Sparkassenverband Baden-Württemberg

Sparkassen im Ländle heben privates Kapital für Transformation der Energiewirtschaft

Im Oktober soll er in Form eines Pilotprojektes der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen endlich kommen – der Sparkassenbrief, mit dem Privatkunden im Ländle sich direkt an der Transformation der Wirtschaft beteiligen können.

Sparkassen im Ländle heben privates Kapital für Transformation der Energiewirtschaft

Sparkassen heben privates Kapital für Transformation

Für Verbandschef Neth ist im Südwesten die Talsohle bei Immobilienfinanzierung durchschritten

spe Stuttgart

Die baden-württembergischen Sparkassen kommen ihrem Ziel näher, privates Kapital für die Transformation der Wirtschaft zu heben. Dies soll von Oktober an in einem Pilotprojekt mit der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen über die Ausgabe eines Sparkassenbriefs mit dem Namen „Impulsgeber Energienetze“ ausgelotet werden. Das deutschlandweit erste Produkt dieser Art werde „erkennbar, einfach, risikoarm und fest verzinst sein“, sagte der Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW), Matthias Neth, in Stuttgart zur Halbjahresbilanz.

Anteil an Betreiber von Stromnetzen

Bekanntlich hatte 2023 ein Südwestkonsortium unter Führung der Sparkassengruppe knapp 25% an dem Betreiber von Stromnetzen, Transnet BW, für 1,1 Mrd. Euro erworben. Die dabei rund 30 engagierten Sparkassen haben nun die Möglichkeit, ihre Kunden an der Transaktion teilhaben zu lassen, ohne eine direkte Beteiligung einzugehen. Vielmehr soll ein Sparbrief emittiert werden, für den durch eine Mittelverwendungsbilanz sichergestellt wird, dass die eingeworbenen privaten Gelder für den neuen Sparbrief auch tatsächlich der Refinanzierung der Transnet-Beteiligung dienen.

Insgesamt strebt die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen ein Emissionsvolumen von 50 Mill. Euro an. Die geplante Laufzeit soll bei einem Zins von 2,5% bei zwei bis drei Jahren liegen. Der Einstiegsbetrag soll eine Größenordnung von 500 Euro haben, der Höchstanlagebetrag pro Kunde ist bei 500.000 Euro gedeckelt.

Blaupause für weitere Sparbriefe

Neth geht davon aus, dass weitere der beteiligten Sparkassen mit ähnlichen Produkten an den Markt gehen, sobald sich das Pilotprojekt der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen als erfolgreich erweist. Dabei kann das Modell eine Blaupause für weitere Sparbriefe sein. Es sei aber auch denkbar, dass man bei der Produktkonstruktion auch mal nachjustieren müsse, etwa wenn es gelte, andere Projekte oder Institutionen im Sinne der Transformation des Energiemarktes und der Wirtschaft zu finanzieren. Angesichts des Umstands, dass die Dekarbonisierung in Deutschland bis 2045 jährlich mit 6 Bill. Euro zu Buche schlage, führt nach Überzeugung Neths kein Weg um die Mobilisierung privaten Kapitals herum. Wie Verbandsgeschäftsführer Ralf Bäuerle mit Blick auf die Esslinger Pilotprodukte sagte, sei man derzeit mit der Aufsicht noch im Austausch über die Höhe der Eigenkapitalunterlegung von möglichst nicht mehr als 100%. „Wir stoßen dabei aber nicht auf eine Wand der Gegenwehr“, so Bäuerle auf die Frage, ob das Projekt an dieser Frage noch scheitern könnte.

Talsohle durchschritten

Indessen sieht Neth in einem Kerngeschäft seiner Institutsgruppe, der privaten Baufinanzierung, mit einem Plus von 1,6% auf 90,3 Mrd. Euro des Wohnungsbaukreditbestands die Talsohle zwar als durchschritten an. Doch plädierte er angesichts sinkender Baugenehmigungen im Südwesten für neue Impulse zugunsten der Baubranche – etwa durch die Senkung der Grunderwerbsteuer. Noch 2022 und 2023 war es insbesondere bei der privaten Immobilienfinanzierung zu einem Einbruch der Neuzusagen gekommen, was das Kreditvolumen bis heute langsamer wachsen lässt. Jedoch ist auch hier der Tiefpunkt durchschritten, nachdem die Neuzusagen von Darlehen im ersten Halbjahr um 3,8% auf 11,5 Mrd. Euro ins Positive gedreht haben.

Auch der Firmenkreditbestand zeigt mit einem Plus von 1,4% auf 80,4 Mrd. Euro nach oben, bleibt aber weit hinter den Zuwächsen der Vorjahre zurück – was Neth mit der allgemeinen Investitionszurückhaltung begründete. Allerdings bleibt dabei das Niveau der Risikovorsorge nahe an der Nullgrenze – „was für die Qualität unseres Kreditbuchs spricht“. Parallel dazu stiegen auf der Passivseite der Bilanz die Kundeneinlagen um 1,6% auf 171,3 Mrd. Euro. Dass Wertpapiere auch in diesen Zeiten nach wie vor nachgefragt werden, machte der Verbandspräsident an einem Nettoabsatz von 1,1 Mrd. Euro fest.

Auf die Frage, wie viele der 50 Sparkassen im Land in Cum-cum-Geschäfte involviert seien, sagte Neth, es handle sich um eine „sehr geringe Zahl“. Man habe alle Fälle mit den Finanzverwaltungen diskutiert und entsprechende Steuerrückzahlungen geleistet. Nun harre man der obergerichtlichen Rechtsprechung.

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