Ob Handwerksbetrieb, Automobilzulieferer, Hersteller von Medizintechnik oder das kleine familiengeführte Hotel – Niedersachsen ist ein Land des Mittelstands. Sehr viele Betriebe von der Elbe bis zur Weser, vom Harz bis an das Meer – wie es im Niedersachsenlied heißt – gehören zu den kleinen oder mittleren Unternehmen. Damit unterscheiden wir uns nicht gänzlich vom übrigen Deutschland. Vielfältige WirtschaftWährend andere Länder Europas eher zu zentralräumlichen Ausprägungen neigen, sind hier, neben den wichtigen großen Industrieunternehmen, die zahlreichen, überall im Land verteilten kleinen und mittelständischen Betriebe von elementarer Bedeutung. Sie sind vielfältig, verfügen über eine breite unternehmerische Denkweise, die verknüpft ist mit einem hohen Maß an Verantwortung für den jeweiligen Standort und die Menschen. Sie bieten zahlreiche Arbeits- und Ausbildungsplätze. Und sie machen die deutsche und niedersächsische Wirtschaft so erfolgreich. Eine Wirtschaft, die Ideen wachsen lässt, die Tradition und Innovation verbindet und dadurch enorm vielfältig ist. Wettbewerb sichernUnsere Wirtschaftsstruktur ist das Ergebnis von Dezentralität, sozialer Marktwirtschaft und einem föderativen Rahmen. Diese Strukturen haben mit dem Drei-Säulen-System eine korrespondierende Kreditwirtschaft. Und daher sind eben diese kreditwirtschaftlichen Strukturen für die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland unverzichtbar. Die soziale Marktwirtschaft verbindet die Freiheit der Marktteilnehmer, die ihren Wettbewerbsinteressen nachgehen, mit den Regeln des Staates, der den Ordnungsrahmen vorgibt.Der Wettbewerb muss gesichert und gleichzeitig eine übermäßige Marktmacht verhindert werden. Damit das gelingt, brauchen wir Regeln als eine gute Grundlage. Wir benötigen Regeln, die unseren Wirtschaftsstrukturen und der ihr entsprechenden Kreditwirtschaft Rechnung tragen. Mittlerweile hat die Regulierungsdichte allerdings eine Qualität erreicht, die insbesondere kleine und mittlere Kreditinstitute zunehmend belastet, in Teilen auch überlastet. Das bezieht sich vor allem auf die Summe der neuen Auflagen, die auf jedes einzelne Kreditinstitut zukommt und die es erfüllen muss. Da gibt es keine Wahl.Nach dem EU Single Rulebook gelten einheitliche Mindestanforderungen für alle Kreditinstitute. Die starren, uniformen Regeln erzeugen Wettbewerbsnachteile für kleine und mittlere Institute, denn dort führt dieser Ansatz zu einem überproportionalen und unverhältnismäßig hohen Mehraufwand, und zwar nicht nur in Euro und Cent. Langfristig kann dies auch zulasten einer adäquaten Versorgung der Bürger und kleinen sowie mittleren Unternehmen mit Finanzdienstleistungen überhaupt und insbesondere mit Krediten gehen. Wirksamen Ansatz wählenDie derzeit gültigen Regulierungsmaßnahmen sollten daher besser auf die Belange regionaler mittelständischer Kreditinstitute mit einem risikoarmen Geschäftsmodell ausgerichtet werden. Es soll kein regulierungsfreier Raum entstehen, sondern ein angemessener und wirksamer Ansatz gewählt werden, der es Retailbanken ermöglicht, ihre Kunden zu bedienen und verantwortungsvoll zu wirtschaften. Die Einrichtung einer sogenannten “Small and Simple Banking Box” ist daher unser Vorschlag für mehr Proportionalität in der Bankenregulierung.Jede Säule in unserem Bankensystem hat ihre Daseinsberechtigung. Gemeinsam sorgen sie für Stabilität und Prosperität. Das Geschäftsmodell der Sparkassen ist dabei das Spiegelbild der Realwirtschaft. Sparkassen agieren flexibel und bieten den mittelständischen Unternehmen die Finanzdienstleistungen, die sie brauchen. Denn sie kennen ihre Kunden sehr gut, weil sie in der Regel eine langfristig gewachsene, persönliche Geschäftsbeziehung pflegen. Verlässliche PartnerDarüber hinaus verfügen sowohl die Unternehmen als auch die Sparkassen über die notwendige Expertise der örtlichen Gegebenheiten und Bedingungen. Auch die jüngsten Zahlen belegen, dass die niedersächsischen Sparkassen verlässlicher Partner der hier ansässigen Unternehmen sind: Der Kreditbestand wächst kontinuierlich, das Neugeschäft boomt. Die Basis dieses mittelstandsorientierten Kreditgeschäfts liegt in einem dazu genau passenden Einlagengeschäft, das die vor Ort eingesammelten Gelder in der Region in Kredite ummünzt.Elementarer Bestandteil des Geschäftsmodells der Sparkassen ist vor allem auch die enge Bindung an die Kommunen. So spiegelt die dezentrale Sparkassen-Finanzgruppe das Prinzip der kommunalen Selbstverwaltung wider, das Ausdruck von Demokratie, Freiheit und Eigenverantwortung vor Ort ist. Sparkassen sind eng und untrennbar mit den Kommunen verbunden. Mehr noch: Erst aus der kommunalen Bindung entsteht die Legitimation für öffentlich-rechtliche Sparkassen mit Regionalprinzip. Seit vielen Jahren bewährtSparkassen sind aber auch wirtschaftlich selbständige und unternehmerisch geführte Kreditinstitute. Ihre Aufgabe ist es, den Menschen und den Unternehmen in ihrem jeweiligen Geschäftsgebiet zuverlässig zur Seite zu stehen. Und in diesem Geschäftsgebiet wird auch entschieden. Die Einbindung der kommunalen Vertreter in die Kontrollgremien der Sparkassen dient der Erfüllung des öffentlichen Auftrags und bewährt sich seit vielen Jahren. Die Verwaltungsräte sind generalistisch geprägt. Sie bringen eine breite Diversität an Kenntnissen aus ihren jeweiligen Berufen sowie Expertise in örtlichen Strukturen und Marktgebieten mit und sind demokratisch legitimiert. Für die Sparkassen ist das sehr wertvoll.Sparkassen sind mehr als eine Bank – es geht nicht nur um Bankfachlichkeit, sondern um umfassendes Wissen, vielfältige Kenntnisse, gesunden Menschenverstand und Erfahrung. Es geht um die Förderung des Wirtschaftsstandortes Deutschland, aber ebenso um die Begleitung und Unterstützung der Unternehmen vor Ort. Es geht um langfristige Kundenbeziehungen sowie die Erhöhung der Lebensqualität in den vielen Landkreisen, Städten, Dörfern und Gemeinden. Für diese erfolgreichen Strukturen und funktionierenden Mechanismen lohnt sich der Einsatz. Denn es ist ein Einsatz für die Zukunft unserer Volkswirtschaft und daher für jeden von uns von großer Bedeutung.—Thomas Mang, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen