Nachhaltige Investments

Starker Rückgang bei neuen ESG-Fonds

ESG-Fonds-Auflagen sind weltweit rückläufig: Vermögensverwalter wie BlackRock und DWS reduzieren neue nachhaltige Fonds im Jahr 2024.

Starker Rückgang bei neuen ESG-Fonds

Starker Rückgang bei neuen ESG-Fonds

Auswertung von Morningstar-Daten – Herkömmliche Fonds boomen

Bloomberg New York

Bei einigen der größten Vermögensverwalter der Welt stockt die Auflage von ESG-Fonds. BlackRock, die DWS, Invesco und die Vermögensverwaltungssparte der UBS gehören zu den Unternehmen, die die Zahl der neuen Fonds mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Mandaten reduziert haben, wie aus den Daten von Morningstar Direct hervorgeht.

Drastischer Rückgang

In diesem Jahr wurden bis Ende Mai weltweit knapp über 100 ESG-Fonds aufgelegt, womit die Branche auf dem besten Weg ist, das Niveau der letzten Jahre deutlich zu unterschreiten, wie die Daten zeigen. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 wurden 566 ESG-Fonds aufgelegt, was einen Rückgang gegenüber den 993 im Jahr 2022 bedeutet. Die 16 ESG-Fonds, die im Mai eröffnet wurden, sind zudem die niedrigste monatliche Zahl seit Anfang 2020.

Vor dem Hintergrund politischer Angriffe in den USA und einem harten Durchgreifen gegen Greenwashing in Europa ist dies das jüngste Anzeichen dafür, dass sich die Finanzindustrie gegenüber dem ESG-Label abkühlt. Seit der Blütezeit der Pandemie hat ein Cocktail aus höherer Inflation, höheren Zinssätzen und einem Einbruch bei Aktien aus dem Bereich der sauberen Energien die Performance von ESG-Fonds gedrückt. Diejenigen, die gut abschneiden, sind in der Regel vollgepackt mit Technologiewerten, von denen viele fragwürdige ESG-Eigenschaften aufweisen.

Passive Fonds mit Problemen

Auch in den USA stehen ESG weiterhin unter Beschuss: Die Republikanische Partei hat Verbote verhängt und droht mit Klagen gegen vermeintliche Verursacher. Und in Europa werden strengere Regeln für die Benennung von ESG-Fonds wohl dazu führen, dass das Label aus einigen passiv verwalteten Portfolios entfernt wird.

Laut Morningstar hat BlackRock in diesem Jahr vier neue ESG-Fonds aufgelegt, verglichen mit 36 im Jahr 2022 und 23 im letzten Jahr. Die DWS hat in diesem Jahr nur noch drei Fonds aufgelegt, gegenüber 25 im Jahr 2023. Invesco hat im Jahr 2024 bisher nur einen ESG-Fonds aufgelegt, verglichen mit 12 im Jahr 2023. UBS hat in diesem Jahr sechs nachhaltige Fonds aufgelegt, gegenüber 16 im letzten Jahr und 26 im Jahr 2022. In den Daten ist die Übernahme der Credit Suisse durch UBS im Jahr 2023 berücksichtigt.

„Die Lancierung von ESG-Fonds ist aufgrund von schlechter Performance, schlechtem Produktdesign und Politik stark zurückgegangen“, sagt Huw van Steenis, Partner und Vice Chair bei Oliver Wyman. „Wieder einmal haben die Anleger auf die harte Tour gelernt, dass Investitionen nach Akronymen nie eine dauerhafte Methode der Kapitalallokation sind.“

Herkömmliche Fonds boomen

Der Kontrast zu konventionellen Fonds ist krass. Der breitere Markt ist auf dem besten Weg, in diesem Jahr ein ähnliches Niveau an Fondsneugründungen zu erreichen: Bis Ende Mai wurden insgesamt 2.576 Fonds aufgelegt, was etwa 40% der Gesamtzahl für das gesamte Jahr 2023 entspricht.

Vermögensverwalter, die ihr Angebot an nachhaltigen Fonds zurückfahren, sagen, dass diese Entwicklung die Reifung des Marktes widerspiegelt.

Nach mehreren Jahren des Aufbaus einer ESG-Palette gebe es jetzt keinen „weißen Fleck“ mehr im Produktangebot, sagte Christoph Zschaetzsch, der die Produktentwicklung für das aktive Fondsgeschäft der DWS leitet. Er bezeichnet die Entwicklung als „eine Normalisierung“.

Letztes Jahr und 2022 „waren die ESG-Hochlaufjahre“, sagte Michael Mohr, Leiter der Produktentwicklung bei Xtrackers der DWS, die hauptsächlich aus börsengehandelten Fonds besteht. Damals stand ESG unter Volldampf„ und alle Anbieter bemühten sich um die Vervollständigung ihrer nachhaltigen Produktpalette mit neuen Produkten, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen“, so Mohr.

„Optimierungen und Anpassungen"

Jetzt geht es eher um „Optimierungen und Anpassungen von Produkten, die bereits auf dem Markt sind“, so Mohr. Allerdings ist die Nachfrage jetzt viel spezifischer, da die Kunden nach Klimalösungen oder Fonds suchen, die sich auf ein Thema konzentrieren, wie z.B. Netto-Null oder Biodiversität“, anstatt nur ESG als allgemeines Thema, sagte er.

Bei Invesco ist der Aufbau des ESG-Fondsgeschäfts nun abgeschlossen, so eine Sprecherin des Vermögensverwalters. Künftige Auflegungen werden selektiver erfolgen, um Lücken zu schließen, so die Sprecherin.

Ein Fondsmanager, der sein ESG-Angebot in ähnlichem Tempo wie in den vergangenen Jahren ausbaut, ist Amundi. Der französische Vermögensverwalter hat im Jahr 2024 14 auf verantwortungsbewusstes Investieren ausgerichtete Fonds aufgelegt und plant, sein Angebot an Netto-Null-Strategien und ESG-ETFs im Rahmen seines ESG Ambition 2025-Plans zu erweitern, sagte Elodie Laugel, Chief Responsible Investment Officer des Unternehmens.

Nachdem Amundi ein „umfassendes und granulares“ Angebot an nachhaltigen Anlageprodukten aufgebaut hat, wird sich das Unternehmen nun darauf konzentrieren, die Kundennachfrage zu befriedigen, da sich „die Präferenzen der Endkunden entwickeln, die regulatorische Landschaft sich beruhigt und nachhaltige Risiken immer dringlicher werden“, so Laugel.

Sprecher von UBS und BlackRock lehnten es ab, den Rückgang ihrer ESG-Fondsauflagen zu kommentieren.  Die Morningstar-Daten umfassen offene Fonds und ETFs weltweit, die nach dem Rahmenwerk des Analysehauses als nachhaltige Anlagen eingestuft werden, was Dachfonds ausschließt.