Standard Chartered droht Ärger

US-Aufsicht bemängelt Kontrollsysteme - Halbjahresergebnis unter dem Strich besser als erwartet

Standard Chartered droht Ärger

Zwei Jahre nachdem sich die britische Großbank mit den US-Behörden nach Vorwürfen der Geldwäsche für den Iran auf die Zahlung von 667 Mill. Dollar geeinigt hatte, hat die New Yorker Finanzaufsicht die Kontrollsysteme von Standard Chartered erneut bemängelt. Das operative Ergebnis brach im ersten Halbjahr wie Ende Juni angekündigt um ein Fünftel ein. Unter dem Strich lief es besser als erwartet.hip London – Die britische Großbank Standard Chartered hat sich auf eine weitere Geldstrafe in den USA eingestellt. Wie das Institut, das einen Großteil seines Geschäfts in Asien macht, mitteilt, hat die New Yorker Finanzaufsicht Mängel in den Kontrollsystemen gegen Geldwäsche festgestellt. Das operative Ergebnis der Bank brach im ersten Halbjahr um ein Fünftel auf 3,3 (i.V. 4,1) Mrd. Dollar ein. Das hatte Standard Chartered allerdings Ende Juni bei der zweiten Gewinnwarnung binnen sechs Monaten bereits angekündigt (vgl. BZ vom 27. Juni). Der ebenfalls stark in Asien vertretene Rivale HSBC hatte Anfang der Woche mitgeteilt, dass sein Vorsteuergewinn um 12 % zurückgegangen ist. Unter dem Strich stand bei Standard Chartered ein Gewinn von 94,6 (88,1) Cent je Aktie. Analysten hatten im Schnitt nur mit 93,0 Cent je Anteilsschein gerechnet. Neue GeldstrafeVor zwei Jahren hatte sich Standard Chartered mit US-Behörden nach Verstößen gegen Iran-Sanktionen auf die Zahlung von 667 Mill. Dollar geeinigt. Danach wurde ein unabhängiger Aufseher eingesetzt, der nun neue Mängel aufdeckte. Wie aus dem Halbjahresbericht hervorgeht, könnte seine Tätigkeit deshalb über die ursprünglich vorgesehenen zwei Jahre hinaus verlängert werden. Zudem sei mit einer Geldstrafe zu rechnen. “Keine großartigen Neuigkeiten für Standard Chartered, vor allem wenn man sich das Volumen der zuletzt erteilten Geldstrafen ansieht”, urteilt Analyst Shailesh Raikundlia von der Investmentbank Espírito Santo. BNP Paribas stimmte vor einem Monat einer Rekordstrafe von 9 Mrd. Dollar zu. Dabei ging es unter anderem um langjährige Verstöße gegen Sanktionen, die sich gegen den Iran und den Sudan richten. “Das schwierige Marktumfeld hat sich erneut auf die Performance der Gruppe ausgewirkt”, insbesondere der zyklische Stimmungsabschwung in Sachen Emerging Markets, schrieb Chairman John Peace den Aktionären. Zudem lasteten ein paar unternehmensspezifische Probleme auf dem Ergebnis, etwa im Koreageschäft (siehe Grafik). In Südkorea fuhr die Bank einen operativen Verlust von 127 Mill. Dollar ein. Ein Jahr zuvor hatte noch ein Plus von 137 Mill. Dollar zu Buche gestanden. “Das Schlimmste sollte vorbei sein”, konstatiert Investec-Analyst Ian Gordon. “Wir gehen mittlerweile davon aus, dass der Gegenwind aus dem Koreageschäft nachlässt. Allerdings wird es das Ergebnis der Gruppe weiter belasten.””Wir machen Fortschritte”, betonte CEO Peter Sands. Es gebe allerdings keine Patentlösung für die Probleme in dem nordostasiatischen Land. Im Juni hatte das Institut den Verkauf der beiden koreanischen Geschäftseinheiten Standard Chartered Savings Bank und Standard Chartered Capital Korea für rund 148 Mill. Dollar an die japanische J Trust bekannt gegeben. Es hatte sie nach einer Milliardenabschreibung auf das Geschäft im Land der Morgenstille im vergangenen Jahr zum Verkauf gestellt. Sands war zuletzt in den Medien unter Beschuss geraten. Ende Juli hatte sich der Board der Bank hinter CEO und Chairman gestellt, nachdem extensiv über deren möglichen Abgang auf Druck von Anlegern spekuliert worden war (vgl. BZ vom 26. Juli).Ein Betrugsfall in China trieb die sonstigen Wertberichtigungen auf 185 (11) Mill. Dollar nach oben. Der Beitrag der Region Großchina zum operativen Ergebnis ging auf 728 (745) Mill. Dollar zurück.