Strategien gegen Vermögenserosion

Sinnvoll investieren in Zeiten der "neuen Normalität"

Strategien gegen Vermögenserosion

Dr. Heinz-Werner Rapp Vorstand und Chefanlagestratege der FERI AGDie Rahmenbedingungen für die Geldanlage haben sich grundlegend geändert. Die neuen Risiken heißen monetäre Verwässerung und Inflation, stille Enteignung und finanzielle Repression. Für Investoren wird Vermögensschutz daher zum zentralen Ziel. Im Rahmen einer Sachwertstrategie kann ein speziell konzipiertes Aktienportfolio mit stabilen und langfristig erfolgreichen Unternehmen dazu einen wertvollen Beitrag leisten.Im Zuge der Finanzkrise haben die Notenbanken die Rolle des Spielmachers übernommen. Überall auf der Welt agieren Zentralbanken seitdem als “Retter ohne Limit”, die das Finanzsystem mit neu gedrucktem Geld fluten. Dies geschieht in bisher undenkbarem Ausmaß – inzwischen wurde die Marke von 15 Bill. Dollar erreicht – und ohne Rücksicht auf drohende Spätfolgen. Eine weltweite monetäre Verwässerung von Vermögenswerten ist die Folge. Viele der bereits vor der Finanzkrise hoch verschuldeten Staaten haben seitdem ihre Verschuldung weiter erhöht. Die durch Käufe der Notenbanken künstlich gedrückten, inzwischen extrem niedrigen Zinsen boten dafür zusätzlichen Anreiz. Zentralbanken wie die EZB kaufen inzwischen im großen Umfang sogar Papiere mangelhafter Bonität, die institutionellen Anlegern verboten wären. Sie betreiben damit direkte oder indirekte Staatsfinanzierung und halten bankrotte Banksysteme mit fragwürdigen Nothilfen und “Zombie-Finanzierungen” über Wasser. Diese “neue Normalität” ist rund um den Globus bereits deutlich spürbar, wird aber in der breiten Öffentlichkeit kaum kritisch hinterfragt. Weltweit ist eine weiter steigende Staatsverschuldung bei gleichzeitiger Aufblähung der Notenbankbilanzen inzwischen die Regel. In Ländern wie Großbritannien und den USA haben sich die Notenbankbilanzen seit 2008 mehr als verfünffacht. Diese zunehmend offene und gezielte Vermischung von Fiskal- und Geldpolitik birgt große Risiken. Speziell in Japan und der Eurozone werden dringend notwendige Reformen verschleppt, während gleichzeitig das Risiko einer erneuten Systemkrise steigt. Radikale Ansätze fordern deshalb unter dem harmlos klingenden Kürzel “OMF” (Overt Monetary Financing) bereits eine weitgehende Übernahme aller Staatsschulden durch die jeweilige Notenbank.Der Paradigmenwechsel hin zur “neuen Normalität” verlangt von Anlegern viel Weitsicht, Disziplin und Entschlossenheit. Alte Gewissheiten, die bislang Grundpfeiler jeder Anlagestrategie waren, gelten nicht mehr: Investoren müssen sich von der Idee des risikolosen Zinses oder der Vorstellung sicherer Staatsanleihen verabschieden. Entsprechend müssen tradierte Anlagestrategien auf den Prüfstand. Exzessive Geldschöpfung der Notenbanken, minimale oder sogar negative Zinsen, vermehrte politische Eingriffe ins Finanzsystem sowie überblähte und systemisch fragile Finanzmärkte sind die neuen Risiken. Da diese Faktoren größere Vermögen teilweise existenziell bedrohen, müssen speziell diese Privatanleger sowie Stiftungen und Family Offices reagieren.Neben der bereits stattfindenden monetären Verwässerung durch Notenbanken ist auch der politische Kompass der jeweiligen Regierung relevant. Einem überschuldeten Staat steht prinzipiell ein ganzes Arsenal an dirigistischen Eingriffen zur Verfügung, um seine finanzielle Lage zu verbessern. Dazu kann er Steuern anheben oder durch Negativzinsen