GRÜNE FONDS

Spurwechsel für Anleger

Grüne und nachhaltige Fonds gibt es seit mehr als 30 Jahren. Klimafonds sind verglichen damit ein neuer Trend. Ziel der Produkte: Den Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft finanzieren - und Mehrwert für den Anleger schaffen. Von Wolf...

Spurwechsel für Anleger

Grüne und nachhaltige Fonds gibt es seit mehr als 30 Jahren. Klimafonds sind verglichen damit ein neuer Trend. Ziel der Produkte: Den Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft finanzieren – und Mehrwert für den Anleger schaffen. Von Wolf BrandesCO2 & Co. sind weiter auf dem Vormarsch. Die Emissionen der Treibhausgase erreichte nach Angaben der Internationalen Energieagentur IEA 2018 ein Rekordhoch. Grund ist der weltweit gestiegene Energiebedarf, der in erster Linie immer noch durch fossile Brennstoffe gedeckt wird. Zugenommen haben auch extreme Wetter­ereignisse wie Stürme, Waldbrände und Überschwemmungen. In gleichem Umfang wie die CO2-Emissionen zunehmen, wachsen die Herausforderungen durch den Klimawandel und die Dringlichkeit des Handelns. “Als Investoren spielen wir eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung des Übergangs zu einer CO2-armen Wirtschaft und bei der Anpassung der Auswirkungen des Klimawandels. Der Übergang erfordert eine große Menge an Kapital aus dem privaten Sektor – und bietet gleichzeitig große Investitionsmöglichkeiten”, meint Eva Cairns, ESG-Investment-Analyst bei Aberdeen Standard Investments. Belange des Klimawandels sind für Aberdeen Standard ein wichtiger Aspekt des Investmentprozesses, innerhalb dessen ESG-Kriterien bei sämtlichen Produkten Beachtung finden.Grüne und nachhaltige Fonds, die ESG-Kriterien anwenden, gibt es seit mehr als 30 Jahren. Jünger ist der Trend zu Produkten, die Klimaschutz, Global Warming oder Climate Transition im Namen tragen und sich auf ein spezielles Segment des Nachhaltigkeitsuniversum konzentrieren. Die betrachteten Klimafonds (siehe Tabelle) haben von der guten Börsenentwicklung profitiert und durchweg positive Ergebnisse erzielen können. Bei der Performance für die vergangenen fünf Jahre liegen vier der zehn ausgewählten Fonds sehr nah beieinander. Der DKB Nachhaltigkeitsfonds Klimaschutz und der Nordea Global Climate & Environment kommen auf 11,6 % pro Jahr, gefolgt von dem LBBW Global Warming mit 11,4 % und dem Ökoword Klima mit 11,2 %. Auch über drei Jahre liegt das Spitzenfeld relativ dicht beieinander. Etwas zurück fällt der Templeton Global Climate Change, der über drei Jahren lediglich eine Performance von 5,1 % pro Jahr schaffte. Der mit 1,8 Mrd. Euro größte Fonds ist der Nordea Global Climate and Environment. Sein Fokus liegt auf globalen, mittelgroßen Wachstumsunternehmen, die Lösungen zur Bewältigung des Klimawandels entwickeln und hohe zukünftige Cash-flows erzielen. “Wir investieren hauptsächlich in drei Segmente: Pioniere im Sektor alternative Energien, Optimierer mit Fokus auf den Bereich Rohstoffeffizienz sowie Veränderer, die sich auf den Umweltschutz konzentrieren”, erläutert Henning Padberg, Co-Portfoliomanager des Fonds.Beim LBBW Global Warming setzt man darauf, Branchen zu identifizieren, die vom Klimawandel beeinflusst sind. Dabei geht es einerseits darum, Unternehmen herauszufiltern, die dem Klimawandel entgegenwirken; andererseits werden Aktien­gesellschaften gesucht, die die Folgen der Erderwärmung abmildern. Eine weitere Rolle spielt es, welchen CO2-Fußabdruck ein Unternehmen hat. “Im Ergebnis sind besonders Industrieunternehmen interessant, die beispielsweise Automobilzulieferer mit Leichtbauteilen versorgen und direkt dazu führen, dass Autos weniger Sprit verbrauchen. Mit solchen Unternehmen wollen wir den Hebel ansetzen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken”, sagt Fondsmanager Christoph Keidel von LBBW Asset Management. Interessant findet Keidel auch Unternehmen, die auf die digitale Transformation setzen. Einerseits deshalb, weil dabei Prozesse entstehen, die die Energie­effizienz erhöhen; andererseits weil unmittelbar durch bestimmte Anwendungen Energie gespart werden kann. Als Beispiel nennt Keidel Microsoft. “Der Titel ist aus Investorensicht interessant, weil er sehr innovativ im Bereich von Cloud-Anwendungen ist. Die Nutzung von Cloud-Anwendungen führt zu einer besseren Energieeffizienz, weil der Bedarf vom Kunden genauer gesteuert werden kann.” Ein anderes Beispiel ist Fidelity National Information Service, ein Dienstleister für Online-Zahlungen. “Bargeld-Zahlungen sind CO2-intensiv, weil das Geld physisch im Bankenkreislauf zu den Einzelhändlern wandert. Es müssen Geldtransporter fahren.” Unter Klimagesichtspunkten sind digitale Zahlungsmethoden sehr vorteilhaft, meint Fondsmanager Keidel. Ausschluss von fossilen BrennstoffenDer LBBW Global