Geldwäsche

Swedbank formt Holding im Baltikum

Ihren Defiziten in der Geldwäscheprävention will die Swedbank mit mehr Kontrolle im Baltikum begegnen. Eine neue Dachgesellschaft für die Tochterbanken in Estland, Lettland und Litauen soll es richten.

Swedbank formt Holding im Baltikum

fir Frankfurt

– Die Swedbank beabsichtigt, eine neue, 100-prozentige Tochtergesellschaft im Baltikum zu gründen. Die Holding soll Eigentümerin der bestehenden Tochtergesellschaften in Estland, Lettland und Litauen werden und in der lettischen Hauptstadt Riga registriert sein. Wenn die Behörden mitspielen, werde die neue Dachgesellschaft bis Mitte des Jahres die Tätigkeit aufnehmen, teilte die schwedische Großbank am Montag mit. Die Holding werde dem einheitlichen Bankenaufsichtsmechanismus (SSM), also der direkten Aufsicht durch die EZB, unterliegen, hieß es weiter. Die einzelnen Töchter der Swedbank in Estland, Lettland und Litauen werden bereits von der EZB beauf­sichtigt.

Grund des Vorstoßes dürften die in der Vergangenheit aufgetretenen erheblichen Defizite in der Geldwäscheprävention im Baltikum sein, die der Bank im März eine Strafe der nationalen Finanzaufsicht in Höhe von 4 Mrd. skr (damals rund 360 Mill. Euro) beschert hat, die im ersten Quartal verbucht wurde. Die schwedische Finanzaufsicht sah es nach eigenen Ermittlungen als erwiesen an, dass die Swedbank keine angemessenen und ausreichenden Maßnahmen ergriffen hatte, obwohl diverse interne wie externe Berichte Mängel in der Geldwäschebekämpfung in den baltischen Tochtergesellschaften hervorgehoben hatten.

Aus dem Schneider ist die Bank damit aber noch nicht. In dem ebenfalls am Montag veröffentlichten Jahresbericht verweist sie erneut darauf, dass weitere Untersuchungen in den USA im Gange sind. Erst im Dezember hatte eine schwedische Zeitung an Ermittlungen mehrerer US-Behörden, darunter FBI und Bundesanwaltschaft in New York, wegen Geldwäsche gegen Danske Bank, Swedbank und SEB erinnert und ihnen damit teils Kurseinbrüche beschert.

Aktuell hieß es, die Bank arbeite daran, die Defizite in der internen Steuerung und Kontrolle zu beheben, um die mit Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Sanktionsumgehung verbundenen Risiken in den Griff zu bekommen. Die Zahl der Mitarbeiter, die ausschließlich mit der Bekämpfung von Finanzkriminalität betraut seien, werde im laufenden Jahr auf nahezu 1500 ausgebaut. Insgesamt beschäftigt der Konzern rund 15000 Menschen.

Die Schaffung der Holding begründet die Swedbank damit, so eine einfache und transparente Governance-Struktur mit klarer Entscheidungsfindung zu gewährleisten und die Rechenschaftspflicht und Verantwortung des Managements der baltischen Einheiten zu erhöhen. „Wir haben seit Anfang 2020 an Verbesserungen unseres internen Governance-Modells gearbeitet und dabei sowohl die Empfehlungen der Regulierungsbehörden als auch die Best Practices der Branche berücksichtigt“, wird Jens Henriksson, Präsident und CEO der Swedbank, zitiert. Er wird Aufsichtsratsvorsitzender der Holding sein, und der Leiter des Baltic Banking, Jon Lidefelt, Vorstandschef. Die Swedbank ist in den baltischen Staaten nach eigenen Angaben führend und beschäftigt dort insgesamt 6000 Mitarbeiter, die mehr als drei Millionen Privatpersonen und 280000 Firmen betreuen und für die sich durch die neue Struktur nichts ändern werde. Man sei „fest entschlossen“, die langfristige Präsenz in den drei baltischen Ländern aufrechtzuerhalten, sagte Lidefelt.

Nettogewinn bricht ein

Im vergangenen Jahr brach der Nachsteuergewinn der Swedbank angesichts der Strafzahlung sowie höherer Kreditrisikovorsorge um ein Drittel ein. Unter dem Strich standen nur noch 13 Mrd. skr (1,28 Mrd. Euro). Bereits 2019 war der Nettogewinn angesichts gestiegener Kosten und Kreditwertberichtigungen um 7% auf 19,7 Mrd. skr geschrumpft.

Die operativen Erträge blieben mit 45,7 Mrd. skr fast auf Vorjahresniveau. Die Risikovorsorge verdreifachte sich hingegen auf 4,3 Mrd. skr (420 Mill. Euro), um höheren Risiken in besonders von der Pandemie betroffenen Branchen und einigen größeren Kreditnehmern in der Ölindustrie gerecht zu werden, hieß es. Von neuen Finanzierungen zur Erschließung von Öl- und Gasfeldern oder zur Gewinnung fossiler Brennstoffe will die Swedbank künftig Abstand nehmen, sagte Henriksson. Des Weiteren heißt es in dem Bericht, dass es im vierten Quartal in einer Serie von IT-Vorfällen zu erheblichen Störungen gekommen sei, so auch zu Unterbrechungen von Zahlungsdienstleistungen. Die Ursache sei bei externen Anbietern zu suchen.