J.P. Morgan öffnet Bücher

Steigende Zinskosten von US-Großbanken treiben Analysten um

Die US-Großbanken J.P. Morgan, Citigroup und Wells Fargo haben sich zum Auftakt in die Berichtssaison robust gezeigt. Allerdings rücken nun die Gefahren der restriktiven Geldpolitik für Finanzinstitute mit großem Einlagengeschäft in den Fokus von Analysten und Investoren.

Steigende Zinskosten von US-Großbanken treiben Analysten um

US-Banken ringen mit Zinskosten

J.P. Morgan, Citigroup und Wells Fargo übertreffen Markterwartungen – Gefahren restriktiver Geldpolitik rücken in Fokus

Die US-Großbanken J.P. Morgan, Citigroup und Wells Fargo haben zum Auftakt in die Berichtssaison höhere Gewinne vermeldet als an der Wall Street erwartet. Allerdings rücken nun die Gefahren der restriktiven Geldpolitik für Finanzinstitute mit großem Einlagengeschäft in den Fokus von Analysten und Investoren.

xaw New York

Die US-Großbanken haben zum Auftakt in die Berichtssaison für das dritte Quartal höhere Erlöse und eine verbesserte Profitabilität vermeldet – doch steigen an der Wall Street die Sorgen über steigende Belastungen. Zwar legte die Aktie von J.P. Morgan im frühen New Yorker Handel am Freitag kräftig zu, nachdem der Branchenprimus die Erwartungen vieler Analysten übertroffen hatte: Der konzernweite Erlös zog um 22% auf 39,87 Mrd. Dollar an, der Nettogewinn sprang um 35% auf 13,15 Mrd. Dollar.

Allerdings geht die Befürchtung um, dass die restriktive Geldpolitik nur noch kurzfristig als Stütze wirken dürfte. Vorerst bescherte sie J.P. Morgan wie den Konkurrenten Citigroup und Wells Fargo deutlich höhere Nettozinserträge. Denn stärkere Einnahmen aus dem Kreditgeschäft übertreffen die Nachteile durch höhere Eigenfinanzierungskosten und Einlagenzinsen noch. Entsprechend hat J.P. Morgan die Netto-Zinsmarge auf 2,72% angekurbelt, nachdem sie im zweiten Jahresviertel noch abgebröckelt war.

Treasury-Flut als Gefahr

Allerdings warnt selbst CEO Jamie Dimon vor den Risiken erhöhter Haushaltsdefizite und weiter steigender Zinssätze. Das US-Finanzministerium flutet den Markt derzeit mit Staatsanleihen. Dies treibt die Verzinsungen von Treasuries und damit die Renditen von Geldmarktfonds zusätzlich an. Sparer sehen sich daher verstärkt nach Alternativen zu Bankeinlagen um. Unter kleineren US-Banken ist ein harter Depositenwettbewerb entbrannt. Häuser wie J.P. Morgan profitieren derweil noch von ihrer Größe.

Doch wenngleich der Branchenprimus seine Prognose für die Nettozinseinnahmen im Gesamtjahr 2023 von 87 auf 89 Mrd. Dollar angehoben hat, rücken bei Bankanalysten die Zinsaufwendungen in den Fokus. Diese sprangen gegenüber dem Vorjahr um 170% auf 21,83 Mrd. Dollar in die Höhe. Branchenkenner rechnen deshalb damit, dass die Gewinne von J.P. Morgan 2024 abflachen werden. Umsatz und Überschuss lagen bereits im abgelaufenen Viertel unter den Rekordwerten aus dem zweiten Quartal, wobei sich auch rückläufige Einnahmen aus dem Kapitalmarktgeschäft niederschlugen.

Historische Eigenkapitalrendite

Dass sich die materielle Eigenkapitalrendite mit 22% deutlich über der historischen Norm hält, ist indes auch auf ungewöhnlich niedrige Verluste aus dem Kreditportfolio zurückzuführen, wie Dimon einräumt. Ratingagenturen wie Moody's fürchten unterdessen, dass die anziehende Aktivität im Leveraged-Finance-Geschäft die Kreditqualität über die kommenden Quartale belasten wird.

Citigroup hat die Risikovorsorge im dritten Quartal entsprechend ausgebaut. Dennoch vermeldete das Geldhaus entgegen den Marktprognosen einen leichten Anstieg des Nettogewinns auf 3,55 Mrd. Dollar. Neben unerwartet hohen Einnahmen aus dem Anleihe- und Devisentrading machte sich dabei auch eine verbesserte Performance im Kreditportfolio bemerkbar. J.P. Morgan indes löste im Gegensatz zu Citigroup 113 Mill. Dollar an Mitteln aus der Risikovorsorge auf.

Raum für Spread-Ausweitung

Der Blick der Marktteilnehmer richtet sich unterdessen auf die ab Ende 2024 anstehende Refinanzierungswelle unter High-Yield-Emittenten an, die laut Analysten erhebliche Auswirkungen auf die Bestandsportfolios haben dürfte. Wie der Vermögensverwalter American Century betont, reflektieren die Spreads von Hochzinsanleihen gegenüber Treasuries die Konjunkturrisiken nicht ausreichend.

Auch J.P.-Morgan-CEO Dimon brachte seine Befürchtung zum Ausdruck, dass der Krieg in der Ukraine und der Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel noch weitreichenden Einfluss auf den globalen Handel und geopolitische Beziehungen haben könnten. "Dies ist möglicherweise die gefährlichste Zeit, die die Welt seit Jahrzehnten erlebt hat", sagte Dimon.