GastbeitragNachhaltigkeitsberichterstattung

Status quo der Taxonomie-Berichte von Dax-Unternehmen

Die Unternehmen im Dax verfügen bisher nur über wenig Geschäft, das sie im Rahmen der EU-Taxonomie anrechnen können. Energieunternehmen haben hier bereits einen guten Stand, wie Wiebke Merbeth und Heiner Längst von Deloitte berichten.

Status quo der Taxonomie-Berichte von Dax-Unternehmen

Gastbeitrag

Status quo der Taxonomie-Berichte von Dax-Unternehmen

Von Wiebke Merbeth und Heiner Längst, Deloitte

Während die Corporate Sustainability Reporting Directive (kurz: CSRD) noch in nationales Recht der Mitgliedstaaten umgesetzt werden muss und in der Berichterstattung der Dax-40-Unternehmen erstmals im Jahr 2025 Anwendung findet, ist die EU-Taxonomie als Verordnung bereits seit diesem Jahr für die Berichterstattung für das Jahr 2022 bei den Index-Unternehmen verpflichtend.

Ziel und Zweck der EU-Taxonomie ist es, Finanzströme in ökologisch nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten umzuleiten. Konkret sollen dabei nachhaltige Projekte gefördert werden, die einen positiven Beitrag zur Erfüllung der übergeordneten Umweltziele der Europäischen Kommission leisten. Dabei schafft die EU-Taxonomie einen einheitlichen Rahmen und definiert spezifische Kriterien, welche Produkte oder Dienstleistungen eines Unternehmens als taxonomiekonform zu klassifizieren sind. Zudem hilft jede Ordnungsgebung, die Möglichkeiten für Greenwashing zu minimieren. Als erster, bereits verpflichtender Bestandteil der CSRD können verschiedene Nachhaltigkeitsanstrengungen von Unternehmen in einer standardisierten, sektorenübergreifenden Form verglichen werden.

Neue Kennziffern

Die Berichterstattungspflicht gemäß der EU-Taxonomie sieht vor, dass Dax-Unternehmen den Anteil ihrer taxonomiefähigen und taxonomiekonformen Umsatzerlöse offenlegen: Wie nachhaltig agiert ein Unternehmen heute? Taxonomiefähige Aktivitäten eines Unternehmens haben das Potenzial, einen positiven Beitrag zu den Umweltzielen zu leisten. Taxonomiekonforme Wirtschaftsaktivitäten erfüllen hingegen bereits die Vorschriften und Kriterien der EU-Taxonomie und sind als ökologisch nachhaltig einzustufen. Das gilt auch für Angaben zu Investitionsausgaben (CapEx): Wie viel investiert ein Unternehmen in dessen nachhaltige Zukunft? Und schließlich laufende Betriebsausgaben (OpEx): Wie viel finanziellen Aufwand betreibt ein Unternehmen, um dessen Nachhaltigkeitsanstrengungen zu erhalten?

Nicht alle gehen konform

Die Auslegung der Regulatorik lässt hierbei zwar Interpretationsspielräume offen, ermöglicht jedoch ein erstes Benchmarking der öffentlich zugänglichen Daten für Dax-Unternehmen. Hierfür wurden die veröffentlichten Informationen zur EU-Taxonomie in den nichtfinanziellen Erklärungen der Lageberichte für das Jahr 2022 und weiterer gesonderter Unternehmensberichte durch die Deloitte Sustainability & Climate GmbH in einer Datenbank erfasst, was unter anderem Aussagen über die Nachhaltigkeits-Performance sowie den Detailgrad und die Transparenz der EU-Taxonomie-Berichterstattung der einzelnen Dax-Unternehmen ermöglicht.

Während alle Dax-Unternehmen taxonomiefähige Anteile veröffentlichen, können davon 72% der Unternehmen bereits konforme (umgangssprachlich auch als grün bezeichnete) Umsätze, CapEx oder OpEx vorweisen. Neben der reinen Transparenz, in welchem Detailgrad EU-Taxonomie-Informationen in den Berichterstattungen vorliegen, ist die Höhe der Prozentsätze der einzelnen Unternehmen ein Indikator für deren nachhaltige Präsenz und zukünftige Ausrichtung, also deren Nachhaltigkeits-Performance gemäß EU-Taxonomie.

