Sparkassen und Genossen werben um Reiche
Bloomberg Frankfurt – Der Wettlauf um Deutschlands Reiche verschärft sich. Trotz niedriger Margen und angeschlagener Wirtschaft drängen nicht nur viele ausländische Private-Banking-Anbieter auf den Markt, sondern auch Sparkassen und Volksbanken. Letztere haben neue Spezianbieter gegründet oder deren Dienste ausgebaut.So verkündete die genossenschaftliche DZ Privatbank im Mai eine “ambitionierte Wachstumsstrategie” mit Neueinstellungen. Die zur Sparkassen-Gruppe gehörende Frankfurter Bankgesellschaft eröffnete vergangenes Jahr eine neue Niederlassung in Hamburg. Und die Paderborner Verbundvolksbank OWL schuf mit ehemaligen Mitarbeitern des Bankhauses Lampe den Vermögensverwalter Werther und Ernst.Angesichts wegbrechender Zinseinkünfte infolge der Negativzinsen scheint die Suche nach neuen Erlösquellen logisch. Doch das deutsche Private Banking ist in einer schlechten Verfassung, sagte Thomas Schulte, Partner beim Berater Boston Consulting Group, gegenüber Bloomberg. In den vergangenen zehn Jahren seien die Ertragsmargen um 30 Basispunkte gesunken und das Kosten-Ertrags-Verhältnis um 27 Prozentpunkte gestiegen.”Viele Banken sind nur knapp profitabel, einige machen gar keinen Gewinn”, erklärte Schulte. Wegen der Coronakrise könnte sich seiner Meinung nach die Lage noch verschlechtern, etwa wenn das Vermögenswachstum in Deutschland aufgrund der schwächeren Realwirtschaft abnehme. Zu den ausländischen Anbietern, die zuletzt mit Private Banking in Deutschland expandieren wollten, zählen BNP Paribas und J.P. Morgan. Für Matthias Hübner, Partner bei Oliver Wyman, ist klar, dass “ausländische Adressen versuchen, einen wachsenden Anteil des Kuchens abzugreifen”. Das bedeutet zusätzliche Herausforderungen für die Wachstumsambitionen der meist weniger bekannten Wealth-Manager der Sparkassen und Volksbanken.Die zur Volksbank Braunschweig Wolfsburg gehörende Braunschweiger Privatbank wurde 2013 mit sechs ehemaligen Beratern der Credit Suisse gegründet und kommt heute auf 21 Mitarbeiter. Bisher ist sie ausschließlich von Braunschweig aus tätig. “In Zukunft wollen wir weitere Standorte eröffnen und noch mehr Kunden gewinnen”, sagte Leiter Sascha Köckeritz. Die Privatbank betreut rund 1,2 Mrd. Euro. Zu einem der Schwerpunkte zählt die Betreuung von Spitzensportlern. Neue NiederlassungenDie Frankfurter Bankgesellschaft ist eine Tochter der Helaba und damit Teil der Sparkassen-Gruppe. In 2019 wurde nicht nur eine neue Niederlassung in Hamburg eröffnet, sondern auch das Büro in Düsseldorf wegen der Erweiterung des Teams vergrößert. In diesem Jahr folgte die Mehrheitsbeteiligung an Imap M&A Consultants, um sich interessanter für Familienunternehmer zu machen. “Selektive einzelne Neueinstellungen von Mitarbeitern sind denkbar”, sagte eine Bankgesellschaft-Sprecherin. Ende 2019 lag das Anlagevolumen des in der Schweiz ansässigen Unternehmens bei 12,4 Mrd. sfr. Dieses Jahr soll die Summe weiter steigen. BetreuungsbedarfDie genossenschaftliche DZ Privatbank hatte vor wenigen Wochen angekündigt, in Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, München, Nürnberg und Stuttgart neue Privatbanker einstellen zu wollen. Dahinter stehe eine “ambitionierte Wachstumsstrategie”, wie ein Sprecher erklärte. Bedarf für Mitarbeiter sieht die Bank vor allem in der Betreuung von Kunden mit mehr als 1 Mill. Euro. Ende 2019 lag das insgesamt verwaltete Vermögen im Private Banking bei 18,8 Mrd. Euro.Der Werther und Ernst Vermögensverwalter gehört mit 70 % mehrheitlich der Verbundvolksbank OWL Zuletzt kümmerte sich Werther und Ernst um 1,1 Mrd. Euro. “Wir wollen das verwaltete Vermögen künftig um circa 100 Mill. Euro pro Jahr steigern”, sagte Geschäftsführer Axel Melber.