Credit-Suisse-Übernahme

Staatliche Verlustgarantie für UBS ist besiegelt

Das Schweizer Finanzministerium und die UBS haben die Verträge zur Notrettung der Credit Suisse unterzeichnet. Für die gescheiterte Großbank steigen zwei Unternehmen der Realwirtschaft in den Schweizer Aktienindex auf.

Staatliche Verlustgarantie für UBS ist besiegelt

Staatliche Verlustgarantie für die UBS besiegelt

Vertrag mit dem Schweizer Finanzministerium unterzeichnet – Großbankübernahme führt zu Anpassungen im Auswahlindex SMI

Das Schweizer Finanzministerium und die UBS haben die Verträge zu den Modalitäten der Notrettung der Credit Suisse unterzeichnet. Damit ist der Weg für die Übernahme und das Delisting der Traditionsbank frei. Für die Schweizer Großbank steigen zwei Unternehmen der Realwirtschaft in den Schweizer Aktienindex auf.

Das Schweizer Finanzministerium und die UBS haben am Freitag den Vertrag über eine staatliche Verlustdeckungsgarantie im Zusammenhang mit der geplanten Abwicklung eines toxischen Portfolios mit Aktiva der Credit Suisse unterzeichnet. Die Vereinbarung regelt auf 94 Seiten alle Einzelheiten, auf die sich die Parteien in den Grundzügen bereits am 19. März anlässlich der staatlich begleiteten Übernahme der Credit Suisse durch die UBS geeinigt hatten.

Bekannterweise muss die UBS Verluste von bis zu 5 Mrd. sfr aus der Abwicklung des Portfolios berappen. Dann kommt die Garantie des Bundes für die nächsten 9 Mrd. sfr zum Zuge. Sollten die Verluste die Summe von 14 Mrd. sfr übersteigen, wäre die öffentliche Hand zu keiner weiteren Kostenübernahme mehr verpflichtet.

Keine Gewinnbeteiligung

An potenziellen Gewinnen aus dem Abverkauf des Portfolios ist der Bund nicht beteiligt. Dafür lässt sich dieser seine Verlustgarantie mit Gebühren abgelten. 40 Mill. sfr zahlt die UBS nun für den Vertragsabschluss und danach jedes Jahr 36 Mill. sfr für dessen Fortführung. Die Übernahme kann somit wie bereits angekündigt am Montag vollzogen werden. Das wird auch gleichzeitig der letzte Handelstag für die Aktien der Credit Suisse sein, die ab Dienstag im Verhältnis von 22,48:1 in UBS-Aktien getauscht werden.

Kleinste Restwerte

Bei fast allen Aktionärinnen und Aktionären der Credit Suisse wird dieses Umtauschverhältnis zu einem Restwert führen, der zu klein ist, um in UBS-Aktien abgegolten zu werden. Hält ein Anteilseigner etwa 250 Aktien, werden diese in 11 UBS-Papiere getauscht. Es verbleibt ein Restwert (Odd Lot) von 0,1209 UBS-Aktien. Zum aktuellen UBS-Kurs gerechnet, entspricht dies einem Wert von gut 2 sfr. Diese Restwerte werden den Credit-Suisse-Aktionären wie in solchen Fällen üblich gutgeschrieben. 

Verschwindet Credit Suisse vom Kurszettel, entsteht im Swiss Market Index (SMI), dem Index der 20 höchstkapitalisierten und meistgehandelten Aktien an der Six Swiss Exchange, eine Lücke, die durch Neuaufnahme der Aktien des Logistikkonzerns Kühne+Nagel (K+N) geschlossen wird. Mit einem Börsenwert von rund 30 Mrd. sfr steigen die K+N-Titel direkt ins Mittelfeld des SMI auf.

Die Kühne+Nagel-Aktien entsteigen dem Swiss Leader Index (SLI) der 30 wertvollsten und meistgehandelten Aktien an der Six Swiss Exchange. Die dort entstehende Lücke wird durch die Aufnahme der Partizipationsscheine von Lindt ersetzt. Die Marktkapitalisierung von Lindt entspricht rund 27 Mrd. sfr, womit auch die Lindt-Papiere auf Anhieb ins Mittelfeld des SLI gelangen.  

Eingeschränkte Handelsvolumina

Dass der Index-Aufstieg der beiden Titel nicht schon früher erfolgt ist, hängt unter anderem mit dem eingeschränkten Handelsvolumen zusammen. Im Fall von Kühne+Nagel befinden sich gut die Hälfte der Aktien fest in der Hand von Klaus-Michael Kühne. Im Fall von Lindt wirkt sich der hohe nominelle Preis der Titel begrenzend auf den Handel aus. Ein einzelner Partizipationsschein kostet derzeit rund 11.000 sfr, eine Namenaktie sogar 111.000 sfr. Die Indexanpassungen sind aufgrund der Dekotierung der Credit-Suisse-S-Titel von außerordentlicher Natur. Einmal jährlich kommt es auch zu einer ordentlichen Indexanpassung. Diese erfolgt jeweils mit Wirkung per Mitte September. Kommuniziert werden die Entscheidungen der Indexkommission aber bereits Mitte Juli.

Von Daniel Zulauf, Zürich