Jahre altes Angebot zu streichen”, sagte Vorstandschef Martin Hettich über den Abschied von einem Kontomodell, das bisher als ein Markenzeichen der Sparda-Banken galt. Das Institut stellte jedoch auch heraus, dass es sich gleichzeitig dagegen entschieden hat, negative Zinsen beziehungsweise Verwahrentgelte auf Kundeneinlagen zu berechnen. 5 Euro im MonatDas neue Entgeltmodell, das von 1. September an gilt, sieht ein kostenloses Girokonto nur noch bis zum 30. Lebensjahr vor. Vom 31. Geburtstag an werden den Kunden 5 Euro pro Monat in Rechnung gestellt. Darin bereits enthalten sind Giro- und Mastercard, die bisher mit zusammen 50 Euro pro Jahr zu Buche schlagen. Bei entsprechend hohen Umsätzen wurde dieses Entgelt bisher rückvergütet, was von rund 60 % der Kunden wahrgenommen wurde. Künftig ist dies nicht mehr möglich.Weiterer Bestandteil des neuen Entgeltmodells wird sein, dass für beleghafte Überweisungen 1,50 Euro in Rechnung gestellt werden. “Für uns kommt der Abschied vom kostenlosen Girokonto einem Paradigmenwechsel gleich”, sagte Hettich der Börsen-Zeitung anlässlich der Vorlage der Bilanz für 2019. Allerdings steht die Sparda-Bank Baden-Württemberg nicht allein. Sechs der insgesamt elf Sparda-Banken in Deutschland haben den Schritt bereits vollzogen.Ziel sei es natürlich, jeden Kunden zu halten, sagte Hettich, der das Abwanderungsrisiko auf unter 5 % taxierte. Den Erfahrungen der anderen Sparda-Banken zufolge, die bereits Entgelte verlangen, könnte diese Quote aber auch deutlich niedriger liegen. “Wir gehen sicher davon aus, dass viele Kunden einfach die Zahl ihrer Konten reduzieren”, so der Vorstandschef. Ende der QuerfinanzierungDie Altersstruktur der Kunden des Instituts mit einem Girokonto verteilt sich auf rund 80 000 bis 30 Jahre und 415 000 darüber. Hettich zufolge hat das kostenfreie Girokonto als Instrument zur Kundengewinnung ohnehin an Bedeutung verloren. Vielmehr habe man in der Vergangenheit eher noch ein Startguthaben von 100 Euro beisteuern müssen. “Immer mehr Menschen akzeptieren Gebühren”, so der Vorstandschef. Strategisch gesehen beendet das Institut mit der Bepreisung des Girokontos die Querfinanzierung durch das Zinsergebnis. Künftig sollen umgekehrt die Entgelte zumindest für einen Teilausgleich des sinkenden Zinsergebnisses dienen.Die Quote der coronabedingten Tilgungsaussetzungen bei Baufinanzierungen bezifferte Hettich auf 0,66 % der Kreditnehmer. “In der Regel finden wir in jedem Einzelfall eine Lösung”, sagte er. Bisher hätten die Sozialsysteme, insbesondere das Kurzarbeitergeld, sehr gut funktioniert. Daher geht der Vorstand bis Ende 2020 auch nicht davon aus, eine zusätzliche Risikovorsorge bilden zu müssen, die im Vorjahr bei gerade mal 0,008 % des Kreditvolumens lag. Erst das Jahr 2021 werde zur Bewährungsprobe: “Sollte es dann zu Entlassungen in großem Stil kommen, würde dies auf unser Geschäft durchschlagen.”Für 2020 geht Hettich von einem Wachstum beim Kreditgeschäft von rund 1,5 % und beim Einlagengeschäft von 3 % aus. Aufgrund eines anhaltend hohen Investitionsaufwands für die weitere Digitalisierung, steigender Regulierungskosten sowie sinkender Zinsen rechnet er jedoch mit einem weiteren Ergebnisrückgang. Nach Steuern war das Ergebnis um rund 21 % auf 19,6 Mill. Euro zurückgegangen.Ebenfalls in dem neuen Entgeltmodell enthalten ist das Online-Banking über die im Februar 2020 neu gegründete Plattform TEO. Das Akronym soll für Transparenz, Einfachheit und Offenheit stehen. Die von sieben Sparda-Banken ins Leben gerufene Plattform besteht aus einer App, die Multibanking-Funktionen mit E-Commerce zusammenbringen soll (vgl. BZ vom 25. Januar). Beim Start im Februar habe die durch Corona erhöhte Affinität der Kunden zum Mobile-Banking der Akzeptanz von TEO zwar in die Karten gespielt, sagte Hettich. Aufgrund der Überlastung des hauseigenen Callcenters aber habe die Kommunikation mit den Kunden während der Pandemie gelitten. Außerdem hätten einige Nachbesserungen an der App zu Verzögerungen geführt, weshalb aktuell erst 49 000 von mehr als 700 000 Kunden registriert sind. – Wertberichtigt Seite 6