Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen legt Prognose vor

Sparkassen in Hessen und Thüringen rechnen für 2024 kostenbedingt mit Gewinneinbußen

Die Sparkassen in Hessen und Thüringen werden sich in diesem Jahr mit niedrigeren Gewinnen begnügen müssen, weil die Kosten steigen. Die Institute stellten mehr Personal ein, heißt es, um im sich verschärfenden Wettbewerb um Fachkräfte nicht das Nachsehen zu haben.

Sparkassen in Hessen und Thüringen rechnen für 2024 kostenbedingt mit Gewinneinbußen

Sparkassen rechnen mit Gewinneinbußen

Institute in Hessen und Thüringen prognostizieren für 2024 kostenbedingt 10 Prozent weniger – Zinsüberschuss stabil

fir Frankfurt

Die 48 Sparkassen in Hessen und Thüringen werden in diesem Jahr voraussichtlich mit 1,46 Mrd. Euro vor Bewertung ein Zehntel weniger verdienen als im vergangenen Jahr, in dem sie ein Rekordergebnis einfuhren. Geschuldet ist das Minus den Prognosen des Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen (SGVHT) zufolge den um 7,5% steigenden Kosten. Der Zinsüberschuss wird demnach mit einem Rückgang gegenüber 2023 um 0,4% auf 2,73 Mrd. Euro weitgehend stabil bleiben, wobei Zinssenkungen hier bereits eingepreist seien.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Juni erstmals seit zwei Jahren die Zinsen um 0,25% gesenkt und gestern mit einer ebenso hohen Kürzung nachgelegt. Der für Banken maßgebliche Einlagenzins, zu dem ihre bei der Notenbank geparkten Gelder verzinst werden, beträgt nun nur noch 3,50%.

Zinseinnahmen auf höherem Niveau

Der Geschäftsführende Präsident des SGVHT, Stefan Reuß, verwies am Donnerstag in einem Pressegespräch darauf, dass die Mitgliedsinstitute des Verbandes im vergangenen Jahr noch ein Viertel mehr Zinsüberschuss verbucht hatten als 2022. Die Zinswende habe die Ertragskraft der Sparkassen „in ihrem auf dem Zins basierenden Brot- und Buttergeschäft“ wieder normalisiert, sagte er. Zwar sei schon seinerzeit klar gewesen, dass sich dieser „Ertrags-Booster“ nicht wiederholen lasse, die Erträge aus dem Zinsgeschäft mithin nachlassen würden. Doch stabilisierten sich die Zinserträge auf einem weitaus höheren Niveau als während der Niedrigzinsphase.

Das Kostenwachstum fällt mit 8,3% besonders stark beim Personal aus. Tarifsteigerungen seien ein Faktor, ein weiterer, dass sich die Sparkassen verstärkt auf den demografischen Wandel vorbereiteten. „In diesem Bereich machen sich die Anstrengungen der Sparkassen bei der Gewinnung und beim Halten von Personal bemerkbar“, sagte Reuß.

Mehr Personal eingestellt

Die Institute in Hessen und Thüringen stellen ihm zufolge mehr Personal ein als früher, was in einigen Sparkassen unter dem Strich auch mit einem Beschäftigungsaufbau verbunden sei. Man beabsichtige, sich angesichts des altersbedingten Ausscheidens vieler Arbeitnehmer in den nächsten Jahren und des zunehmenden Wettbewerbs um Fachkräfte gut zu positionieren. „Viele wollen sich für die Zukunft gut aufstellen, das heißt, sie fahren den Personalaufwand jetzt bewusst höher“, sagte der Sparkassen-Präsident.

Risikovorsorge aufgestockt

Ein anderer Kostenfaktor, die Risikovorsorge, wird laut SGVHT ebenfalls steigen, jedoch „unspektakulär“ bleiben. Hatten die hessischen und thüringischen Institute Angaben aus dem Februar zufolge 2023 die Kreditrisikovorsorge um 156 Mill. Euro erhöht, nachdem im Jahr zuvor nur 13 Mill. Euro zugeführt worden waren, so seien in diesem Jahr 197 Mill. Euro zu erwarten.

Ertragsseitig wird laut Prognosen der Provisionsüberschuss zulegen, der mit gut 980 Mill. Euro den Vorjahreswert um knapp 2% übersteigen werde. Das Betriebsergebnis wird den Angaben zufolge nach Bewertung und vor Dotierung der Vorsorgereserven bei rund 1,3 Mrd. Euro liegen.

Neubauten „fast zum Erliegen gekommen“

Nahm der Kreditbestand der Sparkassen im ersten Halbjahr um gut eine halbe Milliarde Euro bzw. 0,6% auf 93,9 Mrd. Euro zu, so war der Anstieg zuvorderst auf mehr Ausreichungen an Firmen und an die öffentlichen Haushalte zurückzuführen. Der Kreditbestand bei Privatpersonen sei hingegen um 140 Mill. auf nurmehr 38,7 Mrd. Euro geschrumpft, hieß es. Das sei wenig überraschend, befand Reuß. „Schließlich befindet sich der Wohnungsbau in Deutschland schon seit längerem in einer Besorgnis erregenden Strukturkrise, die auf das Kreditgeschäft unserer Institute abfärbt." Trotz enormen Bedarfs an Wohnraum seien Neubauten „fast zum Erliegen gekommen“. Als Gründe dafür nannte er Preis- und Lohnsteigerungen, hohe Zinsen und immer engmaschigere energetische Vorschriften.

Mehr Zusagen im ersten Halbjahr

Immerhin lasse die Entwicklung im Halbjahr hoffen. So hätten die Sparkassen im Verbandsgebiet ein um ein Fünftel höheres Immobilienkreditvolumen als im Vorjahreszeitraum zugesagt. Von diesen 1,9 Mrd. Euro werde aber der Großteil für den Kauf bestehender Gebäude und nicht für Neubauten aufgewendet.

Zu Commerzbank/Unicredit wollte sich Reuß nicht weiter äußern. Man werde die „interessante Entwicklung“ weiter im Auge behalten.

Die Sparkassen in Hessen und Thüringen werden sich mit niedrigeren Gewinnen begnügen müssen. Der Verband SGVHT rechnet mit 1,46 Mrd. Euro vor Bewertung, 10% weniger als 2023. Die Kosten steigen, weil sie mehr Personal einstellen, um sich im verschärfenden Wettbewerb um Fachkräfte gut zu positionieren.

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