Südwestbank wird vollends von Bawag geschluckt
spe Stuttgart
Die Südwestbank in Stuttgart geht vollkommen in der Bawag PSK auf. In der jüngsten Halbjahresberichterstattung der Wiener Mutter wird das einstige, 1922 als Württembergische Landwirtschaftsbank gegründete Traditionsinstitut, das nun unter „Südwestbank – Bawag AG Niederlassung Deutschland“ firmiert, kaum mehr erwähnt. Wie ein Sprecher der Bawag erklärte, berichte man nur auf Gruppenebene und gebe grundsätzlich keine über Finanzberichte hinausgehende Informationen über den Ergebnisbeitrag von Tochterunternehmen und Niederlassungen bekannt.
Die Südwestbank war zum 26. Februar 2021 auf die Bawag verschmolzen und zur Niederlassung der Wiener Muttergesellschaft umgewandelt worden. Seit der Verschmelzung muss die Südwestbank keinen eigenen Jahresabschluss mehr feststellen. Wie der Vorstandsvorsitzende der Bawag, Anas Abuzaakouk, bestätigte, wollen die Wiener weiterhin ihre Verkaufs- und Serviceaktivitäten für Kunden in Deutschland unter der Marke Südwestbank führen, aber eben unter der Lizenz der Bawag. Man habe zusätzlich in Deutschland ein breites Portfolio an Marken und Geschäftsfeldern, sagte der CEO. Die Einlagen bei der im Jahr 2017 übernommenen Südwestbank sind durch die österreichische Einlagensicherung sowie die freiwillige Mitgliedschaft im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) geschützt. Das börsennotierte Bankhaus befindet sich zu 78% im Streubesitz und gehört zu 22% dem US-Hedgefonds Golden Tree.
Die stark auf Effizienz getrimmte Bawag berichtet für das erste Halbjahr 2021 von einem deutlich gestiegenen Nettogewinn von 193 Mill. gegenüber 122 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum. Dies kommt einer Eigenkapitalrendite von 13,2% gleich – nach 8,8% im Jahr 2020. Auf die Frage, wie viel die Stuttgarter zu dem Ergebnis beitragen, hieß es aus Wien, die Südwestbank sei vollständig in die Bawag Group integriert und trage laufend zum Konzernergebnis bei. Das Geschäft der Südwestbank ist unter dem Bawag-Segment „Retail & SME“ als eines von vier Geschäfts- und Berichtssegmenten des Konzerns eingegliedert. Während der ersten sechs Monate 2021 kam das Segment auf einen Vorsteuergewinn von 214 Mill. Euro oder 25,0% Eigenkapitalrendite (Return on tangible common Equity).
Die Bawag hat der Südwestbank eine ertrags- und risikoorientierte Neuausrichtung im Kreditgeschäft verpasst. Mit der Geschäftsentwicklung des an sich margenträchtigen Geschäfts mit digital vermittelten Ratenkrediten und Hypothekendarlehen sei man zufrieden, sagte der Sprecher. Das Gros des Geschäfts wird über die Bawag-eigene Plattform Qlick sowie die Websites Interhyp und Dr. Klein vertrieben. Wie von anderer Seite zu hören ist, würden aber die realisierten Stückzahlen hinter den Erwartungen herhinken. Im Zuge der Verschmelzung ist Constantin von Oesterreich, der von September 2019 bis Februar 2021 als CEO tätig war, aus der Südwestbank ausgeschieden. Jochen Sautter, der bis dahin im Vorstand das Marketing verantwortete, wurde zum Niederlassungsleiter für Vertrieb. Roman Schida ist seitdem Niederlassungsleiter für digitale Kanäle. Und Andreas Putz ist als Niederlassungsleiter für die Marktfolge zuständig.
Inzwischen hat die AIF-Kapitalverwaltungsgesellschaft FOM Invest GmbH in Heidelberg von der Südwestbank die beiden Stuttgarter Immobilien Rotebühlstraße 125 und Schwabstraße 18 mit zusammen 16600 Quadratmetern Bürofläche und Wohnungen erworben. Der Kauf erfolgte als Sale-and Lease-Back-Transaktion. Wie FOM mitteilte, ist dies der erste Kauf für den zuvor angekündigten Spezial-AIF. Der Entwickler und Assetmanager will die Immobilien nach eigenen Angaben revitalisieren und teilweise neu positionieren. Die Büroimmobilie Rotebühlstraße wird weiterhin vom Verkäufer als Mieter genutzt werden. Die Südwestbank hatte diese beiden Objekte zusammen mit sieben weiteren vergangenes Jahr auf den Markt gebracht.