Sparda-Banken sehen für IT-Kosten „Luft nach unten“
Sparda-Banken hoffen auf Atruvia-Effekt
Nach dem Wechsel des Kernbankensystems werden die Kosten laut Verband sinken – Vorerst steigt die Belastung
Die Abkehr der Sparda-Banken von ihrem IT-Dienstleister SFT kostet viel Geld. Sobald der Wechsel vollzogen ist, sollen die Kosten für die gesamte Gruppe sinken, stellt daher der Verband in Aussicht. Wegen sprudelnder Zinserträge können die genossenschaftlichen Banken die Belastung aber bislang problemlos tragen.
jsc Frankfurt
Die Sparda-Banken stellen für die Zeit nach dem Wechsel zum IT-Dienstleister Atruvia sinkende Kosten in Aussicht. Wenn auch die fünf verbleibenden Sparda-Banken Baden-Württemberg, West, Hessen, München und Nürnberg wie geplant zum IT-Dienstleister der Genossenschaftsbanken gewechselt sind, werde der Verwaltungsaufwand für die Sparda-Gruppe sinken, sagte Uwe Sterz, Vorstand des Verbands der Sparda-Banken, am Montag auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. „Hier wird es Luft nach unten geben.“
Derzeit ist die Bankengruppe gespalten: Während die fünf Sparda-Banken vorerst weiterhin die Dienste der Sopra Financial Technology (SFT) beziehen, sind die übrigen sechs Banken der Gruppe bereits Kunde der Atruvia. Die anderen Geldhäuser sollen bis Ende 2025 umziehen. Die SFT ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Banken und der Technologiegesellschaft Sopra Steria.
Mit 3,2 Millionen Mitgliedern und einer Bilanzsumme von 83 Mrd. Euro haben die Sparda-Banken Gewicht. Mit dem Wechsel rücken sie enger an die genossenschaftliche Finanzgruppe heran. Ihre historischen Wurzeln verortet die Gruppe in einem Verein von Eisenbahnbeamten im Jahr 1896.
Migration belastet
Der Umstieg führt zu Kosten: Im vergangenen Jahr stieg der Verwaltungsaufwand der Gruppe um 137 Mill. Euro auf 1,07 Mrd. Euro, ein Plus von 15%. Allein der Sachaufwand kletterte um 79 Mill. Euro, was auch mit der Vorbereitung der Migration zusammenhängt.
Das Geschäft der Sopra Financial Technology steht unter Druck: Der jüngste Jahresabschluss für das Jahr 2022 zeigt einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 15,2 Mill. Euro. Für das vergangene Jahr budgetierte die Gesellschafterversammlung ein Minus von 4,6 Mill. Euro.
Zugleich müssen die Sparda-Banken höhere Kosten für den laufenden Betrieb schultern. Der zugehörige IT-Rahmenvertrag sieht „signifikant höhere Erträge“ für die SFT vor, wie es weiter im Jahresabschluss heißt. Die Umsatzerlöse der Gesellschaft lagen bereits 2022 bei 169,8 Mill. Euro. Auch ein „Rückbau“ der SFT und die Vorbereitung des Wechsels zur Atruvia fielen ins Gewicht, so Sterz.
Was der Umstieg insgesamt kostet, bezifferten er und der Vorstandsvorsitzende Florian Rentsch auf Nachfrage nicht. Die vielschichtigen IT-Kosten ließen sich nicht exakt aufdröseln, sagte Sterz. Eine Beschwerdewelle drohe den Sparda-Banken aber nicht, betonte er. „Mit jeder Migration lernt man dazu.“
Die Sparda-Banken hatten bereits mit Einführung der App „Teo“ Kritik geerntet und auch hier eine Kehrtwende eingeläutet. Die Anteile an der zugehörigen Gesellschaft Comeco werden die Sparda-Banken abschreiben, wie Sterz bestätigte. Auch hier nannte er keine Kosten. Die Sparda-Bank Baden-Württemberg, die in dem Projekt eine führende Rolle eingenommen hatte, weist für das Jahr 2023 Abschreibungen auf Beteiligungen in Höhe von 33,8 Mill. Euro aus. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf Comeco.
Flaute im Neugeschäft
Ansonsten zeigen die Zahlen der Sparda-Banken ein vertrautes Bild: Der Zinsüberschuss stieg deutlich an. Er werde aber im laufenden Jahr voraussichtlich fallen, sagte Sterz. Die hohen Bewertungsverluste aus dem Vorjahr, die vor allem durch fallende Anleihekurse in der Zinswende verursacht worden waren, blieben im vergangenen Jahr aus. Zugleich stärkten die Banken ihr Eigenkapital und schütteten mit 43,4 Mill. Euro mehr als doppelt so viel Dividende wie im Vorjahr aus.
Das Kreditneugeschäft brach in der Marktflaute um 22% auf 5,6 Mrd. Euro ein. Es sei Aufgabe der Politik, Vertrauen in den Immobilienmarkt zu festigen, sagte Verbandschef Rentsch. Als Beispiele nannte der ehemalige FDP-Politiker eine Abschaffung der Grunderwerbsteuer und eine „effiziente Förderung“ von Sanierungen von Bestandsimmobilien.