Rahmenvereinbarung

Stellenabbau kostet die Commerzbank mehr

Die Commerzbank hat sich mit der Arbeitnehmerseite geeinigt, doch der Zeitdruck auf die Verhandlungen hat seinen Tribut gefordert: Der Stellenabbau wird 225 Mill. Euro teurer als geplant.

Stellenabbau kostet die Commerzbank mehr

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Der Gesamtbetriebsrat der Commerzbank hat erwartungsgemäß grünes Licht für den Interessenausgleich und den Sozialplan für den im Februar angekündigten Abbau von rund 7500 Vollzeitstellen im Inland gegeben. In einer Mitteilung lobte Vorstandschef Manfred Knof die konstruktive Zusammenarbeit: „Wir haben intensiv verhandelt und ein Ergebnis erzielt, mit dem wir die Transformation zügig weiter vorantreiben können.“

Damit ist es dem Institut gelungen, den äußerst knappen Zeitplan mit lediglich zwei Tagen Verzug einzuhalten. Bei der Vorstellung der strategischen Neuausrichtung hatte Knof versprochen, dass die Rahmenvereinbarung bis zum zwischenzeitlich verschobenen Termin der Hauptversammlung am 5. Mai stehen werde.

Wie sich in der vergangenen Woche bereits abgezeichnet hatte, will die Commerzbank den Abbau, der bis Ende 2024 abgeschlossen sein soll, vor allem über Altersteilzeit und Vorruhestand umsetzen. „Im Zuge dessen hat sie die Vorruhestandsregelung auf sieben Jahre ausgeweitet“, heißt es in der Mitteilung. Damit sind Beschäftigte teilnahmeberechtigt, die 1968 oder früher geboren sind. An dieselbe Altersgruppe richtet sich auch das Altersteilzeitprogramm mit einer Laufzeit von acht Jahren, das sich in eine jeweils vierjährige aktive und passive Phase unterteilt.

Frühere Vorruhestandsregelungen bei der Commerzbank waren nach Angaben eines Sprechers auf vier Jahre angelegt. Durch die Ausweitung der Altersregelungen entstehen den Angaben zufolge Mehrkosten von rund 225 Mill. Euro, die Knof als „gut investiert“ bezeichnete, weil sie die Planungssicherheit erhöhe. Unter dem Strich steigen die bislang mit 1,8 Mrd. Euro veranschlagten Restrukturierungskosten auf etwas mehr als 2 Mrd. Euro, für die bereits in den vergangenen zwei Jahren Rückstellungen von 1,37 Mrd. Euro gebildet wurden. Die verbleibenden Aufwendungen wird die Commerzbank den Angaben zufolge im zweiten Quartal buchen.

Der Kostenanstieg kam nach Ansicht von Izabel Dobreva, Analystin bei Morgan Stanley, nicht unerwartet. Sie habe einen entsprechenden Mehrbetrag bereits einkalkuliert, schrieb sie in einem Kurzkommentar. Auch die Börse reagierte gleichmütig, nach deutlichen Kursgewinnen an den Vortagen schloss die Aktie am Freitag mit 5,62 Euro nur geringfügig im Minus.

Gespräche beginnen bald

Außer den Altersregelungen bietet die Commerzbank im Rahmen des bereits bekannt gegebenen Freiwilligenprogramms auch Aufhebungsverträge mit einer sogenannten Sprinterprämie von 60000 Euro an. Darüber hinaus sichert die Commerzbank ihren Beschäftigten auch Unterstützung bei einer beruflichen Neuorientierung innerhalb oder außerhalb der Bank zu.

Die Gespräche mit den Beschäftigten sollen so schnell wie möglich aufgenommen werden. Bis zum Herbst will die Commerzbank die Teilinteressenausgleiche in den einzelnen Be­reichen abgeschlossen haben. 2023 werde der Stand der Dinge noch einmal überprüft. Gegebenenfalls werde die Bank dann zu weiteren Instrumenten wie einer kollektiven Arbeitszeitverkürzung oder be­triebs­bedingten Kündigungen greifen.

Wertberichtigt Seite 8