Beteiligung verliert an Wert

Bohai Bank macht Standard Chartered Sorgen

Standard Chartered hat weitere 697 Mill. Dollar auf ihre Beteiligung an der China Bohai Bank abgeschrieben. Zudem sorgten hohe Wertberichtigungen auf chinesische Immobilienfinanzierungen dafür, dass das Quartalsergebnis unter den Markterwartungen blieb.

Bohai Bank macht Standard Chartered Sorgen

China bereitet Standard Chartered Sorgen

Britische Großbank schreibt rund 700 Mill. Dollar auf Beteiligung ab

hip London

Standard Chartered hat mit ihren Quartalszahlen die Markterwartungen enttäuscht. Dafür sorgten unter anderem eine niedrigere Nettozinsmarge, schrumpfende Einlagen und eine Abschreibung auf das Exposure zum chinesischen Gewerbeimmobilienmarkt in Höhe von 186 Mill. Dollar. Wie die britische Großbank, die den Großteil ihres Geschäfts in Schwellenländern macht, mitteilte, belief sich das bereinigte Vorsteuerergebnis auf 1,32 Mrd. Dollar. Im Vergleich zum zweiten Quartal war das ein Rückgang von fast einem Fünftel. Analysten hatten dagegen im Schnitt 1,44 Mrd. Dollar erwartet. Chief Executive Bill Winters sprach gleichwohl von „soliden“ Ergebnissen.

Standard Chartered
Konzernzahlen nach IFRS (9Monate)
in Mill. Dollar20232022
Erträge gesamt13.65012.554
Operative Kosten8.5388.024
Wertberichtigungen-1264-1264
Vorsteuerergebnis3.9564.163
Nettoergebnis2.5243.166
Eigenkapitalrendite (%)7,810,1
Kernkapitalquote (%)13,913,7
Bilanzsumme (Mrd.)826864

„Strategische Beteiligung“

Standard Chartered schrieb zudem mit Blick auf die Geschäftsergebnisse der China Bohai Bank und den „herausfordernden gesamtwirtschaftlichen Ausblick“ für die Volksrepublik 697 Mill. Dollar auf ihren Anteil an dem Institut ab. Der Nutzungswert (Value in Use) der „strategischen Beteiligung“ von 16,26% belaufe sich nach der Wertberichtigung auf 0,8 Mrd. Dollar, teilte das Institut mit. Das sei immer noch mehr als das Doppelte des ursprünglichen Investments. Vor zwei Jahren wurde er allerdings noch auf 1,9 Mrd. Dollar beziffert. Die Wertberichtigung minderte die Kernkapitalquote um 18 Basispunkte.

Hongkongs Börsenstar des Jahres 2020

Als Bohai im Juni des Pandemiejahres 2020 in Hongkong an die Börse ging, war es das bis dahin größte Initial Public Offering des Jahres. Am gleichen Tag unterzeichnete Xi Jinping das neue Nationale Sicherheitsgesetz für die ehemalige britische Kronkolonie. Hauptaktionär der Ende 2005 gegründeten Geschäftsbank aus Tianjin ist die staatseigene Teda Investment Holding. Ende 2020 war das IPO, bei dem 15,9 Mrd. Hongkong-Dollar eingesammelt wurden, der fünftgrößte Börsengang des J ahres.

Pessimistischer für Chinas Wachstum

Die Beteiligung liefere vielfältigen Zugang zum Binnenmarkt der Volksrepublik, den man durch die eigene Niederlassung im Reich der Mitte so nicht habe, begründet Standard Chartered ihr Festhalten an Bohai. Zudem handele es sich um ein Bekenntnis zum chinesischen Bankenmarkt. Besserten sich die Geschäftsergebnisse, könnten die Abschreibungen möglicherweise revidiert werden. Das Institut senkte allerdings seine Schätzungen für das Wirtschaftswachstum der Volksrepublik. Für das laufende Jahr erwartet es nur noch 5,4% (zuvor: 5,8%), für die kommenden fünf Jahre im Schnitt nur noch 4,6% (5,1%).

Reichlich Störgeräusche

Die Wertberichtigungen auf Problemkredite inklusive der chinesischen Gewerbeimmobilienfinanzierungen lagen mit 294 Mill. Dollar weit über den 230 Mill. Dollar, die Analysten im Schnitt auf der Rechnung hatten. Die Anleger hätten „saubere“ Geschäftszahlen erwartet, schrieb der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson in einer ersten Einschätzung. Stattdessen enthalte das Ergebnis reichlich Störgeräusche.

Robuste Kapitalausstattung

Der Silberstreif am Horizont sei, dass das Institut seine Ziele für die Eigenkapitalrendite – 10% für das laufende Jahr und mehr als 11% für 2024 – bekräftigt habe. Zudem sei die Kapitalausstattung robust. Die Kernkapitalquote fiel trotz der Wertberichtigung auf Bohai mit 13,9% um 10 Basispunkte höher aus als von Analysten im Schnitt angesetzt. Steigende Zinsen und gute Geschäfte im Wealth Management glichen das schwache Abschneiden im Kapitalmarktgeschäft wieder aus. Dort stiegen die Erträge im Vorjahresvergleich um 18%. Die Zahl der seit Jahresbeginn gewonnenen vermögenden Neukunden verdoppelte sich nahezu.

Nettozinsmarge unter Druck

Die Nettozinsmarge ging von 1,71% im zweiten Quartal auf 1,63% im dritten zurück. Dazu trug der Bank zufolge eine „Systemmigration“ maßgeblich bei. Für das Gesamtjahr geht das Management davon aus, dass sich die Nettozinsmarge 1,70% nähert. Für 2024 wird sie bei um die 1,75% erwartet. Die Kundeneinlagen schrumpften im abgelaufenen Quartal um 14 Mrd. Dollar. Die Liquiditätsdeckungsquote blieb mit 156% stabil. Die Kosten hat das Management gut im Griff. Sie lagen um 2% unter dem Wert, den Analysten im Schnitt auf der Rechnung hatten.

Aktienkurs knickt ein

Die Aktie verlor in London bis zum Mittag 10% auf 641 Pence. „Die Anleger sind von der drastischen Schicksalswende im Vergleich zum zweiten Quartal offensichtlich sehr enttäuscht“, sagte Susannah Streeter, Head of Money & Markets bei Hargreaves Lansdown. Die China-Abschreibungen seien ein starker Misston, „und es ist angesichts der anhaltenden Probleme des Immobiliensektors wahrscheinlich, dass sich die Musik schnell verändern wird, während die chinesische Wirtschaft um Wachstum ringt“.

Standard Chartered hat weitere 697 Mill. Dollar auf ihre Beteiligung an der China Bohai Bank abgeschrieben. Zudem sorgten hohe Wertberichtigungen auf chinesische Immobilienfinanzierungen dafür, dass das Quartalsergebnis unter den Markterwartungen blieb. Im Wealth Management konnte das Institut dagegen punkten.

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