Steter Gegenwind durch Rechtskosten
Einen Schritt vor, einen zurück. Die Deutsche Bank bleibt sich auch im dritten Quartal treu und sieht operative Fortschritte von anderen Entwicklungen überlagert. Dass die Risikoaktiva regulatorisch bedingt anschwellen, das schmerzt.bg Frankfurt – Die Deutsche Bank stellt sich für die kommenden Monate auf ein anhaltend schwieriges Umfeld ein. Beim Blick voraus sei “kurzfristig weiterhin mit Gegenwind zu rechnen”, erklärte das Führungsduo Anshu Jain und Jürgen Fitschen in einer gemeinsamen Stellungnahme begleitend zu den Zahlen für das dritte Quartal. Der konjunkturelle Ausblick für Europa sowie geopolitische Risiken sorgten für Unsicherheit. US-Verfahren ziehen sichIm Gegenzug könnten die Lasten aus Rechtsstreitigkeiten im laufenden Turnus Finanzkreisen zufolge aber unter der bisherigen Erwartung von rund 3 Mrd. Euro liegen. Bislang hat die Bank hierfür in den ersten neun Monaten erst 1,4 Mrd. Euro zurückgelegt. Da Rückstellungen in größerer Höhe immer erst gebildet werden können, wenn externe Referenzwerte für laufende Verfahren vorliegen, könne es auf Quartalssicht zu Verzögerungen bei der Bildung von Vorsorge kommen, heißt es. Insbesondere die ausstehenden US-Verfahren gelten – im Gegensatz zu dem sich abzeichnenden Vergleich beim britischen Regulator zu Devisenmanipulationen – als unberechenbar. Andererseits könne es in der Aufhellungsperiode bis Ende März 2015 noch zu Verbuchungen kommen, so ein Hinweis aus dem Umfeld der Bank.Finde eine solche Konkretisierung bei den Verfahren nicht statt, bliebe man bei der Guidance zum Bestand an Rückstellungen aus Rechtsstreiten wohl unter der Guidance vom Juli, heißt es. Mit Auffüllen der Rückstellungen für bestimmte Rechtsfälle im dritten Quartal sanken die Eventualverbindlichkeiten von 3,2 Mrd. auf 1,7 Mrd. Euro (siehe Grafik) – ein Zeichen für Stillstand bei den übrigen großen Verfahren unter den konzernweit 6 000 Rechtsstreiten.Die Fülle an juristischen Händel bleibt auch nicht ohne Auswirkungen auf die Risikoaktiva (RWA) und damit auf die Kapitalposition der Bank. Da die Rechtsstreite vom Regulierer zu den operationellen Risiken gezählt werden, müssen diese in den RWA abgebildet werden. Im dritten Quartal kamen 4,9 Mrd. Euro an RWA aus operationellem Risiko hinzu, wobei hier auch verfeinerte Modellannahmen der Risikomessung hineinspielen. Währungseffekte blähten die Risikoaktiva gegenüber dem Vorquartal um 10 Mrd. Euro auf, während für Marktrisiken gegenläufig 10 Mrd. Euro weniger Risikoaktiva berechnet wurden. Gegenüber Ende Juni kletterten die RWA insgesamt nur moderat von 398,7 Mrd. auf 401,5 Mrd. Euro. Risikoaktiva aufgeblähtGegenüber Jahresschluss beträgt das Delta jedoch satte 104 Mrd. Euro an zusätzlichen RWA, was im Wesentlichen aus der Einführung des CRR/CRD-IV-Rahmenwerkes (vorher: Basel 2.5) sowie technischen Einflüssen aus den Kapitalerhöhungen herrühre, heißt es im Quartalsbericht. Größter Zuwachsposten sind dabei die RWA für Kreditrisiken, die um 48,8 Mrd. Euro zulegten. Die in diesem Jahr erstmals bei den RWA in Anrechnung gebrachten Credit Valuation Adjustments (CVA) machten 18,6 Mrd. Euro aus, auch wenn im dritten Abschnitt (siehe Grafik) bei der Nachkalibrierung 3,2 Mrd. Euro herausfielen. Insgesamt sind die CVA aber ein empfindlicher Faktor für eine derivatelastige Bilanz wie die der Deutschen Bank, was die Effekte aus dem eigentlich stattfinden Deleveraging konterkariert. Regulatorischer HammerDoch damit nicht genug. Außerdem muss sich die Deutsche Bank auf weitere die Kapitalposition mindernde regulatorische Bilanznormen einstellen. Technische Standards der EBA zur sogenannten “Prudent Valuation” könnten einen negativen Eigenkapitaleffekt von 1,5 bis 2 Mrd. Euro entfalten, ist der Investorenpräsentation zu entnehmen. Hinzu kommen absehbar weitere Verschärfungen Baseler Vorschriften für die Kapitalunterlegung von Risikoaktiva im Handelsbuch. In Konsultation befindliche aufsichtliche Kennziffern wie die TLAC (Total Loss Absorption Capital) können weitere Maßnahmen auslösen, und sei es nur, dass bestehendes Kapital ersetzt wird.Das Tier-1-Kapital der Deutschen Bank betrug bei voller CRR/CRD-IV-Umsetzung per Ende September 49,5 Mrd. Euro, was die harte Kernkapitalquote fully-loaded auf 11,2 % gegenüber 9,7 % Ende 2013 stellt. Zu diesem Anstieg des Kernkapitals trug auch das sich in den ersten neun Monaten auf 1,2 Mrd. Euro summierende den Aktionären zurechenbare Ergebnis bei, wobei für die künftige Dividendenzahlung 846 Mill. Euro abgegrenzt wurden. Gegenläufig verlieren alte AT1-Positionen (zusätzliches Kernkapital) an Anrechenbarkeit, was jährlich Abzüge von 1,3 Mrd. Euro beschert. Mindernd auf das Tier-1-Kernkapital wirkten sich zudem Abzüge von latenten Steueransprüchen in Höhe von 624 Mill. Euro aus.Die Leverage Ratio von 3,2 % erfüllt derzeitige Vorgaben. Man bereite sich aber auf eine mögliche Revision auf 4 % vor, so CFO Stefan Krause in einem Analystencall. Dazu soll die Bilanz von derzeit 1,5 Bill. Euro abgeschmolzen werden. Die Bankenaufseher im Financial Stability Board (FSB) haben zuletzt jedoch eine Neigung erkennen lassen, die Latte noch ein Stückchen höher zu legen.