Investoren enteignen. Er kann auch Zwangsanleihen auflegen oder einen Schuldenschnitt durchsetzen. Im Extremfall könnte er Vermögensabgaben erzwingen, Vermögenswerte abschöpfen oder enteignen und zusätzlich sogar Anlageverbote erlassen, wie etwa für Gold in den USA ab 1933.Nicht jedes Szenario einer solchen finanziellen Repression muss tatsächlich eintreten. Investoren sollten sich aber der wachsenden Risiken bewusst sein. Die jüngeren Krisen um Griechenland oder Zypern haben dies sehr deutlich gezeigt. In Zeiten gezielter Vermögenserosion sowie zunehmender systemischer und politischer Risiken sind deshalb Konzepte gefragt, die ein Vermögen umfassend schützen. Der Spielraum für sinnvolle Kapitalanlagen engt sich in der “neuen Normalität” zunehmend ein. Staatsanleihen sind inzwischen extrem renditearm, bonitätsschwach und bei steigenden Zinsen noch verlustgefährdet. Das gilt bei einer erhöhten Inflation für alle Nominalwerte. Im Gegensatz dazu bieten qualitativ gute Sachwerte wie Immobilien, Direktbeteiligungen und Aktien hier mehr Schutz und gleichzeitig bessere Ertragschancen. Innerhalb der Kategorie “Sachwerte” bieten Aktien letztlich die größten Vorteile, da sie Anteile am Produktivvermögen einer Volkswirtschaft repräsentieren. Gut geführte Unternehmen werden langfristig stets eine Kapitalrendite über dem Zinssatz risikoarmer Anlageformen erzielen. Und Unternehmen mit stabilem Geschäftsmodell und starker Marktposition können in der Regel auch Krisen erfolgreich überstehen. Vor diesem Hintergrund hat FERI eine spezielle Anlagestrategie entwickelt, in deren Zentrum ein “Global Quality Portfolio” steht – ein speziell für den Vermögensschutz konzipiertes globales Aktien-Portfolio, das in der Schweiz verwaltet wird. Für dieses Portfolio gelten strenge Auswahlkriterien: Die Unternehmen müssen sich durch stabile Geschäftsmodelle, konstante Gewinne, solide Bilanzen und eine starke Marktposition auszeichnen. Sie sollten ihr Wachstum aus eigener Kraft finanzieren, Gewinne durch operatives Geschäft und nicht durch Finanzinvestments erzielen und eine aktionärsfreundliche Dividendenpolitik betreiben. Darüber hinaus sollten sie möglichst schuldenfrei sein oder zumindest Schulden zuverlässig aus laufenden Einnahmen bedienen können – denn nur dann sind sie auch in Krisenzeiten handlungsfähig. Schweizer Unternehmen wie Novartis oder Nestlé eignen sich aufgrund ihrer hohen Wettbewerbsfähigkeit und ihrer internationalen Ausrichtung besonders gut für das Quality Portfolio. Außerdem genießen Eigentumsrechte in der Schweiz traditionell hohen Schutz. Das Land steht für Rechtssicherheit und politische Stabilität – ein strategischer Vorteil. Zudem ist die Schweiz kein EU-Mitglied und wäre im Fall einer erneuten Euro-Krise deutlich weniger betroffen als Länder der Europäischen Währungsunion. Gezielte Investments in Aktien anderer Währungsräume schirmen das Portfolio zusätzlich gegen mögliche Probleme des Euro ab. Doch selbst in einem normalen Marktumfeld profitieren Anleger in dem Portfolio von den stabilen Ertragschancen und attraktiven Dividendenzahlungen der selektierten Unternehmen. Ein solches Aktienportfolio kann Teil einer langfristigen Strategie zum Vermögensschutz sein. Gerade für Inhaber größerer Vermögen gilt es jedoch, die gesamte Vermögenssphäre kritisch zu überprüfen und zukunftsfest zu machen. Neben dem realen Werterhalt sollten dabei die finanzielle Dispositionsfreiheit und der Schutz vor staatlicher Willkür nicht außer Acht gelassen werden.