Sparkassen in Schleswig-Holstein lehnen "Superlandesbank" ab

Verbandspräsident: Risiken zu groß - Beitrag zur Nord/LB-Rettung für Nord-Sparkassen verkraftbar - Zuversicht bei Provinzial-Fusion

Sparkassen in Schleswig-Holstein lehnen "Superlandesbank" ab

ste Kiel – Im Sparkassenlager Schleswig-Holsteins wird das diskutierte Ziel einer “Superlandesbank” kritisch beurteilt. Durch den Zusammenschluss aller großen Landesbanken entstünde die zweitgrößte Bank in Deutschland mit Risiken, die viel zu groß wären, meinte Reinhard Boll, Präsident des Sparkassen- und Giroverbands für Schleswig-Holstein (SGVSH), in der Jahrespressekonferenz des Verbandes.Ihm fehle zudem die Fantasie sich vorzustellen, wie die Bildung einer allein von den Sparkassen getragenen Superlandesbank finanziert werden sollte. Es müsste viel Geld in die Hand genommen werden, um die staatlichen Eigentümer etwa der BayernLB und der LBBW, die “nichts zu verschenken” hätten, herauszukaufen, so Boll. “Das sehe ich nicht.” Mit dem Zielbild von zwei bis drei Landesbanken könne er “gut leben”.Die Errichtung einer Sparkassenzentralbank halte er nicht für unrealistisch, allerdings nur ohne Beteiligung der großen Landesbanken. In Frage kämen das Wertpapierhaus Deka und andere Zentralinstitute “rund um den DSGV” (Deutscher Sparkassen- und Giroverband). Ein solches Gebilde sei aber “bei weitem nicht der Aufschlag, den der DSGV im Moment meint”. Die DekaBank bezeichnete Boll als das “Trumpf-Ass” der Sparkassen, das man nur einmal ausspielen könne. “Das würde ich niemals zu Anfang machen”, sagte der Sparkassenpräsident. Boll äußerte sich ablehnend zur Möglichkeit der Fusion einer großen Landesbank mit der Deka. “Dann ist landesbanktypisches Geschäft dabei, und das muss ich nicht haben.” Die Sparkassen in Schleswig-Holstein seien froh, das Landesbankgeschäft gerade mit dem Verkauf der HSH Nordbank abgegeben zu haben.Die Ende November vollzogene Privatisierung der von der Schifffahrtskrise gebeutelten Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein, an der der Verband mit rund 5,3 % beteiligt war, habe sich nicht auf die Erfolgsrechnung der elf Sparkassen Schleswig-Holsteins im vorigen Jahr ausgewirkt, sagte Boll. Die Beteiligung war vor einigen Jahren vollständig abgeschrieben worden. Dank positiver Effekte aus dem neutralen Ergebnis und aus dem Bewertungsergebnis lag der ausgewiesene kumulierte Jahresüberschuss der Institute 2018 mit 84 (i.V. 56) Mill. Euro deutlich über dem Vorjahresniveau. Das Betriebsergebnis vor Bewertung schmolz hingegen aufgrund eines rückläufigen Zinsüberschusses auf 347 (366) Mill. Euro zusammen. Der Sparkassenpräsident bezeichnete das Ergebnis in Anbetracht des Finanzmarktumfelds als zufriedenstellend. Gemessen an der Durchschnittsbilanzsumme liege man mit 0,87 (0,95) % bundesweit immer noch in der Spitzengruppe.Im laufenden Jahr sei mit einem weiter sinkenden Zinsüberschuss zu rechnen, der Trend des Abbaus von unwirtschaftlichen Filialen und von Arbeitsplätzen setzte sich zugleich fort. Eine Sparkassenfusion in Schleswig-Holstein sei nicht absehbar. Auch der Beitrag zur Kapitalstärkung der Nord/LB über das Sicherungssystem der Sparkassen-Finanzgruppe werfe die Sparkassen in Schleswig-Holstein nicht um. Eine Zahl wollte Boll nicht nennen. Während etwa die bayerischen Sparkassen bis zu 68 Mill. Euro beisteuern, dürfte sich der Nord/LB-Beitrag der Institute in Schleswig-Holstein auf einen kleinen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag belaufen. Die Nord/LB fungiert für die Sparkassen im nördlichsten Bundesland als Girozentrale. Zum Fusionsprojekt der öffentlichen Versicherer Provinzial Rheinland und Provinzial Nordwest – an Letzterer ist der SGVSH mit 18 % beteiligt – sagte der Sparkassenpräsident, man sei sich bislang nicht einig, aber die Beteiligten seien so weit gekommen wie bei keinem Fusionsanlauf zuvor. Verhandelt werde über einen Konzern mit einem Unternehmenswert von 4,5 Mrd. Euro und 5 000 Beschäftigten. “Ich gehe davon aus, dass es was wird.” Mit Blick auf einen möglichen Zusammenschluss der LBS West mit der kleineren LBS Schleswig-Holstein-Hamburg, an der der SGVSH mit 57,5 % beteiligt ist, zeigte sich Boll weniger optimistisch. Das Bewertungsstadium sei noch nicht erreicht.