Strategischer Fehler führt zu neuen Lasten für HKB Bank
Von Stefan Kroneck, MünchenDie ums Überleben kämpfende HKB Bank kommt nicht zur Ruhe. Das zuletzt eine Bilanzsumme von 44 Mill. Euro aufweisende Kreditinstitut aus Frankfurt musste abermals einem gescheiterten Geschäftsgebaren Tribut zollen. Wie aus dem jüngst im Bundesanzeiger bekannt gegebenen Offenlegungsbericht der Gesellschaft hervorgeht, schrieb die HKB Bank per Jahresultimo 2017 auf notleidende Darlehen von insgesamt 8 Mill. Euro den Löwenteil von 5,1 Mill. Euro ab. Diese Summe teilt sich auf in 3,6 Mill. Euro aus der “Finanzierungsbranche” und in 1,3 Mill. Euro von einer “Privatperson”, wie das nur 19 (i.V. 23) Mitarbeiter zählende Institut ausführte. Offenlegungsberichte, in denen Finanzinstitute unter anderem über ihre Risiken Auskunft erteilen, gehören seit fünf Jahren in der EU zum Pflichtprogramm im Rahmen der gewachsenen aufsichtsrechtlichen Anforderungen. Die Mehrkosten von zusammen 4,9 Mill. Euro stammten laut HKB Bank überwiegend “von Schuldnern aus Großbritannien”. Vor zwei Jahren hatte das Institut 4,3 Mill. Euro aus diesem Darlehensbestand wertberichtigt (vgl. BZ vom 13. Januar). Damit belastete ein Verbraucherkreditportfolio aus England das Haus bisher mit insgesamt 9 Mill. Euro. Die HKB Bank veröffentlichte ihren Abschluss für 2016 erst Anfang dieses Jahres. Aufgrund der Abschreibungen wiesen die Hessen seinerzeit einen Nettoverlust von 3,4 Mill. Euro gemäß HGB-Rechnungslegung aus. Wegen der neuen Lasten drohen der Bank für 2017 abermals rote Zahlen. Das würde weiter am haftenden Eigenkapital nagen. Wann der Jahresabschluss 2017 im Bundesanzeiger veröffentlicht wird, ist noch unklar. Hauptgrund für die Verzögerungen für den Abschluss 2016 waren die zeitweise unklare Eigentümerstruktur und der Bedarf an Eigenmitteln. Kanadische ZweckgesellschaftIn ihren Offenlegungsbericht gab die Geschäftsleitung an, dass die kanadische Zweckgesellschaft Socrates Capital insgesamt 10 Mill. Euro aufgeteilt in zwei Tranchen (Juli und Oktober 2017) einbrachte. Dies geschah per Kapitalerhöhung durch Bareinlage. Hinter Socrates Capital steht der chinesische Unternehmer und Investor Eric Wong. Mit den frischen Mitteln gelang es dem Institut, das harte Kernkapital auf 13 Mill. Euro zu erhöhen. Damit war der Fortbestand vorerst gesichert. Die Gesellschaft gab zuvor eine “positive Fortführungsprognose” ab, die darauf beruhte, dass Wong die zugesagten Gelder überweist. Zuvor scheiterte die HKB Bank mit mehreren geplanten Kapitalerhöhungen unter Beteiligung diverser niederländischer Investoren. Ein im Juni vergangenen Jahres verhängtes verschärftes Einlagen- und Kreditverbot der Finanzaufsicht BaFin besteht nach wie vor. Die Behörde prüft derweil unter anderem die neuen Eigentümerverhältnisse. Die HKB Bank legte nach eigenen Angaben gegen den Bescheid Widerspruch ein.Die Belastungen sind das Resultat einer strategischen Fehlplanung des Instituts nach einem Beinahe-Aus im Jahr 2015. Seinerzeit hob die BaFin ein Verbot fürs Einlagengeschäft auf. Infolge sinkender Margen im Zinstief suchte die HKB-Führung für den Wiederanfang nach lukrativen Wachstumsfeldern außerhalb der Eurozone. Sie wurde in Großbritannien fündig. Dort lockten hohe Renditen im Verbraucherkredit-Geschäft, speziell in der Finanzierung von Gebrauchtwagenkäufen. Dem Geschäftsbericht zufolge erwarb die HKB Bank im Mai 2016 ein auf britisches Pfund laufendes Portfolio von 15,1 Mill. (19,2 Mill. Euro). Dieses Volumen stammte von zwei englischen Kreditvermittlern, die nach dem Ausstieg eines amerikanischen Geldgebers aber kurz darauf in finanzielle Not gerieten und pleite gingen. Neben der HKB Bank waren davon auch die Münchner Kreditinstitute Fidor Bank und die zur Unternehmerfamilie Reimann gehörende Deutsche Kontor Privatbank (Deutsche Handelsbank) betroffen (vgl. BZ vom 11. Januar). Empfindliche VerlusteDie beiden letztgenannten Institute mussten aus dem Desaster auf der Insel empfindliche Verluste hinnehmen. Diese gefährdeten die Existenz beider Häuser, die sich wegen der Belastungen in einem Rechtsstreit befinden (vgl. BZ vom 8. Juni). Die Deutsche Kontor Privatbank fordert von der Fidor Bank, die das Risikomanagement für das britische Portfolio übernahm, Schadenersatz. Die Fidor Bank rettete sich unter das Dach der französischen Großbank BPCE, die für weitere Verluste aus dem Kreditportfolio Haftungsgarantien abgab. Der Reimann-Clan stützte die Deutsche Kontor Privatbank mit einer Kapitalzufuhr von 17 Mill. Euro.Beide Adressen warnten vor weiteren Abschreibungen aus den Engagements in Großbritannien. Sowohl die Fidor Bank als auch die Deutsche Kontor Privatbank werden ihre Abschlüsse für 2017 wohl im kommenden Herbst veröffentlichen.