Sparkassen erwarten Durststrecke

Reserven mit gut 4 Mrd. Euro gestärkt - Fahrenschon will Substanz aufbauen "für schlechtere Zeiten"

Sparkassen erwarten Durststrecke

Allen Unkenrufen zum Trotz hat die Sparkassengruppe 2014 mit einem derart starken Ergebnis abgeschlossen, das es erlaubt, die Vorsorgereserven erneut kräftig aufzustocken. Innerhalb von fünf Jahren wurden für schlechtere Zeiten damit 18,7 Mrd. Euro an zusätzlichen Puffern gebildet.bg Frankfurt – Die deutschen Sparkassen stellen sich darauf ein, dass es bei der Ergebnisentwicklung ab 2016 eine Durststrecke gibt. Dabei ist es der Finanzgruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr gelungen, sich außerordentlich gut zu behaupten, wurden Zins- und Provisionsüberschuss doch gesteigert: Der Zinsüberschuss legte um 0,5 % auf 23,1 Mrd. Euro zu, der Provisionsüberschuss um 2,8 % auf 6,6 Mrd. Euro. Bei anziehendem Personalaufwand verringerte sich dann das Betriebsergebnis vor Bewertung marginal auf 10,9 (i.V. 11,0) Mrd. Euro.Dies wurde aber mehr als kompensiert von einem um 600 Mill. Euro auf – 4,6 Mrd. Euro verbesserten Bewertungsergebnis. Dabei profitierten die Institute von historisch niedrigen Wertberichtigungen. So betrug die Risikovorsorge im Kreditgeschäft lediglich 0,3 Mrd. Euro, bei den Wertpapieren ergab sich sogar ein Bewertungsertrag von 0,5 Mrd. Euro.Diese momentan günstige Situation mit rekordniedriger Vorsorge für faule Kredite nutzen die Sparkassen, “um nochmals kräftig Substanz aufzubauen”, so der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) Georg Fahrenschon auf der Bilanzpressekonferenz. Konkret erhöhten die zum DSGV zählenden Institute die Vorsorgereserven kräftig um weitere 4,1 (3,2) Mrd. Euro. “Das ist notwendig, denn wir sind uns bewusst, dass die kommenden Jahre betriebswirtschaftlich deutlich schwieriger werden.” Das müsse der Verbund “durch einen deutlich höheren Eigenkapitalbestand abfedern”, gibt der Sparkassenpräsident die Richtung vor. Wenig SpielraumDa den 416 (417) Sparkassen zudem höhere regulatorische Kosten drohten, gebe es keinen Spielraum für höhere Ausschüttungen an die kommunalen Sparkassen-Eigentümer, so Fahrenschon. “Die Sparkassen müssen die erwirtschaftete Substanz in den Häusern behalten.” Dabei seien die Sparkassen insgesamt “in der glücklichen Lage, in dieser absehbaren Entwicklung aus einer Position der Stärke heraus agieren zu können”. Mit einer Kernkapitalquote von 14,5 % erfüllen die zum DSGV zählenden Institute bereits die ab 2019 geltenden Basel-III-Vorgaben.Allerdings ist die Gruppe immer weiter von ihrem Ziel einer Cost-Income-Ratio von 60 % entfernt, erhöhte sich die Kostenquote doch auf 63,7 % (62,9 %). Die Sparkassen stemmen derzeit einen großen Aufwand, um sich in allen Facetten für die Digitalisierung zu ertüchtigen. Über drei Jahre werden 150 Mill. Euro für erweiterte Lösungen im Zahlungsverkehr für E-Commerce und Mobile Banking investiert, für Neuentwicklungen im Multikanalvertrieb schlagen über die Finanz Informatik (FI) pro Jahr 120 Mill. Euro zu Buche. Zudem wird nun zunehmend in die Schulung von Mitarbeitern investiert, die Kunden und Geschäftsprozesse im digitalen Banking begleiten sollen. Fahrenschon stellte in dem Zusammenhang fest, dass an der Flächenpräsenz festgehalten werde – und wenn Geschäftsstellen im Rahmen des Umbaus wegfallen würden, so würden die Sparkassen diese durch Online-Zugangswege, mobilen Außendienst und teilweise auch rollende Geschäftsstellen ersetzen.In Sachen Haftungsverbund stellte Fahrenschon klar, dass das Institutssicherungssystem der Sparkassen subsidiär und dezentral bleibe – erst wenn Maßnahmen auf regionaler Ebene getroffen wurden und dies nicht ausreiche, komme es zu einer Beteiligung anderer Regionen. Damit spielt der DSGV-Präsident auf den schwelenden Disput mit den westfälischen Sparkassen an, die eine Haftungsbegrenzung für Schadenfälle außerhalb ihrer Region fordern. Damit können sich die anderen Sparkassenverbände überhaupt nicht anfreunden. Einer solchen Bevorzugung erteilte Fahrenschon eine klare Absage: “Ich sehe wenig Mehrheiten für die Bevorteilung einer bestimmten Region – da müssten wir andere ja benachteiligen.”Sparkassen und Landesbanken müssen ihren Haftungstopf bis zur Jahresmitte an EU-Richtlinien anpassen, was eine Aufstockung der Mittel um rund 3,3 Mrd. Euro notwendig machen sollte. Welchen Anteil jedes einzelne Institut in den Haftungstopf einzahlen muss, das dürfte im April klar sein, wenn die Londoner Bankenaufsicht EBA festlegt, nach welcher Formel Risikoaktiva und gedeckte Einlagen gewichtet werden. Auf Gruppenebene gehen 0,8 % der gedeckten Einlagen in den Topf.