Sparkassen kündigen Filialabbau an

Fahrenschon rechtfertigt Verzögerung des digitalen Bezahlsystems Paydirekt mit Verweis auf Sicherheitsaspekte

Sparkassen kündigen Filialabbau an

Im Zuge der Digitalisierung wird sich die Zahl der Filialen auch im Sparkassenlager verringern. Die Verzögerung bei der Einführung des digitalen Bezahlsystems Paydirekt rechtfertigt Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), mit Sicherheitsaspekten.bn Frankfurt – Der Abbau von Filialen im Zuge der Digitalisierung erfasst nun auch die Sparkassen. Auf der vom “Handelsblatt” veranstalteten Tagung “Banken im Umbruch” hat Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), am Mittwoch die Schließung von Geschäftsstellen im Sparkassensektor angekündigt. “Die Kunden kommen schon heute 200-mal häufiger über die SparkassenApp zu uns als über die Geschäftsstelle”, erklärte er: “Und natürlich ziehen auch die Sparkassen daraus Konsequenzen und passen, so wie in der Vergangenheit auch, ihr Netz den neuen Bedürfnissen an.” Weniger, aber höherwertigFilialen müssten durch Beratung Mehrwert liefern, sagte Fahrenschon. Umgekehrt ergebe sich daraus, dass immer weniger Geschäftsstellen für reine Abwicklungsaufgaben benötigt würden. “Die Sparkassen werden künftig weniger, aber eben gleichzeitig höherwertige Geschäftsstellen haben.” Zum Ausmaß des von ihm prognostizierten Filialabbaus äußerte sich Fahrenschon auf Nachfrage nicht.Grundsätzlich hält der DSGV-Präsident die Voraussetzungen der Sparkassen, die Digitalisierung zu meistern, für gut. Die Sparkassen hätten die meisten Kundenverbindungen, die größte persönliche Kundennähe und das höchste Kundenvertrauen, rechnete er vor: “Wir haben die größten Mengengerüste, nicht nur im Zahlungsverkehr. Und wir haben einen leistungsfähigen Allfinanzverbund, der aus eigener Kraft alle Finanzdienstleistungen anbieten kann.” Die Sparkassen modernisierten und erweiterten ihr Kernbanksystem OSPlus, berichtete er. OSPlus-neo sei eine kanalübergreifende Plattform mit identischer Oberfläche für Kunde und Berater. Erste Geschäftsprozesse seien in diesem Jahr bereits nutzbar. Integrierter VerbundauftrittDas elektronische Postfach werde die Kommunikationsdrehscheibe über alle Kanäle. Künftig würden alle Dokumente, auch die der Verbundunternehmen, dort hinterlegt, zählte Fahrenschon als Erfolge auf. Dies sei ein großer Schritt hin zu einem integrierten Verbundauftritt.Vom Publikum musste sich Fahrenschon dessen ungeachtet kritische Fragen dazu anhören, ob sich die Sparkassengruppe auch hinsichtlich Paydirekt, des digitalen Bezahlsystems der deutschen Kreditwirtschaft, auf Ballhöhe mit dem Zeitgeist bewegt. Die Verzögerung im Sparkassenlager begründet Fahrenschon vor allem mit Sicherheitsbedenken, aber auch mit Qualitätsanforderungen der Sparkassen. Die Sparkassen legten allergrößten Wert auf Sicherheit und Qualität, erklärte er. Deshalb müssten die neuesten Verschlüsselungstechnologien eingesetzt und umfangreich getestet werden, auch um den Preis, dass dies Zeit koste. Daher rieten die Sparkassen dazu, in diesem Jahr zunächst die bereits fertigen Anwendungen umfangreich mit Mitarbeitern und einzelnen Instituten zu testen. Einen flächendeckenden Start zum Weihnachtsgeschäft werden die Sparkassen nicht schaffen, da sie erst mit Verspätung in das Gemeinschaftsprojekt eingestiegen sind. Die Volks- und Raiffeisenbanken wollen im November so weit sein.Bei den Händlern sollte man erst nach dem Weihnachtsgeschäft mit dem neuen Zahlungsverfahren durchstarten, erklärte er: “Im Oktober gehen die nicht mehr auf eine neue Technik, weil das Weihnachtsgeschäft für sie zu wichtig ist”, argumentierte Fahrenschon, der selbstbewusst erklärte, entscheidend für den Erfolg von Paydirekt sei ohnehin die Mitwirkung der Sparkassen mit ihren 34 Millionen Privatkunden: “Angesichts der Marktverteilung geht es erst dann los, wenn die Sparkassen mit anschieben.” Einen konkreten Termin für einen flächendeckenden Start nannte er nicht.Überhaupt sollte man nicht die Realitäten des Marktes aus dem Blick verlieren: “Wir wickeln mehr Zahlungsvorgänge ab als alle Banken in Spanien und Italien zusammen.” Noch erfolgten bundesweit 53 % aller Zahlungsvorgänge bar, 29 % über die Girocard und 8 % per Überweisungen und Lastschriften: “Revolutionen finden vornehmlich im Feuilleton statt. In der Wirklichkeit geht es um Evolution.” Schnelle Entscheide gefordertMit Blick auf niedrige Zinsen und Regulierung forderte Fahrenschon zugleich schnellere Entscheidungen und klarere Verantwortlichkeiten im Verbund. Wie man dabei die Entscheidungsmacht, das Know-how und die Stärken der Sparkassen und der Landesbanken vor Ort respektieren und zugleich die Verbindlichkeit und die Schritttaktung auch auf der Spitzenebene stärken könne, damit setze man sich derzeit auseinander.Zum Ergebnis der Sparkassen sagte Fahrenschon Reuters, die Geldpolitik der EZB sei für alle einlagenstarken Institute eine Herausforderung, aber er rechne im laufenden Jahr dennoch mit einem guten Ergebnis: “Ich gehe von einem erfreulichen Verlauf des Jahres 2015 aus, weil die wirtschaftliche Entwicklung ganz ordentlich ist.”