16. INTERNATIONALER RETAIL-BANKENTAG

Sparkassen sollen Reserven bilden

"Sehr reife" Konjunktur treibt DSGV-Präsident Schleweis um - Verbund investiert in Zahlungsdienste

Sparkassen sollen Reserven bilden

bn Frankfurt – Der Druck auf die Ergebnisse von Deutschlands Sparkassen steigt. Dies hat Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV), am Donnerstag auf dem von Börsen-Zeitung und Diebold Nixdorf veranstalteten 16. Internationalen Retail-Bankentag deutlich gemacht. Der Rückgang des Zinsergebnisses werde im laufenden Jahr nicht durch Neugeschäft ausgeglichen werden können, weil die Margen im Neugeschäft ebenfalls unter Druck stünden, erklärte er. 2016 und 2017 ist es den Sparkassen gelungen, den Rückgang des Zinsüberschusses durch eine Erhöhung der Provisionseinnahmen auch infolge von Preissteigerungen beinahe komplett zu kompensieren. An die Sparkassen appellierte Schleweis ungeachtet einer “sehr reifen” Konjunktur, nach Möglichkeit Reserven zu bilden. Geld, das die Institute jetzt verdienten, weil Risikovorsorge ausbleibe, sollten sie beiseitelegen, “bis es gebraucht wird”, wenn wieder eine wirtschaftlich schwierigere Phase komme, erklärte er. Deshalb gelte es, bei der Kapitalausstattung abzuwägen. Ausschüttungen hätten “immer nur einen begrenzten Einmaleffekt”. Eine stabile, leistungsfähige Sparkasse hingegen nütze dem Trägergebiet kontinuierlich, sagte er. 2018 investieren die Sparkassen seinen Angaben zufolge vor allem in neue Zahlungsverkehrsdienste. Schleweis verwies unter anderem auf die zur Jahresmitte startende Möglichkeit des mobilen Zahlens per Smartphone an der Ladenkasse. Als erste Verbundgruppe in Deutschland führten die Sparkassen auch die Überweisung in Echtzeit flächendeckend ein. Instant Payments sollten eine “selbstverständliche Option für die Kunden und den Handel sein”, erklärte er: “Das geht aber nur, wenn möglichst viele Anbieter schnell nachziehen.”Einen weiteren Standard hätten die Sparkassen mit Kwitt, “dem erfolgreichsten Dienst für das Handy-zu-Handy-Bezahlen am deutschen Markt”, gesetzt. Kunden der Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie einer Reihe kleinerer Privatbanken könnten sich seit Ende Mai so einfach wie im Falle einer SMS gegenseitig Geld senden und voneinander Geld empfangen.Für die deutschen Retailbanken werde es immer wichtiger, gemeinsame Standards zu entwickeln, betonte Schleweis. Denn ihre eigentlichen Wettbewerber seien heute nicht andere Banken und auch nicht Fintechs, sondern die Internetgiganten aus den USA und aus China, die immer weitere Bereiche der Kundengewohnheiten eroberten.Dem Eindruck eines Fehlschlags im Falle von Paydirekt, dem Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken und Sparkassen, trat Schleweis entschieden entgegen. Allenthalben werde im Zuge der Digitalisierung eine Kultur des Scheiterns gefordert. Laufe in Deutschland einmal etwas “nicht wie angekündigt”, sei dies dann aber direkt eine “riesige” Angelegenheit. “Wir werden auch bei Paydirekt wieder andere Zeiten sehen”, versicherte er. Kritik am Tempo der Markteinführung der Sparkassen-App Yomo relativierte er. Es sei nun einmal ein Unterschied, ob ein Pilot entwickelt oder ein Angebot 50 Millionen Nutzern zur Verfügung gestellt werde. Der Sparkassenverbund dürfe sich beim Start keine Fehler erlauben, daher dauere der Test. Schleweis zufolge werden alle Sparkassen Yomo Anfang 2019 nutzen können. Rund 100 Institute hätten “aktives Interesse” signalisiert.