T2S schaut über den Euro-Tellerrand hinaus

Erfolg der einheitlichen Wertpapierabwicklungsplattform der EZB hängt an Skaleneffekten - Einbezug von Eurobonds in Diskussion

T2S schaut über den Euro-Tellerrand hinaus

Die Kapitalmarktunion soll Investitionen erleichtern und Wachstum schaffen. Dazu muss eine komplexe grenzüberschreitende Marktinfrastruktur und Regulierung vereinheitlicht werden. Die Hürden sind groß, wie der Aufbau der einheitlichen Wertpapier-Settlement-Plattform T2S zeigt. Der Markt blickt inzwischen auch über den Euroraum hinaus.Von Dietegen Müller, LondonEs geht um die Zukunft europäischer Finanzmarktinfrastruktur: Marc Bayle nahm das Wort “Vision” jüngst in London wieder in den Mund. Der Leiter der Generaldirektion Marktinfrastrukturen der Europäischen Zentralbank (EZB) sagte auf der Post-Trade-Konferenz der Association for Financial Markets in Europe (AFME), in der Marktteilnehmer und Banken zusammengeschlossen sind, wie sich das Eurosystem um “mehr Effizienz” und damit “um mehr Innovationen” bemüht (vgl. Text unten).Dabei spielt die schrittweise Einführung der Wertpapierabwicklungsplattform T2S eine Art Schrittmacher, da sie Harmonisierungsprozesse anstößt: “Die Konvergenz der Finanzmärkte ist bereits eine Realität”, so Bayle auch mit Blick auf T2S, über die Wertpapiertransaktionen in Zentralbankgeld einheitlich abgewickelt werden können. Er bescheinigte der Plattform gute Fortschritte – alle Zentralverwahrer der Eurozone sollen bis 2017 angebunden sein, weitere könnten später folgen.Bayle unterstrich dabei die Bedeutung der Testphasen für die Anbindung an T2S, in denen sich etwa die beiden volumenmäßig größten Zentralverwahrer Euroclear und Clearstream noch befinden. “In den Tests werden eine Menge Probleme aufgedeckt”, so Bayle. Im Markt sind Stimmen zu hören, wonach die Migration hochvolumiger Zentralverwahrer der Lackmustest sei. Clearstream führt weitere Testrunden noch im Mai und Juni durch, Euroclear Anfang Juli. Paul Symons, Head of Government von Euroclear, sagte, 80 % der Euroclear-Kunden, die rund 90 % des Verwahr- und Abwicklungsvolumens stellten, seien “zuversichtlich, die Anforderungen für die Migration auf T2S zu erfüllen”. Die Anbindung von Euroclear hatte sich wegen Problemen um ein halbes Jahr verzögert und soll in der dritten Welle am 12. September über die Bühne gehen. Deutsche-Börse-Tochter Clearstream folgt laut Plan in Welle vier am 6. Februar 2017. Guido Wille, Head of Market Development Clearstream, betonte in London, er sei in puncto Stabilität und Performance zuversichtlich, der Markt sei als Ganzes “gut vorbereitet”. Er fügte an, es gebe noch “ein klein wenig Bürokratie”, um die Migrationsrisiken zu verringern. Mehr Volumen gefragtAlan Cameron, Head of Relationship Management von BNP Paribas Securities Services, betonte, die Einführung von T2S verringere in der Abwicklung die Kosten, doch “wir hofften, es würde günstiger”. In einem Geschäft mit “hohen Fixkosten und niedrigen Margen” spielten Skaleneffekte eine Rolle. Es sei entscheidend, dass “mehr Volumen auf die Plattform kommt”. Cameron sieht Chancen in der Anbindung von Skandinavien, Großbritannien und der Schweiz sowie im Fonds- und Eurobond-Markt.Für Wille von Clearstream sind Eurobonds zu “kompliziert”, um auf T2S abgewickelt zu werden – was Marc Bayle von der EZB zurückwies: “Der Primärmarkt könnte T2S gut nutzen”. Paul Symons von Euroclear meinte, es werde sich zeigen, ob die Abwicklung in Zentralbankgeld für den Eurobondmarkt attraktiv sei oder ob nicht Geschäftsbankengeld ausreiche. Unklar ist, welche Strategie die Zentralverwahrer im grenzüberschreitenden Geschäft machen.Alessandro Zignani, Head of Post-Trade Business Development der London Stock Exchange, erwartet eine steigende Aktivität in Staatsanleihen und Eurobonds. Ein Knackpunkt ist dabei die Verknüpfung internationaler Verbindungen der internationalen CSDs, die in Geschäftsbankengeld abgewickelt werden, mit T2S. Laut Wille stellt sich die Frage, ob es mit einem Einbezug von Eurobonds auf T2S zu einer Marktspaltung zwischen in Euro denominierten Bonds – wo es klare Vorteile auf T2S gebe – und in anderen Währungen denominierten Anleihen kommen werde. Strategie wird überprüftAuch gibt es derzeit noch kaum eine Zentralisierung von Wertschriften bei einem Zentralverwahrer (CSD) und vorerst wenig grenzüberschreitende Transaktionen.Zignani betonte, es laufe eine Überprüfung der Strategie, um zu einem stärker europäischen Anbieter zu werden und Verbindungen mit anderen CSDs aufzubauen. “Wir müssen für mehr Wettbewerb vorbereitet sein”. Eine Veränderung an der Verwahrplattform (Custody) von Monte Titoli wegen T2S gebe es nicht.