HAUCK & AUFHÄUSER

Stabilität und Wachstum

Auf die Frage, was ihm an Deutschland am meisten gefalle, antwortet Guo Guangchang so geistreich wie humorvoll: erstens Bier, zweitens Fußball. Nicht nur an dieser Antwort merkt man, dass der Gründer und Chairman der chinesischen...

Stabilität und Wachstum

Auf die Frage, was ihm an Deutschland am meisten gefalle, antwortet Guo Guangchang so geistreich wie humorvoll: erstens Bier, zweitens Fußball. Nicht nur an dieser Antwort merkt man, dass der Gründer und Chairman der chinesischen Beteiligungsgesellschaft Fosun sich hierzulande schon prima auskennt. Während der 14 Monate, die zwischen der Ankündigung des Erwerbs von Hauck & Aufhäuser Privatbankiers und der Genehmigung der Transaktion durch alle zuständigen Behörden bis September vergingen, hatte er ja reichlich Gelegenheit, sich mit den hiesigen Vorlieben vertraut zu machen. Am gestrigen Montag wurde der Abschluss der ersten Übernahme einer deutschen Bank durch chinesische Eigentümer in Frankfurt gebührend gefeiert – an historischer Stätte: in dem bis 1739 erbauten Palais Thurn und Taxis, das im 19. Jahrhundert in der Freien Stadt Frankfurt – schon damals ein führendes Finanzzentrum – 50 Jahre lang als Bundestag des Deutschen Bundes, einem Element einer frühen europäischen Friedensordnung, diente.Auch diese Symbolik mag man so interpretieren, dass Fosun in Deutschland wie in Europa noch Großes vorhat. Und in der Tat schätzt Guo außer Bier und Fußball noch ein paar Werte wie Fleiß, Gründlichkeit, Vorsicht oder Teamgeist, die nach seinem Eindruck die Mentalität der Deutschen ausmachen. Zudem gefallen dem “Warren Buffett der Volksrepublik” auch die starke Verankerung des deutschen Bankensystems in der Realwirtschaft und die Bedeutung des Finanzplatzes Frankfurt, die in Zukunft eher noch wachsen dürfte, wie er meint.Hauck & Aufhäuser ist ungeachtet betreuter Assets von 57 Mrd. Euro ein Haus überschaubarer Größe. Die Bilanzsumme bewegt sich bei 3 Mrd. Euro, beschäftigt werden gut 500 Leute. Doch die Übernahme durch die finanzstarke und langfristig ausgerichtete Fosun verleiht der traditionsreichen Privatbank, hinter der eine zuweilen unstete und nicht nur erfolgreiche Vergangenheit liegt, nun unversehens eine Perspektive von Stabilität und Wachstum, Letzteres vielleicht sogar auch durch Akquisitionen. Der strategische Fit leitet sich nicht zuletzt aus der Brückenfunktion für deutsche und chinesische Kunden oder Geschäftspartner gerade auch aus dem Mittelstand beider Länder ab. Da ist Fantasie drin.Viel Fantasie muss man indes aufbringen, um an die von Guo in einigen Jahren auch für dieses Investment angestrebte Eigenkapitalrendite von 15 % netto zu glauben. Das entspricht fast den 25 % vor Steuern, die sich einst die Deutsche Bank aufs Panier geschrieben hatte.