Warming Fonds investiert in Titel, die von der ESG-Ratingagentur Ökom – mittlerweile ein Teil von Institutional Shareholder Services (ISS) – geprüft und zugelassen sind. Dabei werden unter anderem Unternehmen ausgeschlossen, die in fossile Brennstoffe investieren. Auch Kernkraft ist tabu, obwohl die CO2-Bilanz positiv sein mag. “Risiken wie die Endlagerung sind unter ESG-Gesichtspunkten nicht akzeptabel. Daher kommen solche Unternehmen nicht in Frage. Ebenfalls tabu sind Autohersteller, die meisten Banken, wenngleich sie wenig CO2 emittieren, und Telekomaktien. Diese Branchen bieten wenig Input zur Reduktion von CO2-Emissionen”, sagt Keidel. Anders als Banken investiert der Fonds in Rückversicherer, da diese Titel Natur­katastrophen abdecken und die Folgen der globalen Erwärmung abmildern.Die Ausrichtung der Klimafonds ist zum Teil ähnlich. Doch die Manager entwickeln ihre Ansätze weiter. “Eines der wichtigsten Investmenthemen ist Wasser. Hier geht es darum, Unternehmen zu identifizieren, die durch das Wasserrisiko des Klimawandels betroffen sind beziehungsweise davon profitieren können. Beispielsweise aus der Versorgerbrache oder Unternehmen, bei denen der Input von Wasser im Produktionsprozess eine große Rolle spielt. Schon jetzt zeigen sich die Auswirkungen, wenn in sehr trockenen Sommermonaten Firmen ihre Anlagen abschalten müssen”, sagt Susana Peñarrubia, Head ESG Integration bei der DWS. Das Haus hat seit Anfang 2018 den DWS Invest Climate Tech im Rennen. “Problematisch ist es, ganze Sektoren auszuschließen – beispielsweise die Versorger. Innerhalb der Versorger gibt es Subsektoren, wie beispielsweise Unternehmen, die im Bereich Netzwerke engagiert sind und ein deutlich niedrigeres Klimarisiko aufweisen”, so die DWS-Expertin. Sie betont auch, dass der Ansatz des Hauses Aspekte der Taxonomie der EU beinhaltet, also dem den Vorschlag der Kommission zur Einführung eines einheitlichen EU-Klassifizierungssystems für nachhaltige wirtschaftliche Tätigkeiten. Mit dem Allianz Climate Transition hat Allianz Global Investors Anfang 2019 ein neues Produkt auf den Markt gebracht. Da es nach derselben Strategie gemanagt wird wie ein schon länger bestehender, französischer Fonds und die Produkte verschmolzen wurden, weist Morningstar Performancezahlen für drei Jahre aus. “Unser Klimafonds ist kein grünes Produkt, sondern arbeitet mit dem Best-in-Class-Ansatz, um Unternehmen herauszufiltern, die nach unseren Kriterien CO2-Risiko reduzieren und auf den Klimaschutz positiv einwirken”, erläutert Christine Clet-Messadi, Senior Portfolio Manager European SRI Equities. “Wir wollen den Wandel zu einer klimafreundlichen Welt vorantreiben. Wir suchen Unter­nehmen, die den CO2-Fußabdruck bereits reduziert haben und glaubwürdig in ihrer strategischen Ausrichtung das Thema verfolgen.” Ein gutes Beispiel für eine Aktie sei Orsted, eine der größten Energiefirmen in Dänemark. Das Unternehmen habe sich verändert und entwickelt sich zu einem Marktführer für Lösungen im Bereich der erneuerbaren Energien. “Wir verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, der über den Ausschluss von Branchen hinausgeht”, sagt Clet. Ein weiterer Grund dafür ist die Tatsache, dass 20 % der Unternehmen in Europa (gemessen an der Marktkapitalisierung) für rund 80 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Die Hauptverursacher sind die Branchen Energie und Versorger. Aus Sicht von AllianzGI ist es besser, sich aktiv zu engagieren und Unternehmen dazu zu bewegen, Fortschritt bei Energie und Klimawandel zu betreiben. “Wir glauben, dass Ausschlusskriterien eher dazu führen, die Probleme zu ignorieren, statt sie zu lösen.” In der Praxis fallen dennoch bestimmte Unternehmen heraus – beispielsweise Firmen, die im Bereich der Waldrodung tätig sind. “Aber auch Unternehmen, die großen Klima-Herausforderungen ausgesetzt sind und deren Bemühungen uns nicht stark genug erscheinen, wie etwa BP, kommen für den Fonds nicht in Frage.” Mit einer Performance von 20,8 % zählt der BNP Paribas Climate Impact zu den besten Fonds über ein Jahr. Gemanagt wird das Produkt von Impax Asset Management in London. “Bei BNP nutzen wird keine Ausschlusskriterien. Es müssen aber 50 % der Umsätze in den Sektoren Wasser, Abfall, neue Energie und Slow Food erzielt werden”, erläutert Fondsmanager Harry Boyle. Bei der Aktienauswahl werde geprüft, wie die Nettoemissionen von Treibhausgasen beim jeweiligen Unter­nehmen sind. “Wenn ein Unternehmen 1 000 Tonnen emittiert, aber durch seine Tätigkeit dazu bei trägt das 10 000 Tonnen anderswo eingespart werden, beträgt die Netto-Emission minus 9 000 Tonnen. An den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens glaube ich nicht. Dieser hat keine positive Auswirkung, sondern ist ein rückwärts gerichtetes Kriterium.”