Kapitalanlage

Spezialfonds nähern sich Sättigungspunkt

Über viele Jahre wuchs die Bedeutung von Spezialfonds in der Kapitalanlage von Versicherern und Altersvorsorgeeinrichtungen. Nach der Zinswende aber zeichnet sich eine Sättigung ab, wie die Beratungsgesellschaft Kommalpha erwartet. Das rasante Wachstum der Vorjahre dürfte sich abschwächen.

Spezialfonds nähern sich Sättigungspunkt

Spezialfonds nähern sich Sättigungspunkt

Weil Pensionskassen und Versicherer den Anteil von Fonds voraussichtlich nicht weiter erhöhen, fällt ein Treiber des Wachstums weg

Über viele Jahre wuchs die Bedeutung von Spezialfonds in der Kapitalanlage von Versicherern und Altersvorsorgeeinrichtungen. Nach der Zinswende aber zeichnet sich eine Sättigung ab, wie die Beratungsgesellschaft Kommalpha erwartet. Das rasante Wachstum der Vorjahre dürfte sich abschwächen.

jsc Frankfurt

Der deutsche Spezialfondsmarkt wird nach dem Einbruch vor zwei Jahren künftig absehbar weniger Rückenwind spüren als in der langen Aufschwungsphase zuvor: Hatten Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherer über Jahre hinweg einen immer größeren Anteil ihrer Vermögen in Spezialfonds angelegt und somit das Wachstum des Segments wesentlich getragen, werden die Investoren die Fondsquote am Gesamtvermögen künftig nicht mehr kräftig erhöhen, wie Clemens Schuerhoff, Vorstand der Beratungsgesellschaft Kommalpha, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung sagt.

In den zurückliegenden Jahren war nicht nur das langfristige Wachstum der Geldvermögen relevant, sondern auch die wachsende Bedeutung von Spezialfonds als Instrument der Kapitalanlage. So wuchs der Anteil von Fondsvehikeln in der Kapitalanlage von Pensionseinrichtungen von Ende 2005 bis Ende 2023 allmählich von damals 35% auf 69%, wie Kommalpha auf Grundlage von Daten der Bundesbank hervorhebt. Versicherer bauten den Anteil im selben Zeitraum von 20% auf annähernd 35% aus.

Das Spezialfondsvolumen wuchs im gleichen Zeitraum erheblich: So legte der Fondsbestand der Altersvorsorgeeinrichtungen von 2005 bis 2023 um das Achtfache auf 562 Mrd. Euro zu. Versicherer erhöhten das Volumen immerhin um annähernd das Zweieinhalbfache auf 549 Mrd. Euro. Seit Jahresbeginn wuchsen die Bestände weiter.

Nur noch wenig neues Geld

Doch lässt das Neugeschäft mittlerweile nach: Im laufenden Jahr bis Ende Juli zogen Altersvorsorgeeinrichtungen netto 1,4 Mrd. Euro aus Spezialfonds ab. Bereits im vergangenen Jahr hatte sich im selben Abschnitt ein ähnlich hoher Abfluss ergeben, nachdem in den Jahren zuvor jeweils milliardenschwere Zuflüsse verzeichnet worden waren. Versicherer legten unterm Strich im laufenden Turnus bereits 229 Mill. Euro neu an, blieben damit aber ebenfalls weit hinter den Werten der Vorjahre zurück.

Kommalpha-Chef Schuerhoff verweist auf die Folgen der Zinswende: Hatten sich Investoren in früheren Jahren angesichts von Niedrig-, Null- und Negativzinsen nach Anlagealternativen umgesehen und somit ihr Vermögen über Spezialfonds aufgeteilt, sei seit der Zinswende wieder die Direktanlage in Anleihebestände eine Option. Gerade Versicherer sind in der Lage, Anleihen selbst zu verwalten, anstatt damit Fondsgesellschaften zu beauftragen, wie es in einer Marktstudie der Gesellschaft heißt. Für Spezialfonds sei ein Sättigungspunkt erreicht, sagt Schuerhoff. „Die Fondsquoten werden ungefähr in dieser Höhe bestehen bleiben.“

Harter Schlag im Jahr 2022

Einen Rückschlag hat das Segment bereits verzeichnet: Wegen der Zinswende brach im Jahr 2022 der Wert von Anleihen ein und auch Aktienkurse fielen, so dass der Bestand der Spezialfonds im selben Jahr um 12% auf 1.898 Mrd. Euro nachgab. Mittlerweile hat sich das Volumen weitgehend erholt und steht bei 2.109 Mrd. Euro per Ende Juli. Der bisherige Höchststand von Dezember 2021 ist damit aber noch nicht erreicht.

Weiteres Wachstum ist aber gleichwohl realistisch: Denn Wertzuwächse einerseits und die Sparleistung privater Haushalte andererseits bleiben als Treiber der Geldvermögen absehbar bestehen, wovon letztlich auch Spezialfonds profitieren. Zudem nutzen auch andere Investoren wie Banken und Unternehmen Spezialfonds. Der Anteil der sonstigen Anlegergruppen in dem Segment hat sich zuletzt erhöht.

„Kipppunkt“ voraus

Einen „Kipppunkt“ erwartet Schuerhoff allerdings um das Jahr 2030. Dann wechseln Jahr für Jahr Millionen Menschen aus der Generation der Babyboomer in den Ruhestand. Viele Altersvorsorgeeinrichtungen und verwandte Institutionen werden dann Vermögen aufbrauchen, anstatt neue Bestände aufzubauen, wie der Fachmann erwartet.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.