Sparkassen - Garant für stabile Kreditversorgung

Bankensystem muss zum mittelständisch geprägten Wirtschaftssystem passen

Sparkassen - Garant für stabile Kreditversorgung

Das Spielfeld für Kreditinstitute und ihre Kunden ist im Umbruch. Immer noch verwundert nehmen wir in Europa bereits langjährig Niedrigstzinsen, seit einiger Zeit auch Negativzinsen in Kauf. Wir registrieren mit Besorgnis fundamentale gesellschaftspolitische Veränderungen, von denen wir nicht wissen, zu welchen strukturellen und wirtschaftlichen Folgen sie noch führen werden. Und wir richten unsere Blicke auf die USA, die ihre nationalen Interessen verstärkt in den Vordergrund stellen und damit das Gefüge, das uns seit Jahren selbstverständlich ist, in Bewegung bringen. Überall und mehr denn je stellt sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit unter veränderten Rahmenbedingungen: Wie sich positionieren, wenn die alten Muster nicht mehr greifen? Angebot wird angepasstAuch die Sparkassen stellen die Zeichen der Veränderung in ihren Büchern und ihren Geschäftsstellen fest. Wo Einlagen Kosten verursachen, statt Zinseinnahmen zu erbringen, und Kunden ihre Bankgeschäfte online erledigen statt in der Kundenhalle ihrer Bank, ist eine Neuausrichtung des erfolgreichen Geschäftsmodells angebracht. Was aber unverrückbar im Mittelpunkt steht und bleibt, ist die Rolle der Sparkassen als regionaler Mittelstandsfinanzierer Nummer 1 und Finanzhaus für jeden, der individuelle Anlage- und Vorsorgestrategien sucht. Diese beständige Geschäftsphilosophie der Sparkassen ist gerade in Zeiten der Umwälzung wichtiger denn je.Auf dieser Basis ergreift jede einzelne Sparkasse und auch der Verbund der Sparkassen-Finanzgruppe unternehmerische Maßnahmen zur Zukunftssicherung. Die Sparkassen legen umfassende Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramme auf, die inzwischen beachtliche Erfolge zeigen. Parallel dazu stellen sie auch strukturell die Weichen neu. Wo Kunden neue Wege zu ihrem Finanzdienstleister suchen, passen die Sparkassen frühzeitig ihr Angebot an. Wo Aufgaben besser gemeinsam zu bewältigen sind, schließen sie sich zusammen. Und weil durch die Niedrigzinsen auch die Preismodelle der Sparkassen nicht mehr wie gewohnt funktionieren, überarbeiten sie ihre Leistungsentgelte, wo es notwendig ist.Langfristig genügt es aber nicht, Bestehendes anzupassen. Die Sparkassen intensivieren deshalb ihre Kundenkontakte vor Ort und integrieren neue Leistungen in ihr Angebot. Sie wissen dabei, dass weder die bewährte Bankenwelt mit Geschäftsstellen vor Ort noch die neuesten technischen Errungenschaften allein zum langfristigen Erfolg führen. Es geht darum, neue Optionen anzubieten, sie mit bewährten Ansätzen aus Sicht des Kunden zu integrieren und gleichzeitig die betriebswirtschaftliche Herausforderung rückläufiger Erträge infolge der Niedrigzinsphase zu bestehen.Die Sparkassen sehen bereits, wie ihre Strategien Früchte tragen und realisieren damit Erfolge. So können sie es auch künftig für jeden Bürger und für Unternehmen in jeder Region möglich machen, ganz individuelle Möglichkeiten zu verwirklichen. Doch sie – und mit ihnen ihre mittelständischen Kunden – brauchen einen Rahmen, der es ihnen erlaubt, diese Philosophie zu erhalten.Wirksame Regulierungen – ein klarer Rahmen also – sind unbestritten notwendig. Doch es muss auch sichergestellt sein, dass die Kreditversorgung der kleinen und mittleren Unternehmen nicht durch überhöhte Kapitalanforderungen an ihre Kreditgeber gestört wird. Für internationale Großbanken erdachte Regeln dürfen nicht weiter Regionalbanken wie die Sparkassen erdrosseln. Wir brauchen für kleine und mittlere Institute andere Regeln als für internationale und große. Deshalb treten wir dafür ein, eine “small and simple banking box” in Europa zu etablieren. Gefahr ungleich kleinerAktuell unterliegen die mittelständischen Kreditinstitute in Europa – anders als in den USA – grundsätzlich den gleichen Regulierungsanforderungen wie Großbanken. Es gilt “one size fits all”. Für kleine Banken und Sparkassen schießen Regulierung und Aufsichtsmaßnahmen jedoch oft weit über das Ziel hinaus. Besonders deutlich wird dies bei den Offenlegungs- und Meldepflichten und im Risikomanagement. Hier entstehen unverhältnismäßig hohe operative Belastungen, während doch gleichzeitig die Gefahr für die Finanzstabilität, die von einer Sparkasse ausgeht, ungleich kleiner ist.Wir sind deshalb davon überzeugt, dass es für Institute unterschiedlicher Größe auch mehrere, unterschiedliche Regulierungsgrößen geben sollte. Dabei dürften deutliche Effizienzvorteile entstehen, wenn nicht detailorientiert an sämtlichen Regulierungsmaßnahmen adäquat nachkorrigiert werden muss, sondern vielmehr unmittelbar ein zweigeteiltes System etabliert wird. Damit würde die Regulierung für Regionalbanken schon im Aufbau ebenso “small and simple” sein, wie es auch deren Geschäftsmodell ist.Es geht darum, das Bankensystem in Deutschland auch weiterhin so auszurichten, dass es zum mittelständisch geprägten Wirtschaftssystem passt. Das hat sich in der Finanzkrise bewährt: Kleine Kreditinstitute waren der Garant für eine stabile Kreditversorgung der mittelständischen Wirtschaft. Die Sparkassen setzen sich jetzt dafür ein, dass es auch in Zukunft so bleiben kann.—Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenverbands Bayern