Versicherer

Steigende Risiken durch Abwertung von Immobilienanlagen

In ihrem Finanzstabilitätsbericht macht sich die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA Sorgen um die alternativen Assets bei den Altersvorsorgeeinrichtungen. Dabei geht es vor allem um die Bewertung angesichts transaktionsarmer Märkte.

Steigende Risiken durch Abwertung von Immobilienanlagen

EIOPA sorgt sich um Immobilienanlagen

Finanzstabilitätsbericht: Geringe Marktaktivität macht Bewertung unsicher – Relativ geringer Anteil an Gesamtassets

Die schwächelnden Immobilienmärkte treffen die europäischen Versicherer. Sie haben in den vergangenen Jahren immer stärker in alternative Assets investiert. Die europäische Aufsichtsbehörde EIOPA macht sich in der neuesten Ausgabe des Finanzstabilitätsberichts Sorgen über die Bewertung dieser Investments.

tl Frankfurt

Mit einer gewissen Sorge blickt EIOPA auf die Entwicklung der Immobilienmärkte. In ihrem jüngsten Finanzstabilitätsbericht zur Lage der Erst- und Rückversicherer sowie der betrieblichen Altersvorsorgeeinrichtungen weist die Aufsichtsbehörde darauf hin, dass Immobilien wichtig für die Stabilität der Vorsorgeeinrichtungen sind. Allerdings machten diese direkten und indirekten Anlagen in gewerbliche und Wohnobjekte Ende 2023 gerade mal 5,7% der gesamten Kapitalanlagen aus. Mit sämtlichen immobilienbezogenen Assets (inklusive strukturierter Schuldverschreibungen) kommt man auf 9,9%.

Eng mit Finanzsystem verbunden

Der Immobiliensektor ist eng mit dem gesamten Finanzsystem verbunden, heißt es weiter. Denn ein schwächelnder Immobilienmarkt könne die Finanzmärkte, die Kreditverfügbarkeit und das Wirtschaftswachstum gefährden und eine allgemeine Wirtschaftskrise auslösen. „Solche Systemrisiken können Kaskadeneffekte auf die Kapitalanlage der Versicherer, ihre Verpflichtungen und ihre Stabilität haben“, so der Finanzstabilitätsbericht. Im Vorjahr sind die Preise für gewerbliche Immobilien laut EZB um 8,9% zurückgegangen (4. Quartal 2022 zu 4. Quartal 2023). Das ist allerdings nur ein europäischer Durchschnittswert. Auf gewerbliche Objekte entfallen rund drei Viertel aller Immobilieninvestments. Der Wohnbereich zeigte sich dagegen relativ stabil.

Deutschland an der Spitze

Im Ländervergleich konzentrieren sich die meisten Immobilienanlagen auf Deutschland, Frankreich, Belgien, die Niederlande und Italien. Deutschland lag mit rund 230 Mrd. Euro an der Spitze. Davon entfällt der größte Teil auf Hypothekardarlehen, gefolgt von Fonds.

Bewertung als größtes Risiko

Als größtes Risiko bei Immobilien identifiziert EIOPA die Bewertung. Die entsprechenden Berechnungsmethoden würden nicht immer den realen Werten entsprechen, insbesondere bei schwankenden Märkten. Dazu komme die verringerte Liquidität von Immobilien in unruhigen Zeiten. Mangels beobachtbarer Marktpreise gestalte sich die korrekte Bewertung von Bestandsobjekten dann besonders schwierig. Nach EIOPA-Daten haben deutsche Versicherer ihre Immobilien im Vorjahr 4,3% niedriger bewertet als 2022. In den drei Jahren davor gab es Zuschreibungen.

Etwa die Hälfte der von EIOPA erfassten europäischen Versicherer investiert in Private Credit/Debt. Dabei werden diese nach Solvency II definiert als nicht gehandelte/nicht börsennotierte Unternehmens- und Nachranganleihen sowie unbesicherte Kredite. Auf sie entfallen 3,4% aller Kapitalanlagen per Ende 2023. Bei deutschen Versicherern machen solche Unternehmensanleihen den weitaus größten Teil von Private Credit/Debt aus.

Bewertung ist stark subjektiv

Die Aufseher stören sich im Private-Credit-/Debt-Bereich an der sehr subjektiven Bewertung und Bewertungsmethoden, die Fundamentalfaktoren und Marktbedingungen nicht angemessen berücksichtigen und an möglichen Timelags. Außerdem gelte auch hier: Illiquide Sekundärmärkte führten zu sehr unsicheren Bewertungen und die Zinsentwicklung beeinflusse die Performance dieser Investments stark. Last but not least sei es nicht trivial, den Einfluss der Markt- und Kreditzyklen auf das Kreditrisiko zu verstehen, so EIOPA.

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