Sparkassen wollen Kräfte bündeln
Mit einer Strukturreform will die Sparkassen-Finanzgruppe künftig schneller verbindliche Entscheidungen treffen. Der Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) hat die neue Gremienstruktur zum Auftakt des 25. Sparkassentags beschlossen.ab Düsseldorf – Die Sparkassen-Finanzgruppe verpasst sich eine neue Entscheidungsstruktur. Der DSGV-Vorstand gab gestern grünes Licht für die Reform. Bis zum Ende dieses Jahres soll die neue Struktur in der Satzung verankert werden, sagte DSGV-Präsident Georg Fahrenschon zum Auftakt des heute und am Donnerstag stattfindenden 25. Sparkassentags in Düsseldorf.”Wir sind bis auf die Knochen kommunal und dezentral. Aber wir müssen in dieser Struktur schneller und effizienter zu Entscheidungen kommen und dabei die Verbindlichkeit erhöhen”, sagte Fahrenschon mit Verweis auf die Herausforderungen, die den Sparkassen insbesondere aus der Niedrigzinspolitik erwachsen. Ziel sei es, den DSGV als gestärkten Fach- und Spitzenverband zu etablieren, der verbindlich Entscheidungen für die gesamte Gruppe trifft.Kern der neuen Entscheidungsstruktur ist der sogenannte Hauptkoordinierungsausschuss, der sich mit allen Themen beschäftigen soll und mit einfacher Stimmmehrheit entscheidet. Dieses Gremium werde sich aus 36 bis 40 Mitgliedern – Vertretern von Sparkassen, Regionalverbänden, Landesbanken und anderen Verbundunternehmen – zusammensetzen. Ein Personaltableau gibt es jedoch noch nicht, wenngleich sich der DSGV-Vorstand gestern zumindest auf die Logik der Gremienzusammensetzung einigen wollte. Definierte ProzessabfolgeWährend sich der Hauptkoordinierungsausschuss mit allen operativen Einzelentscheidungen – unterstützt von den fünf darunter angesiedelten Fachausschüssen – befassen soll, sollen die strategischen Leitentscheidungen für die Gruppe in der DSGV-Geschäftsstelle getroffen werden, wie Fahrenschon ausführte. Darüber hinaus soll die Zahl der Arbeitskreise von derzeit 100 auf 32 Arbeitskreise mit klarem Aufgabenzuschnitt eingedampft werden. Damit in der neuen Struktur wirkungsvoll gearbeitet werden kann, soll es zudem einen definierten Prozess (“Sollprozess”) zur Entscheidungsrealisierung inklusive zeitlicher Vorgaben geben.Wenngleich um die Reform der Entscheidungsstrukturen seit langem gerungen wird, zeigte sich Fahrenschon zuversichtlich, dass die neue Gremienstruktur von einer breiten Mehrheit in der Organisation getragen werde. “Es handelt sich nicht um eine von oben verordnete Verschlankung. Vielmehr kommt die Anregung dazu aus den Sparkassen und Regionalverbänden”, leistete Michael Breuer, Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes, der in diesem Jahr Gastgeber des alle drei Jahre stattfindenden “Familientreffens” ist, Beistand. Es sei wichtig und sinnvoll, die Gremien zurückzuschneiden. Sorge, dass die Regionalverbände an Einfluss verlören, habe er nicht. “Es ist gut, wenn der DSGV zum strategischen Kompetenzzentrum wird. Die regionale Verbandswelt ist kein Selbstzweck”, sagte Breuer und warb zugleich für eine verstärkte Zusammenarbeit. Dass nach Jahren Bewegung in die Diskussion um eine Strukturreform kommt, ist vor allem dem herausfordernden Umfeld geschuldet. Im Spannungsfeld aus Niedrigzins, wachsender Regulierung und Digitalisierung sehen sich die Sparkassen zunehmend unter Ertragsdruck, der zum Handeln zwingt. Mehr staatliche FörderungDoch auf dem Sparkassentag will sich die Finanzgruppe nicht nur mit sich selbst beschäftigen, wie Fahrenschon ausführte, sondern sich insbesondere auch mit den Bedürfnissen der Kunden auseinandersetzen. Daher will Fahrenschon im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) auf dem Sparkassentag noch einmal anregen, das Gesetz zur Vermögensbildung zu reformieren. Einkommensklassen müssten neu definiert und Förderbeträge angepasst und womöglich dynamisiert werden, sagte Fahrenschon. Finanzieren ließe sich eine höhere staatliche Förderung mit den Zinsersparnissen, die der Staat im Gefolge der Niedrigzinspolitik einfahre.