Südwestsparkassen sehen keine Bremsspuren

Verbandspräsident Schneider fordert klare Regeln bei Nachhaltigkeit - Gespräche mit EZB zur Institutssicherung

Südwestsparkassen sehen keine Bremsspuren

spe Stuttgart – Ungeachtet der im deutschen Südwesten besonders starken Autoindustrie schlägt sich deren angespannte wirtschaftliche Situation kaum in den Bilanzen der baden-württembergischen Sparkassen nieder. So registrierten die 51 Institute innerhalb eines aggregierten Bewertungsergebnisses von -39 Mill. Euro zwar erstmals seit 2013 wieder Kreditabschreibungen und keine Kreditzuschreibungen mehr. Dennoch bleibt dieser Wert deutlich hinter den vor der Finanzkrise üblichen Abschreibungen in der Größenordnung von 200 bis 300 Mill. Euro zurück. “Wir bewegen uns wieder in Richtung Normalisierung”, sagte der Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW), Peter Schneider, bei der Vorstellung des Jahresergebnisses 2019 in Stuttgart.Entwarnung gab er auch bei den Kreditzusagen an Firmen und Selbstständige, die zum Halbjahr 2019 noch einen Rückgang aufgewiesen hatten, für das Gesamtjahr aber auf einen rekordhohen Wert von 14,3 Mrd. Euro (i.V. 14,1) angestiegen sind. “Wir sehen keinen Einbruch”, sagte Schneider, sondern vielmehr eine leichte Trendwende zu mehr wirtschaftlicher Dynamik. Insgesamt war der Geschäftsverlauf 2019 von einem stark wachsenden Kundengeschäft geprägt, das sowohl die Kundeneinlagen als auch die Kundenkredite mit Steigerungsraten von 4,7 beziehungsweise 5,0 % überdurchschnittlich ansteigen ließ. Schneider betonte, dass die ausgewogene Aufteilung der Kreditsumme auf Privat- und Unternehmenskunden die gute Risikostreuung in der Kreditvergabe der Sparkassen widerspiegele. Abwehr neuer KundengelderDennoch bleibt die Situation der Institute insbesondere aufgrund der Niedrigzinsphase weiter angespannt. Zwar ist es den Südwestsparkassen gelungen, durch eine Erhöhung des ordentlichen Ertrags, der auch das Provisionsergebnis enthält, um 53 Mill. Euro den Druck auf den Zinsüberschuss auszugleichen. “Wir werden aber den Rückgang auf Dauer nicht vollständig kompensieren können”, betonte Schneider. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Zinsdrucks sagte er, dass die Südwestsparkassen eine Abwehrstrategie verfolgten, um eine Flutung mit Einlagen von Neukunden zu verhindern. Sobald “ein relevanter Wettbewerber”, in der Regel aus dem Genossenschaftsbereich, Minuszinsen erhebe, würden die betroffenen Anleger Geld zur Sparkasse tragen. “Dann werden die Institute selbstständig vor Ort über Negativzinsen entscheiden”, so Schneider. Die breite Masse der Kunden müsse sich aber nicht fürchten, zumal man rein rechtlich ohnehin keine Handhabe besitze, Bestandskunden mit Negativzinsen zu belasten.Zu den vor Kurzem geäußerten Zweifeln der Europäischen Zentralbank (EZB) an der Schlagkräftigkeit der Institutssicherung der Sparkassenorganisation (siehe BZ vom 23. Januar) sagte Schneider, man werde noch im Februar darüber Gespräche führen. Am Ende werde es gegebenenfalls einige Veränderungen geben, für die Sparkassengruppe aber sei es wesentlich, das Prinzip der Institutssicherung zu erhalten.Auf den Aspekt Nachhaltigkeit angesprochen, sagte der SVBW-Präsident, seine Organisation sei für das Thema sehr offen – nicht zuletzt, weil hierzu ein großes Kundeninteresse bestehe. “Das Thema hat aber seine Tücken”, sagte er mit Blick auf die Frage, inwieweit bei der Risikobewertung eines Kredits künftig auch Nachhaltigkeitskriterien beachtet werden müssten. Dazu brauche die Kreditwirtschaft Leitplanken seitens der Politik beziehungsweise die Begleitung durch eine Ratingagentur.Zu dem Streit im Sparkassenlager über den Sinn einer Fusion der hessischen Landesbank (Helaba) mit dem Fondsanbieter DekaBank sagte Schneider, der SVBW, der 7,71 % an der Deka hält, habe für eine ergebnisoffene Prüfung gestimmt. Gleichzeitig aber hat die eigene Verbandsversammlung beschlossen, keine höheren Beteiligungsrisiken eingehen zu wollen. Der Verbandspräsident betonte, man sei mit den anderen Eignern in laufenden Gesprächen, könne einen solchen Prozess aber nicht beliebig lange führen. “Innerhalb eines halben Jahres müssen die anstehenden Fragen beantwortet sein”, sagte Schneider.