Sparda Bank

Sparda stemmt sich gegen Mitglieder­schwund

Die Sparda-Bank Baden-Württemberg in Stuttgart sieht sich mit einem nun schon über zwei Jahre andauernden Mitglieder- und Kundenrückgang konfrontiert.

Sparda stemmt sich gegen Mitglieder­schwund

spe Stuttgart

Die Sparda-Bank Baden-Württemberg in Stuttgart sieht sich mit einem nun schon über zwei Jahre andauernden Mitglieder- und Kundenrückgang konfrontiert. Nach Einschätzung von CEO Martin Hettich spiegeln sich in der Entwicklung zum einen die Folgen der Einführung einer Girokontogebühr zum 1. September 2020 wider. Und zum anderen sei der Trend auf das BGH-Urteil von April 2021 zurückzuführen, wonach Banken keine einseitigen AGB-Änderungen vornehmen dürfen, ohne die Zustimmung der Kunden einzuholen. Vor diesem Hintergrund gingen die Mitgliederzahlen des Instituts 2021 um 27061 oder 5,2% auf 497677 Ende 2021 zurück, nachdem es bereits im Vorjahr einen Schwund von 12134 gegeben hatte.

 Als Gegenmaßnahme hat die Sparda ihre zeichenbaren Geschäftsanteile zu je 52 Euro von 10 auf 30 Stück erhöht, womit es gelungen ist, das Eigenkapital innerhalb von zwei Jahren um 60 Mill. aufzustocken. Nach zwei Konsolidierungsjahren wolle man bei den Mitgliedern nun wieder zulegen, sagte Hettich. Er gehe davon aus, dass die genannten Sondereffekte weitestgehend verarbeitet seien. „Ohnehin sind unsere Produkte weiterhin sehr attraktiv“, so Hettich. Der Vorschlag für die Gewinnverwendung für 2021 liegt bei einer Dividende von 1,5%.

Parallel zum Mitgliederschwund war auch die Anzahl der Kunden in den beiden Vorjahren um insgesamt 5,2% auf 676297 (2021) gefallen. Hierin sind bereits 10000 Neukunden enthalten. Aufgrund von Erfahrungen bei Schwesterinstituten habe man sogar mit einem kräftigeren Minus in der Größenordnung von 12,5% gerechnet, so der CEO. Unterm Strich seien mehr als 90% der Kunden der Bank treu geblieben.

Digitale Dynamik

Hettich betonte, dass ebenfalls neun von zehn der Kunden ihre Geschäftsbeziehung samt der Ge­bühreneinführung von 5 Euro mit Preisgarantie bis September 2024 ohne Rückerstattung bestätigt hätten. Weitere 6% entschieden sich für die monatliche Kontoführungs­ge­bühr von 7,50 Euro mit Gebührenrückerstattung. Bleiben 4% der Kunden übrig, die der Bank tatsäch­lich den Rücken gekehrt haben oder sich noch nicht entschieden haben. „Im­merhin, ein sehr positiver Effekt des BGH-Urteils ist gewesen, dass sich daraus eine digitale Dynamik entfaltet hat“, sagte Hettich allein mit Blick auf 200000 Kunden, die ihre Zustimmung über die neue Multibanking-App Teo erteilt haben.

Lange Zeit hatte die Sparda vermieden, Negativzinsen zu erheben. Inzwischen aber handelt das Institut Einzelvereinbarungen zu Verwahrentgelten aus. Der Freibetrag je Kunde beträgt 50000 Euro, die sich hälftig auf Giro- und Tagesgeldkonto verteilen. Derzeit sind bereits über 1000 Einzelvereinbarungen mit Beginn 1.April 2022 unterschrieben.

Während die meisten Volks- und Raiffeisenbanken sowie Sparkassen im Land in der Krise eine Einlagenflut, aber auch starkes Kreditgeschäft registrierten, wuchsen die Kundeneinlagen der Sparda Baden-Württemberg nur um 1,5% und das Kreditgeschäft stagnierte. Hettich be­gründet diese Entwicklung mit dem Umstand, dass sein Institut die Kunden aktiv und verstärkt auf attrak­tivere Anlageformen wie zum Beispiel Investmentfonds beraten habe. „Damit konnte ein weiterer Zuwachs an Bankeinlagen vermieden werden, und die Kunden hatten sehr interessante Wertzuwächse“, sagte der CEO. Auf der anderen Seite erlebe man bei den Kundenkrediten, dass die zehnjährige Zinsbindung der starken Wohnimmobilienjahre 2009 bis 2012 auslaufe und dies von den Kunden verstärkt für Sondertilgungen genutzt werde. „Diese hohen Volumina konnten wir durch das Neugeschäft von 1,62 Mrd. Euro ausgleichen“, so Hettich. Unter den bundesweit elf Sparda-Banken ist das Institut in Baden-Württemberg mit einer Bilanzsumme von 14,8 Mrd. Euro das größte.  Als Dauerherausforderung modernen Bankings kennzeichnete Hettich, je nach Thema, die Weiterentwicklung einer adäquaten „digitalen Nähe“ zwischen Bank und Kunden. So hat die Sparda mehr als 100 Beraterplätze mit Screensharing ausgestattet. „Insbesondere durch die Pandemie getrieben, gibt es bei unseren Kunden eine erhöhte Nachfrage nach Online-Kontaktaufnahmen“, so der CEO. Mittlerweile mache das bankeigene Beratungsteam für Videoberatung mehr Um­satz als jede andere der eigenen 35 Filialen. Dabei habe die Pandemie dramatisch zur zunehmend mobilen Nutzung digitaler Angebote beigetragen.

Neue Balance

„Da ist ein neues Grundbedürfnis entstanden“, so Hettich, für den in diesen Kontext auch die Multibanking-App Teo gehört. So konnte der Kundenanteil derer, die Online-Banking nutzen, mit Einführung von Teo von zwei Drittel auf 86% gesteigert werden. Ohnehin sei der Begriff der Nähe zwischen Kunde und Bank einer Veränderung unterworfen, sagt Hettich. Aus ihr heraus sei eine neue Balance zwischen teildigitalen Lösungen und menschlicher Nähe zu entwickeln. Als Beispiel nannte er den Abschluss von Baufinanzierungen, die bisher klassischerweise in den Filialen unterschrieben wurden. So wurden 2021 Baufinanzierungen über insgesamt 92 Mill. Euro per Bildschirm fixiert – bei einem Volumen von insgesamt 1,6 Mrd. Euro.

Sparda-Bank Baden-Württemberg
Kennzahlen nach HGB
in Mrd. Euro2021*2020
Kundeneinlagen13,213
Kundenanlagen bei Union Investment2,92,4
Kundenkredite10,710,7
Jahresüberschuss (Mill. Euro)12,510,4
Bilanzsumme14,814,5
Aufwand in % der DBS0,991,01
Cost-Income-Ratio (%)69,577
Mitglieder (Anzahl)497 677524 738
Kunden (Anzahl)676 297700 763
Mitarbeiter (Vollzeit)684696
*) vorläufigBörsen-Zeitung
BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.