Starhändler dürfen auf hohe Zahlungen hoffen
Reuters London – Die Coronakrise hinterlässt auch bei den Großbanken tiefe Spuren. Dennoch dürfen die Starhändler der Geldhäuser auf hohe Boni hoffen. Zu groß ist die Furcht, sie an Rivalen zu verlieren, die besser zahlen – zumal das Wertpapiergeschäft floriert. “Die Banken bewegen sich weitgehend im Gleichschritt”, sagt Simon Patterson vom Vergütungsberater Pearl Meyer. “Niemand will als Erster kürzen.” 75 Institute befragtDer Vergütungsberater hatte im Juni 75 Institute befragt. 63 % haben ihr Bonussystem bislang nicht geändert oder darüber nachgedacht, obwohl 70 % der Teilnehmer mit Belastungen durch die Coronakrise rechnen. Pearl Meyer berät jährlich mehr als 1 000 Unternehmen bei den Vergütungssystemen für die Mitarbeiter. Die Finanzmärkte hätten zwar schon immer geschwankt, aber die aktuelle Situation sei beispiellos, sagt Patterson. “Niemand weiß wirklich, ob das nächste Jahr ein Festmahl wird oder eine Hungersnot”, sagt Patterson. Die Beratungsagentur Johnson Associates erwartet sogar, dass die Boni von Anleihehändlern in diesem Jahr um 30 % steigen könnten.Denn während das Investment Banking derzeit brummt, leiden andere Sparten unter den Folgen der Coronakrise und steigenden Kreditausfällen. Schon zu Beginn der Pandemie hatten Banken mit hohen Bonuszahlungen den Unmut der Aufseher auf sich gezogen, die forderten, in der Krise das Geld zusammenzuhalten.Insider bei zwei internationalen Großbanken sagen, es sei zu früh, um über die Boni für bestimmte Sparten zu spekulieren. Viele Händler erwarteten jedoch wegen des brummenden Wertpapiergeschäfts im ersten Halbjahr hohe Auszahlungen. Ein Insider sagt, die Institute schreckten davor zurück, die Bonussysteme anzupassen – aus Furcht, Mitarbeiter zu vergraulen, die das Geschäft in schwierigen Zeiten am Laufen hielten. Auch sei die Aussicht auf Boni wichtig, um junge Talente anzuwerben.Doch der Kostendruck und die Furcht vor einem öffentlichen Aufschrei wegen hoher Auszahlungen mitten in der Rezession könnten Banken zum Handeln zwingen. Sie stecken in der Zwickmühle. Zum einen wollten sie ihre Bonussysteme anpassen, um Manager dafür zu belohnen, wenn sie für mehr Diversität sorgen oder Umweltziele erfüllen, sagt Justine Woolf von Innecto Reward Consulting. Doch Top-Manager sind kaum bereit, auf ihre Chance auf große Boni zu verzichten. Also suchten einige Arbeitgeber nach Alternativen, um die Wogen zu glätten, sagt Woolf. Dazu gehören etwa bestimmte Formen einer aktienbasierten Vergütung (Restricted Stock).