Stiftungsvermögen auch in Zeiten finanzieller Repression erhalten

Vermeiden hoher Risiken und niedrige Kosten helfen, Stiftungszweck zu sichern

Stiftungsvermögen auch in Zeiten finanzieller Repression erhalten

Stiftungen haben einen ganz besonderen Sicherheitsanspruch. Denn der reale Erhalt des Vermögens entscheidet darüber, ob die Erträge auch in weiter Zukunft ausreichen, um den gemeinnützigen Stiftungszweck erfüllen zu können. Im Grundsatz geht es darum, geschaffene Werte zu erhalten und daraus nachhaltig Handlungsfähigkeit zu erzeugen. Jahrelang schien das kein Problem zu sein, boten doch Staatsanleihen ausreichend Sicherheit und ansprechende Renditen. Seit jedoch die Zinsen von den Notenbanken gezielt unter der Inflationsrate gehalten werden, sind Anleihen keine sichere Anlage mehr: Der Investor einer deutschen Staatsanleihe mit fünf Jahren Restlaufzeit erhält derzeit eine Rendite von 0,7%. Steigen die Zinsen nur um 1%, verliert die Anleihe knapp 4% an Wert. Damit wird klar: Auch bonitätsstarke Anleihen sind durch ihr Zinsänderungsrisiko nicht risikofrei. Selbst wenn eine Stiftung den Buchwert der Anleihe trotz eines gefallenen Kurswertes nicht wertberichtigen muss, verliert die Stiftung für die Restlaufzeit der Anleihe ausschüttungsfähiges Ertragssubstrat. In unserem Beispiel sind das fünf Jahre mal 1% = 5%.In Deutschland gibt es derzeit rund 19000 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts. Die meisten davon sind eher kleinere Institutionen mit einem vergleichsweise niedrigen Vermögen. Einige hundert wurden von ihren Stiftern mit einem großen Vermögen ausgestattet. Unabhängig von ihrer Größe gilt jedoch: Die Vermögensanlage muss so ausgerichtet sein, dass zu hohe Risiken vermieden, Werte erhalten und Kosten niedrig gehalten werden, um den Stiftungszweck zu sichern. Tiefe Zinsen erzeugen bei vielen Investoren Ratlosigkeit. Um den realen Wert eines Kapitalstocks zu erhalten, dürfen die jährlichen Belastungen (zum Beispiel Kosten) und Ausschüttungen nicht die zu erwartende jährliche Realrendite übersteigen. Um lediglich die Kaufkraft real erhalten zu können, wären jährliche Bruttorenditen von über 3% nötig, damit allein die durchschnittliche Inflation von rund 2% und die Kosten von bis zu 1% ausgeglichen werden können. Diese Rendite würde jedoch noch nicht ausreichen, Projekte im Rahmen des Stiftungszwecks finanzieren zu können. Laut Portfoliotheorie stehen Rendite und Risiko in einem permanenten Zielkonflikt – ein höherer Ertrag geht mit einem höheren Risiko einher. Dabei ändert sich das Verhältnis zwischen Rendite und Risiko ständig. Und hier setzt die eigentliche Professionalität an: Um dieses Verhältnis laufend beurteilen und Anlagevermögen entsprechend steuern zu können, sind langjährige Kapitalmarktexpertise, ein passender und disziplinierter Investmentprozess, entsprechende Analysetools und ausreichend Zeit unabdingbar. Die finanzielle Repression dominiert nach wie vor den Kapitalmarkt. Die Frage nach der strategischen Weichenstellung steht deshalb für viele Investoren neben aktuellen taktischen Überlegungen im Mittelpunkt ihrer Anlagepolitik. Spätestens mit dem ersten Schuldenschnitt für griechische Staatsanleihen zerplatzte die Illusion des “risikolosen” Zinses und die neue Realität an den Kapitalmärkten wurde zur “neuen Normalität”.Die Zinsen werden derzeit politisch manipuliert, insbesondere durch die massiven Anleihekäufe der Notenbanken und die regulatorischen Investitionsvorgaben für den Finanzsektor.Ist ein baldiger Regimewechsel zu erwarten, weil Amerikas Federal Reserve Bank (Fed) als erste Notenbank den Fuß vom Gaspedal der Gelddruckpresse nimmt? Die jüngste Entscheidung der Fed zögert diesen Schritt weiter hinaus. Nach unserer Einschätzung werden wir noch längere Zeit mit diesem Niedrigzinsumfeld leben. Ohne aktive Markteingriffe der Zentralbanken würden die Zinssätze unmittelbar nach oben schnellen mit der Folge höherer Zinsbelastungen für die Staatshaushalte. Dieser Abschnitt der Geschichte hat also noch ein offenes Kapitel. Kann überhaupt ein Exit gelingen oder sitzen wir am