Sparkassen schießen scharf gegen die EZB-Geldpolitik

Fahrenschon kündigt vermehrte Negativzinsen für Großeinleger an

Sparkassen schießen scharf gegen die EZB-Geldpolitik

bn/bg Frankfurt – In der deutschen Kreditwirtschaft wird der Ton gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB) rauer. Deren Geldpolitik haben, nach den Genossenschaftsbanken vor wenigen Tagen, am Dienstag auch die Sparkassen verurteilt: “Die Geldpolitik der EZB ist falsch. Sie ist gefährlich. Sie ist nutzlos, weil keinerlei positive Effekte mehr erkennbar sind. Und sie ist aus unserer Sicht auch nicht mehr sachgerecht, weil sie sich an einem angesichts der Ölpreisentwicklung nicht sinnvollen Inflationsziel ausrichtet”, erklärte Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Girobands (DSGV), auf der Bilanzpressekonferenz. Seiner Einschätzung nach werden die langfristigen Folgen der momentanen Geldpolitik noch immer unterschätzt. Sie berge “sozialpolitischen Sprengstoff”. So bauten sich in der Altersvorsorge Risiken auf. In der vergangenen Woche hatte Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), EZB-Präsident Mario Draghi “Geldpolitik mit der Brechstange” und “geldpolitischen Aktionismus” vorgeworfen.Die gut 400 Sparkassen haben die Folgen des Zinstiefs fürs Ergebnis 2015 durch eine Steigerung des Provisionsüberschusses überkompensiert. In die Vorsorgereserve steckten sie 4,2 Mrd. Euro. Höhere Verwaltungsaufwendungen und zinsbedingte Abschreibungen im Eigendepot drückten den Vorsteuergewinn um 200 Mill. auf 4,6 Mrd. Euro. Für Fahrenschon ist klar, “dass sich diese guten Ergebnisse in den nächsten Jahren nicht wiederholen werden”. Sparkassen sollen daher das Provisionsgeschäft forcieren, im Kreditgeschäft wachsen, Kosten begrenzen sowie Leistungen “verursachungsgerechter bepreisen”. Die Zeit kostenloser Girokonten sei vorbei, erklärte Fahrenschon und kündigte auch verstärkt negative Zinsen für “große Einlagenvolumina gewerblicher Anleger” an. Der für die Digitalisierung verantwortlich zeichnende DSGV-Vorstand Joachim Schmalzl stellte klar, dass die Sparkassen “bereits jetzt die größte Online-Bank Deutschlands” seien. Schon bald solle eine App für die Überweisung kleiner Beträge von Handy zu Handy aufgespielt werden. Dabei handelt es sich um eine Eigenentwicklung.—– Nebenstehender Kommentar- Berichte Seite 3