Sparkassen starten Schnittstellen-Plattform

Zulassung als Zahlungsauslösedienst beantragt

Sparkassen starten Schnittstellen-Plattform

Von Bernd Neubacher, FrankfurtDeutschlands Sparkassen gehen mit Blick auf die Plattformwirtschaft in die Offensive. Über die von der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 vorgeschriebenen Schnittstellen (API) sollen nicht mehr nur Daten von Kunden abfließen, sondern künftig auch Erträge hereinkommen: Eine Ahoi GmbH, Tochter von Star Finanz, des Versuchslabors der Sparkassen für multibankenfähige Online- und Mobile-Banking-Anwendungen, hat bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Zulassung als Zahlungsauslösedienst (ZAD) beantragt. Das Verfahren läuft seit dem Spätsommer. Im Sparkassenlager hofft man, “dass die BaFin die Zulassung im ersten Quartal 2021 erteilt”. Gibt die Aufsicht ihr Plazet, kann die GmbH im Auftrag ihrer Nutzer Zahlungen auf bei anderen Zahlungsdienstleistern geführten Kontenbewirken. Das Start-up zeigt sich offen für Kooperationen. “Wir bieten eine technisch einsatzbereite Multi-Banking-API, die Fintechs mit Banken und Sparkassen verbindet, um Finanzdaten von Kunden auszulesen”, heißt es auf der Website. Dort steht als “Spielplatz für Entwickler” eine “Ahoi Sandbox” bereit, in der Interessierte Demonstrationskonten und -daten verwalten können.Die Sparkassenfinanzgruppe begibt sich damit auf heikles Terrain. Auf der einen Seite will sich der Sektor, der nach dem Scheitern der Mobile-Banking-App Yomo reichlich Kritik einstecken musste, für die Möglichkeiten des Plattform-Bankings öffnen. Auf der anderen Seite muss die mit einem öffentlichen Auftrag ausgestattete Gruppe den Eindruck vermeiden, sie wolle Daten von Bankkunden versilbern.Eigenen Angaben zufolge ermöglicht Ahoi den Abruf von Umsätzen und Depotbeständen “fast aller deutschen Banken und Sparkassen, automatische Kontoaktualisierung im Hintergrund sowie Überweisungen”. Eine Ausnahme bilde die Commerzbank. Fintechs könnten Umsatzdaten ihrer Kunden abrufen, um Finanzstromanalysen zu erstellen. Unternehmen wiederum könnten mit Ahoi eigene Umsatzdaten auslesen, um sie in der Finanzbuchhaltung zu verarbeiten, heißt es. Anhand wiederkehrender Umsätze vermöge es Ahoi, einen zukünftigen Saldo zu prognostizieren. Bei Bedarf übernehme man auch das Datenmanagement.