Sparda-IT will noch lange leben
Da die Sparda-Datenverarbeitung “das Modernste, was derzeit zu haben ist” anbiete, erwartet deren Chef noch ein langes Leben des kleinen IT-Dienstleisters. Zuvor hatten die Sparda Berlin ihren Wechsel zur Fiducia angekündigt.Von Ulli Gericke, BerlinNein, wirklich nachvollziehen kann Ludwig Oberhammer die Entscheidung der Sparda-Bank Berlin nicht. Sie hatte unlängst beschlossen, den eigenen IT-Anbieter, die kleine Sparda-Datenverarbeitung eG (SDV), zu verlassen und zur großen Fiducia & GAD IT zu wechseln, dem IT-Dienstleister der gut 1 000 Volks- und Raiffeisenbanken. Dabei biete die SDV doch “das Modernste, was derzeit zu haben ist”, versichert ihr Vorstandschef Oberhammer im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Berliner sind da nicht zwingend gleicher Meinung und erwarten zudem, mit der Migration merklich Kosten sparen zu können – Voraussetzung für das Plazet des eigenen Aufsichtsrats zum Wechsel des IT-Dienstleisters.Allerdings wird es vor dem Sparen erst einmal teuer. Für 2015 weist die Sparda Berlin Extraaufwendungen von 6 Mill. Euro aus, “die im unmittelbaren Zusammenhang mit der Entscheidung zum Wechsel des Rechenzentrums stehen”, heißt es in den Erläuterungen der vorjährigen Gewinn-und-Verlust-Rechnung (vgl. BZ vom 20. Juli). Hinzu kommt ein mutmaßlich teures Jahr 2018. Denn für die Zeit zwischen Kündigung der SDV-Mitgliedschaft zu Ende 2017 und der angepeilten Migration zur Fiducia im Herbst 2018 droht Ungemach. Natürlich würden die Dienstleistungen der SDV in diesen Monaten “zu anderen Preisen” in Rechnung gestellt, gelten doch die bisherigen Sätze nur für Mitgliedsunternehmen, erklärt Oberhammer. Kosten “sehr überschaubar”Den Anteil der Berliner an den SDV-Umsätzen beziffert deren Chef auf rund 10 Mill. der insgesamt von allen zwölf Sparda-Banken erlösten 115 Mill. Euro. Da aber die in der Hauptstadt und in allen neuen Bundesländern tätige mitgliederstärkste Genossenschaftsbank hierzulande zwar viele agile, jedoch zumeist finanzschwache Kunden habe und “nicht sehr erfolgreich” arbeite, entfalle der Großteil der Berliner Überweisung auf mehr oder weniger durchlaufende variable Kosten. Der gewinnabhängige Umlagenbeitrag belaufe sich auf magere 4 Mill. Euro – womit die Mehrbelastung für die verbleibenden elf Sparda-Banken doch “sehr überschaubar” sei. Tatsächlich weisen die Berliner für 2015 lediglich einen symbolischen Überschuss von stabil 4 Mill. Euro aus, nachdem zuvor 15 Mill. dem Fonds für allgemeine Bankrisiken zugeführt worden waren und auch im Bewertungsergebnis der ein oder andere Euro für die Reservendotierung abgezweigt wurde.Die von einstigen Volksbank-Mitarbeitern, die zur Sparda gewechselt sind, berichtete Beobachtung, die IT der SDV sei (zu) kompliziert, kann Oberhammer “nicht nachvollziehen”. So liege der Virtualisierungsgrad bei 90 %. Zwei der zwölf Sparda-Banken seien inzwischen sogar voll über die Cloud angebunden und bräuchten folglich kein eigenes IT-Equipment mehr. Zudem sei die App das Modernste auf dem Markt. Dass die Bankberater im Gegensatz zum Fiducia-System bei der SDV “eher geführt” würden, ist für sie laut Oberhammer einfacher. Zudem sei die Beratung dadurch stets dokumentiert und nachvollziehbar – “wir bedienen den Bankberater wesentlich idealer, an der Bank orientiert”.Dass die eigene Technologie die Modernste sei mit dem höchsten Virtualisierungsgrad, hätten nicht zuletzt drei Untersuchungen bestätigt. “So richtig schlecht sind wir eigentlich nicht”, versichert der SDV-Chef. Dies habe auch seine Eigentümer, die Sparda-Banken, veranlasst, dem Datenverarbeitungshaus eine längerfristige Perspektive zu versichern – anders, als es der Berliner Exit vermuten lässt. Oberhammer zufolge ist beschlossen worden, den Bürostandort in Nürnberg mit seinen rund 470 Mitarbeitern zu erneuern – “in den nächsten 15 Jahren wird sich gar nichts bewegen”. Entsprechend hatte der Sparda-Verband vor wenigen Tagen versichert, die SDV sei “als dynamischer, flexibler und wendiger Dienstleister ein wichtiger Partner für die Sparda-spezifische Digitalisierung”. Befragte Einzelinstitute verweisen auf diese Antwort – “dem haben wir nichts hinzuzufügen”.Entspannung ist offenbar auch für die Sparda Berlin abzusehen. Anders als in der Gruppe zu hören, erwägt die SDV keine Klage wegen Rufschädigung gegen die Hauptstädter. Die hatten in ihrem 2015er Geschäftsbericht geschrieben, dass ihr Geschäftsmodell “auf einem elementaren Prinzip: Zukunftsfähigkeit” basiere. In diesem Zusammenhang heißt es dann einige Sätze später, dass die Bank 2018 “zudem IT-Dienstleister der Genossenschaftlichen Finanzgruppe” wechsele, der Fiducia. Dagegen klagen wolle die SDV jedoch “überhaupt nicht”, betont Oberhammer – “warum sollten wir klagen?”