Staatsfonds Temasek ist skeptisch
nh Schanghai
– Die zu den größten Staatsfonds im asiatischen Raum zählende Temasek Holdings aus Singapur äußert Skepsis zur globalen Wirtschaftsentwicklung in diesem Jahr und will entsprechend vorsichtig mit ihrem Portfolio disponieren. Wie Chief Investment Officer Rohit Sipahimalani am Dienstag bei der Vorstellung des Jahresberichts des Fondsvehikels erklärte, rechne man mit einer weiteren Dämpfung der Assetpreise im laufenden Jahr, die sich bis ins Jahr 2023 hineinziehen dürfte. Eine überzeugende Wende im gegenwärtigen Bärenmarktszenario könne erst dann erwartet werden, wenn die US-Zentralbank Federal Reserve mit klaren Indizien für die Beendigung des laufenden Zinsanhebungszyklus heraustrete. Das wiederum werde mit Sicherheit noch einige Zeit brauchen.
Temasek verbuchte im Geschäftsjahr zum 31. März einen Return on Investment von 5,8 % auf das zum Stichtag 287 Mrd. Dollar schwere Anlagevolumen. Dies vergleicht sich mit einer außerordentlich hohen Performance von 25 % in der vorangegangenen Periode und deutlich schwächeren Anlageergebnissen von −2 % und +1 % in den davor liegenden Jahren. In der für Staatsfondsvehikel gerne als Benchmark verwendeten annualisierten Durchschnittsperformance im Zehnjahresrückblick liegt Temasek nun bei 7 %.
Mit dem Abschluss zum 31. März spiegelt die jüngste Temasek-Performance freilich noch nicht die schwere Korrektur an den Weltbörsen in diesem Frühjahr wider. Entsprechend können die Äußerungen des Temasek-Investmentchefs als Hinweis darauf verstanden werden, dass das Staatsfondsvehikel für den laufenden Turnus mit einem tendenziell negativen Return on Investment rechnet.
Das Temasek-Portfolio setzt klare regionale Schwerpunkte in Singapur (27 %) sowie China (22 %). Insgesamt beanspruchen die Engagements im asiatischen Raum knapp zwei Drittel des Fondsvolumens, während Nordamerika und Europa mit 21 % beziehungsweise 12 % vertreten sind. In der zurückliegenden Berichtsperiode sorgten vor allem hohe Wertsteigerungen der von Temasek gehaltenen Großbeteiligungen an dem in Singapur ansässigen Kreditinstitut DBS Group Holdings, der führenden Geschäftsbank im südostasiatischen Raum, sowie dem Staatsunternehmen Singapore Telecommunications für Rückenwind.
Demgegenüber geriet Temasek mit den chinesischen Aktienengagements in schweres Fahrwasser und blutete vor allem mit ihren weitgefächerten Beteiligungen an chinesischen Internet- und Technologiesektor-Firmen. Besonders empfindliche Rücksetzer dürften mit dramatischen Kurseinbußen beim chinesischen E-Commerce-Riesen Alibaba und dem verunglückten Initial Public Offering (IPO) des chinesischen Fahrdienstanbieters Didi Global an der New Yorker Börse verbunden sein. Gleichzeitig verkaufte Temasek die signifikanten Beteiligungen an den Tech-Unternehmen Baidu und New Oriental Education Technology.
Die Kursrückschläge sorgten dafür, dass sich der China-Anteil am Temasek-Gesamtportefeuille von 27 auf 22 % reduzierte und Singapur nun erstmals zum anteilsmäßig größten Anlageterritorium avancierte. Wie Sipahimalani am Dienstag versicherte, steigerte Temasek die Nettoinvestments im chinesischen Markt zuletzt.