Swiss Re saniert Industrieversicherung mit Verve
ak Düsseldorf – Die Swiss Re hat wegen hoher Restrukturierungsaufwendungen in der Industrieversicherung den Gewinn des Vorjahres nicht halten können. Das Konzernergebnis sank um 5 % auf 953 Mill. Dollar. In den ersten sechs Monaten verbuchte der zweitgrößte Rückversicherer der Welt in der Sparte Corporate Solutions einen Nettoverlust von gut 400 Mill. Dollar. Dieser konnte durch Ergebniszuwächse im Rückversicherungsgeschäft sowie ein starkes Kapitalanlageergebnis fast vollständig kompensiert werden.Der neue Chef der Industrieversicherung, Andreas Berger, kündigte umfangreiche Sanierungsaktivitäten an. Der frühere Allianz-Manager war Anfang April dieses Jahres zur Swiss Re gewechselt, um die schwächelnde Sparte wieder profitabel zu machen. Das soll bis 2021 mit einer Schaden-Kosten-Quote von dann 98 % erreicht werden. Im ersten Halbjahr lag die Quote bei 133 %, da der Versicherer seine Schadenrückstellungen für Corporate Solutions um 328 Mill. Dollar erhöhte und zusätzlich einen Schutzschirm (Adverse Development Cover) beim eigenen Schadenrückversicherer gegen Abwicklungsrisiken einkaufte. Die Kapitalausstattung der Sparte wurde um 600 Mill. Dollar erhöht.Die Swiss Re hat nach eigenen Angaben ihr Industrieportfolio gründlich durchforstet und Probleme bei etwa einem Drittel der Aktivitäten festgestellt. So sei der Konzern zum Beispiel im US-Haftpflichtgeschäft zu stark exponiert. In verschiedenen Bereichen will der Versicherer Limite und Kapazitäten zum Teil drastisch reduzieren. Etwa 900 Mill. Dollar an Bruttobeiträgen sind davon betroffen. Fast vollständig zurückgefahren wird die Einheit Special Risks, aber auch das Geschäft mit landwirtschaftlichen Risiken wird um drei Viertel und das Schiff- und Luftfahrt-Engagement um etwa die Hälfte eingedampft. Im laufenden Jahr bereits werde das Prämienvolumen von Corporate Solutions um rund 200 Mill. Dollar auf 4,5 Mrd. Dollar sinken, teilte der Vorstand mit.Im Kerngeschäft Rückversicherung dagegen präsentierte sich die Swiss Re solide, was auch die Investoren überzeugte. Der Aktienkurs des Konzerns, der an der Börse den Hauptkonkurrenten Munich Re, Hannover Rück und Scor derzeit etwas hinterherhinkt, stieg am Mittwoch um 1,3 %.Die verdienten Nettoprämien in der Schadenrückversicherung zogen in den ersten sechs Monaten um 13 % auf 8,7 Mrd. Dollar an. In der Vertragserneuerungsrunde zum 1. Juli, die vor allem in Nord- und Südamerika stattfand, konnte Swiss Re das Prämienvolumen nach eigenen Angaben um 17 % und die Preise um 2 % steigern. Die Schaden-Kosten-Quote der Sparte ist im ersten Halbjahr auf 110,5 % gestiegen, weil unter anderem Spätschadenmeldungen des Taifuns “Jebi”, der Anfang September 2018 Japan schwer getroffen hatte, den Konzern belasteten. Der Vorstand zeigte sich aber zuversichtlich, die normalisierte Combined Ratio von 98 % für 2019 zu erreichen.In der Kapitalanlage stieg die ausgewiesene Rendite im Jahresvergleich von 2,6 auf 4,2 %. Das lag vor allem daran, dass die realisierten Gewinne aus Wertpapierverkäufen von -228 Mill. Euro im Vorjahr auf 817 Mill. Euro drehten.Zum kürzlich abgesagten Börsengang der Tochter Reassure in London betonten Swiss-Re-Chef Christian Mummenthaler und CFO John Dacey, dass ein neuerlicher Anlauf zu einem IPO im zweiten Halbjahr nicht geplant sei. 2020 würden dann die Opportunitäten betrachtet. Swiss Re halte aber an dem Ziel fest, ihre Beteiligung an dem Verwalter geschlossener Lebensversicherungsbestände zu reduzieren, um die Tochter zu dekonsolidieren.