Talanx erhöht Gewinnprognose für 2024
Talanx hebt Gewinnziel für 2024 an
Großschadenlast bleibt im Budgetrahmen – Mehrmarkenversicherer zeigt sich für das kommende Jahr optimistisch – Aktie nahe Allzeithoch
ste Hamburg
Der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern Talanx hat nach dem dritten Quartal seine Gewinnprognose für 2024 angehoben und auch mit einem zuversichtlichen Ausblick auf das kommende Geschäftsjahr Anleger erfreut. Die Aktie des MDax-Unternehmens aus Hannover legte in der Spitze um mehr als 7% auf 78,45 Euro zu und näherte sich dem vor zweieinhalb Monaten erreichten Allzeithoch von 79 Euro an.
Erwartungen übertroffen
Wie schon bei der Tochter Hannover Rück, die am Montag ihr Gewinnziel für 2024 von mindestens 2,1 Mrd. auf rund 2,3 Mrd. Euro erhöht hatte, fielen auch im Talanx-Konzern die Zahlen des dritten Quartals besser als vom Markt erwartet aus. So lag das um gut 11% auf 503 (i.V. 452) Mill. Euro gestiegene Nettoergebnis über dem von dem Versicherer angegebenen Analystenkonsens von 455 Mill. Euro. Vor allem die Geschäftsbereiche Corporate & Specialty, das durch eine Großakquisition in Lateinamerika verstärkte internationale Privat- und Firmenversicherungsgeschäft (Retail International) sowie die 50,2-prozentige Beteiligung an der Hannover Rück trugen zu der Steigerung bei.
Nach einem um 24% auf 1,59 Mrd. Euro gestiegenen Neunmonats-Rekordergebnis geht die Talanx inzwischen von einem Jahresgewinn von mehr als 1,9 (i.V. 1,58) Mrd. Euro aus - rund 200 Mill. Euro mehr als zuvor avisiert. Das Ziel, eine Eigenkapitalrendite von mehr als 15% zu erreichen, bestätigte der Mehrmarkenversicherer. Für die ersten neun Monate wies er nun 19,4 (18,4)% aus. Die Dividende für 2024 soll auf 2,50 (2,35) Euro je Aktie steigen.
Neue Ziele im Dezember
Da dem Ausblick zufolge das vor zwei Jahren ursprünglich für 2025 vorgesehene Gewinnziel von 1,6 Mrd. Euro bereits ein Jahr früher erreicht und übertroffen wird, will der Konzern bei einem Kapitalmarkttag am 11. Dezember neue Finanzziele für die kommenden drei Jahre vorstellen. Für 2025 stellte die Talanx am Donnerstag bereits ein Ergebnis von mehr als 2,1 Mrd. Euro in Aussicht.
Dass die Prognose für 2024 angehoben wurde, liegt auch daran, dass die aufgrund der hohen Anzahl von Naturkatastrophen gestiegenen Großschäden im dritten Quartal innerhalb der Konzernerwartungen und des dafür veranschlagten Budgets blieben und Belastungen dank „diversifizierter Ergebnisquellen“ gut verkraftet werden könnten, erklärte Finanzchef Jan Wicke in einer Telefonkonferenz. Er verwies darauf, dass sich Erst- und Rückversicherung mit ihrem Ergebnisanteil nahezu die Waage hielten. Die Erstversicherung kommt nach den ersten neun Monaten mit 818 Mill. Euro auf eine Quote von 47%, wobei die Segmente Corporate & Specialty und Retail International mit jeweils 20% bedeutsamer sind als das deutsche Retailgeschäft mit inzwischen nur noch 7%.
Großschadenpuffer
Mit Blick auf weitere Großschadenbelastungen in diesem Jahr fügte Wicke hinzu, in das vierte Quartal sei man mit einem Puffer von mehr als 100 Mill. Euro gestartet. Für das Gesamtjahr kalkuliert die Talanx mit einem Großschadenbudget von 2,435 Mrd. Euro. In den ersten neun Monaten beliefen sich die Großschadenleistungen auf 1,76 (1,59) Mrd. Euro bei einem anteiligen Budgetrahmen von 1,89 Mrd. Euro. Davon entfielen laut Wicke allein 750 Mill. Euro auf Starkregen- und Überflutungsereignisse. Das sei ein klares Indiz dafür, wie sich der Klimawandel auswirke. „Das ist eine Sache, die wir im Underwriting berücksichtigen.“
Der Versicherer rechnet nach Angaben des CFO damit, dass der Florida-Hurrikan „Milton“ zu Beginn des vierten Quartals mit über 250 Mill. Euro auf Konzernebene zu Buche schlagen wird, wobei rund 200 Mill. Euro für die Hannover Rück veranschlagt werden. Die erwarteten Leistungen im Zusammenhang mit der Flutkatastrophe im Südosten Spanien führte Wicke mit einem nicht näher bezifferten zweistelligen Mill.-Euro-Betrag an.
Schwächen in Deutschland
Der CFO verweis weiter auf „Gegenwindfaktoren“ wie die anhaltende Schadeninflation im Kfz-Geschäft, die die Schaden-/Unfallsparte im deutschen Privat- und Firmengeschäft zum Sorgenkind im Konzern machen. In den ersten neun Monaten verbuchte die Sparte einen Betriebsverlust von -8 (+72) Mill. Euro. Die Eigenkapitalrendite im deutschen Retailgeschäft rutschte auf 11,4 (15,8)%. Maßnahmen zur Ergebnisverbesserung seien eingeleitet, so Wicke.