ge Berlin – Trotz eines leichten Rückgangs hält die Stiftung Warentest die Dispozinsen bei der Überziehung des privaten Girokontos weiterhin für überhöht. Zwar seien die Zinsen für einen Überziehungskredit nach einer Umfrage unter 1 472 deutschen Banken und Sparkassen im Schnitt um 0,4 Punkte auf 10,25 % gegenüber 2014 gesunken. “Ein fairer Zins” müsste aber nach Einschätzung von Stiftungsvorstand Hubertus Primus deutlich unter 10 % liegen. Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) beziffert den Durchschnittssatz dagegen unter Verweis auf den Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom Juli 2015 auf 8,83 %. Das sei der tiefste Wert seit mindestens zehn Jahren. Dabei folgen die Banken allerdings nur dem sinkenden EZB-Zinssatz.Testsieger bei der alljährlich durchgeführten Untersuchung war wie in den Jahren zuvor die Deutsche Skatbank mit 4,49 % Dispozinsen für ihr online geführtes Konto. Bis zu 16 % – abhängig von der Bonität der Kunden – verlangt hingegen die Raiffeisenbank Trostberg-Traunreut in Bayern. Über den ganzen Markt gesehen spüle jeder Prozentpunkt mehr 345 Mill. Euro jährlich in die Kassen der Banken, listet die Stiftung Warentest weiter auf. Das angeblich hohe Ausfallrisiko, das die Banken gerne als Grund für die hohen Zinsen nennen, kann Primus nicht nachvollziehen, lägen die Ausfallquoten doch lediglich zwischen 0 und 4 %.Einer der Gründe für den geringeren Durchschnittszins liegt laut Stiftung in einem wachsenden Anteil von teuren Premium- oder Exklusivkonten. Diese hätten zwar einen günstigeren Dispozins, kosteten umgekehrt aber bis zu 25 Euro monatliche Kontoführungsgebühr.Als positive Entwicklung hebt der Stiftungschef die wachsende Gruppe der Banken hervor, die keinen Strafzins mehr erheben, wenn der Kunde auch noch seinen Dispokredit überzieht. Rund die Hälfte der Geldinstitute verzichte inzwischen auf diesen Strafzins. Erst vor einem Jahr hatten die Commerzbank und die ING-DiBa als erste Großbanken diesen Überziehungszins abgeschafft.