Sparkassen wagen Neustart von Yomo
Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie öffentlich-rechtliche Finanzgruppe wagt sich an eine Neueinführung der Girokonto-App Yomo. “Yomo wird in 2019 in den breiten Einsatz gehen”, erklärt Franz-Theo Brockhoff, Vorsitzender der Geschäftsführung des Sparkassen-IT-Dienstleisters Finanz Informatik (FI). Mit der Neueinführung der Anwendung, deren erster Start sich vor drei Jahren mangels Beteiligung von Sparkassen bald zum Flop entwickelt hatte, verbindet er große Hoffnungen. Eine komplett überarbeitete Version, an der sich 130 der 385 Sparkassen beteiligen wollen, soll im Dezember an den Start gehen. Zunächst unter dem Dach der Tochter Star Finanz entwickelt, sei die App von den Sicherheitsexperten und Juristen der FI, was etwa Software-Engineering oder auch die allgemeinen Geschäftsbedingungen angehe, nochmals nach Strich und Faden auseinandergenommen worden, sagt er. Auf diese Weise habe FI vor dem breit angelegten Neustart jegliches Risiko ausschalten wollen. “Dies ist auch ein Stück Reengineering gewesen”, erklärt er. Zugleich kündigt er für das zweite Halbjahr 2019 bereits eine Aktualisierung der App an, welche dann auch etwa Sammelüberweisungen oder die Integration von Debit- und Kreditkarten ermöglichen soll. Jede Sparkasse könne für sich entscheiden, welche dieser Dienste sie kostenlos anbieten wolle und welche nicht.Mit der Überarbeitung von Yomo hat Finanz Informatik Brockhoff zufolge auch den Zweck verfolgt, die Girokonto-App auf dieselbe Architektur aufzusetzen wie die bereits 6,2 Millionen Nutzer zählende S-App. Künftig sollen Daten und Funktionen beider Anwendungen miteinander kompatibel und übertragbar sein.Geplant ist zudem, dass Yomo Identifikationsdaten eines Kunden mit dessen Einverständnis an Tochter-Apps weitergeben kann, zum Beispiel an die von der DekaBank entwickelte Robo-Advisor-App Bevestor. Auf diese Weise entfallen zusätzliche Anmeldevorgänge sowie die Notwendigkeit eines weiteren Datentresors. Tochter-Apps können Brockhoff zufolge von Anbietern aus den Bereichen Finanzen, Steuerberatung oder Couponwesen stammen. Mit drei bis vier Partnern, darunter die Deutsche Bahn, fänden bereits technische Übungen statt.Die Kosten für den Yomo-Neustart beziffert Brockhoff auf 2 Mill. bis 3 Mill. Euro. Insgesamt steckt der Verbund jährlich 280 Mill. Euro allein in Anwendungssoftware. Die Anwendung, die mangels Resonanz zunächst groß gefloppt war, soll damit getreu des Plattformgedankens sparkassenfremde Anbieter locken. Geiz bei den SchnittstellenBei allem Plattformdenken – besonders freigebig zeigt sich die Finanzgruppe nicht, wenn es darum geht, anderen Adressen Schnittstellen zur Verfügung zu stellen. Das Motto lautet: Die Gruppe tut, was sie nach den Bestimmungen der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 tun muss. Darüber hinaus wird sie sich sehr genau anschauen, wer Zugang zu den Daten ihrer Kunden erhält.”Wir wollen auch steuern, welche Anwendungen gegen unsere Schnittstellen laufen”, erklärt Carsten Wendt, FI-Bereichsleiter für medialen Vertrieb, Internetfiliale und Serviceplattform. “Wir sind für die Daten verantwortlich und müssen prüfen, dass Sicherheitsstandards eingehalten werden. Anwendungen müssen zur Strategie passen.” Für Zahlungen nötige Daten werden die Sparkassen also weitergeben. Alles Weitere, seien es Informationen zu Kreditlinien, seien es Postfachfunktionen, IBAN-Checks oder Freistellungsaufträge, ist ein Pfund, mit dem die Sparkassen gerne selbst wuchern.