IM GESPRÄCH: RYAN BLUTE

Sturm um Bill Gross zieht an Pimco Deutschland vorbei

Nach Weggang des Firmenmitgründers müht sich der hiesige Chef um Normalität - Hierzulande reagieren Investoren gelassener als in den USA

Sturm um Bill Gross zieht an Pimco Deutschland vorbei

Der Fortgang von Investmentchef Bill Gross hat für Wirbel bei Pimco gesorgt. Nun will das Haus die Aufmerksamkeit wieder auf das Kerngeschäft legen. Weitreichende Änderungen sind vom neuen Deutschlandchef Ryan Blute offenbar nicht zu erwarten.Von Jan Schrader, FrankfurtEine Frage haben Investoren den Pimco-Deutschlandchef Ryan Blute so oder ihn ähnlicher Form in jüngster Zeit wohl häufig gestellt: Wie geht es weiter nach dem Weggang von Firmenmitgründer William (“Bill”) Gross? “Wie Sie sich vorstellen können, haben wir darüber intensiv mit unseren Kunden gesprochen”, sagt der Sprecher der Geschäftsführung von Pimco Deutschland über den Wechsel des ehemaligen Chief Investment Officer der Allianz-Tochter zur Janus Capital Group gegen Ende September. “Aber die überwältigende Mehrheit unserer Kunden hat ihr Vertrauen in Pimco zum Ausdruck gebracht.” Gleichwohl stehe die mit vollständigen Namen als Pacific Investment Management Company auftretende Gesellschaft nun unter Beobachtung der Kunden, aber je öfter Pimco mit ihnen spreche, desto zuversichtlicher seien sie. Schockwellen abgewehrtDenn die Lage von Pimco Deutschland sei gut: Während der ehemals von Bill Gross geleitete US-Vorzeigefonds “Pimco Total Return Fund”, allein im September einen Nettomittelabfluss von rund 23,5 Mrd. Dollar verkraften musste, seien ähnlich drastische Nettomittelabflüsse in der Niederlassung in München nicht verzeichnet worden, sagt Blute, liege der Fokus der hiesigen Investoren doch auf Europa. Per Ende September stand das in Deutschland verwaltete Vermögen bei 280,9 Mrd. Euro, rund 3 Mrd. Euro weniger als noch im August. Ob dabei Nettomittelabflüsse im Monat des Gross-Weggangs eine Rolle gespielt haben, lässt die Gesellschaft offen und verweist auf den mittelfristigen Trend. Seit Ende 2012 sei das Vermögen von 268,7 Mrd. Euro auf den heutigen Stand geklettert. Global verwaltet die Gesellschaft mit Sitz in Newport Beach in Kalifornien zum Ende September – inklusive der Mittel der Allianz – knapp 1,9 Bill. Dollar (1,5 Bill. Euro) und ist damit einer der größten Asset Manager weltweit, auch wenn der Wert zuletzt etwas geringer war als zu Jahresbeginn. Leidige DiskussionDer Diskussion um Bill Gross kann sich das Haus wohl kaum entziehen, doch würde Pimco den Fokus gerne auf das solide Deutschlandgeschäft legen, wie die Gesellschaft zu erkennen gibt. Der seit Juli amtierende Geschäftsführer Blute – er steht an der Seite von Andrew Bosomworth, der das Portfoliomanagement verantwortet – will im Wesentlichen alles genauso machen wie sein Vorgänger Craig Dawson (siehe “Zur Person”). Langfristige Kundenbeziehungen seien entscheidend, argumentiert Blute, und Pimco Deutschland wolle das Geschäft mit verschiedenen Kunden ausbauen – Unternehmen, Stiftungen, Versicherern, Finanzinstituten, Pensionsfonds und Versorgungskassen sowie Anlage- und Vermögensberater. Die Gesellschaft profitiere dabei von der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland und von dem Appetit der Investoren auf Anleihen – dem Kernsegment von Pimco, auch wenn sich die Gesellschaft mittlerweile auch anderen Assetklassen und Produkttypen zuwendet. Auf der Webpräsenz für Deutschland sind etwa Aktien- und Multi-Asset-Strategien genannt sowie – in Kooperation mit der Fondsschmiede Source – Anleihen-ETF.Die wichtigste Kundengruppe im Bereich Institutionelle, so sagt Blute, seien Unternehmen (Corporates) mit ihren Pensionssystemen. Um ihren Verpflichtungen nachzukommen, arbeiteten die Konzerne eng mit Pimco zusammen. Dabei sei der Standard IAS 19 innerhalb des IFRS-Regelwerkes ausschlaggebend. Unternehmen müssen demnach den heutigen Wert künftiger Verpflichtungen und den Wert der für die Finanzierung bestimmten Kapitalanlage in ihrer Gewinn-und-Verlust-Rechnung erfassen. Mithilfe von Asset Managern versuchen Firmenkunden, die Werte möglichst in Einklang zu bringen. Dann steuere Pimco zum Beispiel die Anleihelaufzeiten mit Blick auf die Verpflichtungen der Konzerne, sagt Blute. Hoher AnspruchWahrgenommen werden will Pimco aber vor allem als Haus, das den Anlegern überdurchschnittliche Renditen liefert – jedenfalls legen das die Äußerungen Blutes nahe, der auffällig oft auf das zentrale Versprechen der Gesellschaft zurückkommt: “Investment Performance” sei das “Ziel Nummer 1”, dem sich das Team zu “100 % verpflichtet” fühle, sagt er dann etwa. Der Leistungsanspruch und demonstratives Selbstvertrauen sind für Pimco weiterhin charakteristisch, auch nach dem Weggang von Gross, der in der Öffentlichkeit mitunter als “Bond-König” oder “Investmentlegende” überhöht worden war.Auch betont Blute, ganz im Einklang mit der Werbekampagne der Gesellschaft (“Wir sind Pimco”), die Teamarbeit des Hauses. Die gemeinsame Zusammenarbeit sei für Pimco seit jeher prägend, auch wenn das außerhalb des Hauses womöglich nicht immer bekannt gewesen sei, war der Blick doch zuweilen auf bestimmte Personen gerichtet, sagt er – ohne dabei Gross beim Namen zu nennen. Der Investmentprozess, bei dem sich etwa die Teams rund um den Globus mit den Marktaussichten beschäftigen und diese im globalen Komitee diskutieren, gebe Pimco einen Wettbewerbsvorteil.Bis das 1971 gegründete Haus allerdings nicht mehr so stark mit dem Wirbel um Bill Gross assoziiert wird, dürfte wohl noch etwas Zeit ins Land ziehen. Nach und nach könnte es dann wieder ruhiger um die Fondsgesellschaft werden – vorausgesetzt freilich, das Haus setzt seine hohen Leistungsversprechen auch um und fällt nicht erneut mit überraschenden Personalquerelen auf. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass das nicht immer einfach ist.