Durch Erfüllung der Konformitätskriterien der EU-Taxonomie investierte demnach die Mehrzahl der Dax-Unternehmen im Jahr 2022 weniger als 10% ihres Gesamt-CapEx in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten. Nun stellt die Erfüllung der Kriterien, ein Investment als taxonomiekonform ausweisen zu können, für Unternehmen über alle Wirtschaftsaktivitäten hinweg aufgrund der strengen Konformitätskriterien eine Herausforderung dar. Würden hier bereits heute hohe taxonomiekonforme Anteile ausgewiesen werden, wären die klimabezogenen Herausforderungen der Transformation und die Ansprüche an Nachhaltigkeit in den Unternehmen national und vermutlich auch europaweit auf einem guten Weg.

Energiekonzerne führen

Spitzenreiter im Dax sind hierbei die Energiekonzerne mit über 80% taxonomiekonformem CapEx. Diese sind weitestgehend auf Investments in erneuerbare Energien zurückzuführen, welche konkreten Wirtschaftsaktivitäten der EU-Taxonomie zur Eindämmung des Klimawandels zuzuschreiben sind. Die EU-Taxonomie fördert zudem die Dekarbonisierung des Verkehrssektors, was sich in bereits hohen taxonomiekonformen Prozentsätzen der im Dax vertretenen Automobilhersteller widerspiegelt. Demnach investierten die Konzerne im Durchschnitt bereits 42% in taxonomiekonforme Verkehrstechnologien, etwa in die Herstellung von emissionsarmer und emissionsfreier Mobilität.

Diese Art der Analyse konnte im Sektorenvergleich nur dann durchgeführt werden, wenn Dax-Unternehmen auch den Detailgrad einzelner Wirtschaftsaktivitäten zur Verfügung stellen. Auf diesem Detailgrad der veröffentlichten Berichterstattung wird aufgezeigt, in welche ökologisch nachhaltigen Wirtschaftsaktivitäten ein Unternehmen konkret investiert. Ein EU-Taxonomie-Reporting inklusive einer Transparenz auf Wirtschaftsaktivitäten-Ebene bieten für das Jahr 2022 bereits 80% der Dax-Unternehmen.

Festzuhalten bleibt, dass nicht alle Industriesektoren gleichermaßen von den in der EU-Taxonomie vordefinierten Wirtschaftsaktivitäten abgedeckt werden. Dies erschwert einzelnen Sektoren im Dax zwar das EU-Taxonomie-Reporting, macht es aber nicht unmöglich oder gar freiwillig. Hintergrund ist, dass die EU-Taxonomie aktuell zur Eindämmung des Klimawandels primär auf sogenannte "hard-to-abate"-Sektoren ausgerichtet ist. Dazu zählen etwa die Sektoren Automobil, Chemie oder Energie.

Fuhrpark und Solaranlage

Dennoch sind in der EU-Taxonomie Wirtschaftsaktivitäten klassifiziert, in denen nachhaltige Finanzströme unabhängig vom Sektor offengelegt werden können. So sind die am meisten berichteten Wirtschaftsaktivitäten im Dax über nahezu alle Sektoren gleichermaßen und nicht überraschend. Typisch sind etwa der Betrieb eines elektrifizierten Fuhrparks, die Installation von Fotovoltaik-Anlagen sowie die Nutzung von energieeffizienten Gebäuden.

Das zeigt, dass die EU-Taxonomie eine sektorübergreifende Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Nachhaltigkeits-Performances im Dax aus finanzieller Sicht zwar ermöglicht, jedoch nur auf Wirtschaftsaktivitäten-Ebene wirklich Sinn ergibt.

Nichtsdestotrotz erlaubt die Offenlegungspflicht der EU-Taxonomie-Verordnung einen ersten Einblick in die künftige Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß der CSRD und macht den Interessengruppen der Dax-Unternehmen die Nachhaltigkeitsbemühungen der einzelnen Unternehmen trotz Interpretationsspielraum der Regulatorik transparenter.

Deloitte

Wiebke Merbeth

Partnerin der Strategieberatung Monitor Deloitte

Deloitte

Heiner Längst

Senior Consultant bei Deloitte