Ende des Tages doch in der monetären Falle? Was tritt an die Stelle der Liquiditätshausse?Der Übergang von einer liquiditätsgetriebenen zu einer wie auch immer fundamentalgetriebenen Rally wird auf jeden Fall nicht ohne deutlich erhöhte Volatilität ablaufen. Die spannende Frage bleibt, ob die staatlichen Schuldner diese Periode exzeptioneller Zinserleichterungen nutzen, um im ausreichenden Maße ihre Struktur- und Schuldenprobleme zu lösen, die zu der bestehenden Malaise geführt haben. Leider sind hier große Zweifel angebracht.Wir müssen davon ausgehen, dass die durchschnittlich erzielbare Realrendite für lange Zeit unterdurchschnittlich sein wird. Bei Aktien rechnen wir mit nicht mehr als rund 3,5% Rendite per anno. Für ein gemischtes Wertpapierportfolio werden vermutlich nicht mehr als rund 2% erreichbar sein.Ein Patentrezept für den Kapitalanleger gibt es leider nicht. Allerdings sollten ein paar wesentliche Anlageprinzipien der Handlungsmaßstab bleiben, um zumindest die größten Gefahren der aktuellen Niedrigzinsfalle zu vermeiden: Es gilt,- das gesamte Anlagespektrum zu nutzen und das Portfolio zu diversifizieren;- das Anlageregime beständig zu überwachen, um auf Veränderungen in der Anlagelandschaft zeitnah reagieren zu können;- die Allokation zu dynamisieren, um positive Effekte aus einer klugen Diversifikation optimal zu nutzen;- das Risikobudget effizient zu steuern, um Spielräume für mehr Risiko zu schaffen.In der Welt des “Minizinses” haben schon scheinbar kleine Kostenoptimierungspotenziale eine andere Relevanz als früher: Man kann beispielsweise hohe Kosten nur für echte Managerleistung tolerieren und den reinen Marktzugang kosteneffizient gestalten. Diversifizierung muss immer verbunden sein mit Optimierung, etwa indem jede Stellschraube der Wertschöpfung in einem Portfolio genutzt wird, sowohl auf der Kosten- als auch auf der Ertragsseite.Höhere Komplexität muss immer damit verbunden sein, Transparenz zu schaffen: Das gilt zum Beispiel für ein Gesamtvermögensreporting, für die Gewährleistung der Handlungsfähigkeit bei schnell zu treffenden Entscheidungen entsprechend den Anlagerichtlinien oder für Governancestrukturen in der Stiftung.Selbst bei ausreichender Qualifikation haben die zumeist ehrenamtlichen Vorstände und ihre Mitarbeiter selten genug Zeit, um den beschriebenen Herausforderungen angemessen zu begegnen. Auch für mittelgroße Stiftungen lohnt es sich angesichts der Kosten selten, hierfür einen eigenen Stab einzusetzen. Family Offices mit umfassender Erfahrung bei der Steuerung großer Vermögen können hier gute Partner sein, um recht zuverlässig Risiken zu steuern und Renditechancen zu identifizieren. Für kleinere Stiftungen gibt es die Möglichkeit des Pooling, bei dem sich mehrere Institutionen zusammenschließen und ihr Vermögen gemeinsam verwalten lassen. Wem das nicht gefällt, der sollte sich einen der auf Stiftungen spezialisierten Investmentfonds ansehen. Hier gibt es inzwischen ein breites Angebot. Auch die Deutsche Oppenheim Family Office AG verfügt über zwei spezielle Stiftungsfonds (WvF Performance und Sicherheit und WvF Rendite und Nachhaltigkeit), deren erklärte Ziele der Kapitalerhalt und regelmäßige Ausschüttungen sind. Die für viele Stiftungen wichtige Risikobegrenzung wird bei diesen Fonds durch einen maximalen Anteil von Aktien und Aktienfonds auf 30% sichergestellt. Zusätzlich werden zum Beispiel Reputationsrisiken vermieden, da in beiden Fonds strenge Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden. Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Fonds ist die Integration eines Risiko-Overlay zur Begrenzung des maximalen Verlusts auf annualisiert 5% (keine Garantie) beim WvF Performance und Sicherheit. Fazit:Es gibt also durchaus Wege, geschaffene Werte zu erhalten und die Handlungsfähigkeit im Sinne des Stiftungszwecks sicherzustellen.—–Klaus Kuder, Vorstand, Deutsche Oppenheim Family Office AG und Doris Märzluft, Hauptverantwortliche Fondsmanagerin der Stiftungsfonds WvF Performance und Sicherheit sowie WvF Rendite und Nachhaltigkeit, Deutsche Oppenheim Family Office AG