Assekuranz

Talanx erhöht Gewinnziel für 2021

Der Talanx-Konzern erwartet erhebliche Belastungen infolge der Hochwasserkatastrophe in Deutschland. Dennoch zeigt sich der Konzern zuversichtlich.

Talanx erhöht Gewinnziel für 2021

ste Hamburg

Der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern Talanx hat trotz der Erwartung hoher Schäden aus der Flutkatastrophe, die im Juli in einigen Regionen Deutschlands sowie in Nachbarländern zu Verwüstungen führte, sein Gewinnziel für 2021 erhöht. Wie der Mehrmarkenversicherer aus Hannover am Mittwoch mitteilte, wird der im Coronajahr 2020 um rund 27% auf 673 Mill. Euro gesunkene Nettogewinn im laufenden Geschäftsjahr nun in einem Korridor zwischen 900 Mill. und 950 Mill. Euro erwartet. Nach dem ersten Quartal hatte sich die Talanx zuversichtlich gezeigt, das obere Ende der zuvor in Aussicht gestellten Spanne von 800 Mill. bis 900 Mill. Euro zu erreichen.

Bei der Eigenkapitalrendite rechnet der SDax-Versicherer inzwischen mit einem Niveau zwischen 8,5 und 9 (bislang: über 8)%. Die Bruttoprämien sollen 2021 währungskursbereinigt stärker steigen als bislang an­genommen: um einen hohen einstelligen Prozentwert anstatt um rund 5%. Die Kapitalanlagerendite wird bei 2,7% und nicht mehr bei rund 2,5% erwartet. In einer Telefonkonferenz anlässlich der Vorlage des Halbjahresberichts bekräftigte Finanzchef Jan Wicke zudem die Zuversicht, 2022 einen Gewinn von mehr als 1 Mrd. Euro zu erreichen.

Für die ersten sechs Monate des laufenden Geschäftsjahres legte Talanx bei einem Anstieg der Bruttoprämien um 9,4 (währungskursbereinigt: 13)% auf 24,1 Mrd. Euro einen auf 546 (i.V. 325) Mill. Euro deutlich gestiegenen Nettogewinn vor. Die Vorjahresperiode war allerdings erheblich durch Folgen der Corona-Pandemie beeinträchtigt. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote verbesserte sich infolge der nachlassenden Auswirkungen der Pandemie auf 95,9 (101,3)%. Die coronabedingten Schäden fielen den Angaben zufolge mit 278 (824) Mill. Euro deutlich niedrigerer aus als vor Jahresfrist, wobei im Berichtshalbjahr die Personen-Rückversicherung aufgrund erhöhter Sterblichkeit in Regionen wie Südafrika und Lateinamerika mit 263 Mill. Euro am meisten belastet war. Im Vorjahreszeitraum hatten Betriebsschließungs-, Veranstaltungsausfall- und Kreditversicherungen für den Großteil der Schadensumme gesorgt.

Naturkatastrophen belasteten in den ersten sechs Monaten mit 261 (190) Mill. Euro stärker als ein Jahr zuvor, Man-made-Großschäden schlugen mit 264 (67) Mill. Euro zu Buche. Die Großschadenbelastung bezifferte Talanx mit insgesamt 526 Mill. (1,02 Mrd.) Euro. Das zeitanteilige Großschadenbudget von 681 (594) Mill. Euro sei nicht ausgeschöpft worden, für das zweite Halbjahr stehe somit noch ein nicht genutzter Puffer von 156 Mill. Euro zur Verfügung.

Für die zweite Jahreshälfte zeichnen sich deutliche Großschäden bereits ab: So kalkuliert Talanx derzeit bei den Überschwemmungen in Westeuropa mit Bruttoschäden von mindestens 600 Mill. Euro. Unter Berücksichtigung des eigenen Rückversicherungsschutzes sei im dritten Quartal von einer Nettobelastung von etwas über 300 Mill. Euro auszugehen, teilte Finanzvorstand Wicke mit. Davon entfallen etwas mehr als zwei Drittel auf die Hannover Rück, an der die Talanx mit 50,2% beteiligt ist. Das Katastrophentief „Bernd“ werde sich nach Steuern voraussichtlich mit etwa 150 Mill. Euro auf das Ergebnis des dritten Quartals auswirken, kündigte Wicke an. Infolge der Flutkatastrophe registriert Talanx wie andere Versicherer eine erhöhte Nachfrage nach Versicherungen gegen Elementarschäden. Der CFO äußerte sich kritisch zu Überlegungen für eine generelle Versicherungspflicht in diesem Bereich, zeigte aber Sympathie für eine Versicherung gegen Elementarschäden als Teil von Gebäudeversicherungen, der auch abgewählt werden könne. Das würde für mehr Klarheit in der Beratung sorgen, meinte Wicke.

Wie der Talanx-Finanzchef weiter mitteilte, wird die Explosion im Leverkusener Chemiepark Ende Juli den zu Talanx gehörenden Industrieversicherer HDI voraussichtlich einen mittleren zweistelligen Mill.-Euro-Betrag kosten. Auch die aktuellen Brände im Süden Europas dürften belasten.

Die Talanx-Aktie ging nach zwischenzeitlichen Abschlägen mit einem Plus von 1,2% bei 37,80 Euro aus dem Handel. Die DZBank, die die Aktie bei einem Kursziel von 42 Euro weiterhin zum Kauf empfiehlt, erklärte, Talanx habe in der Rück- und in der Industrieversicherung Rückenwind durch steigende Preise. Zudem seien in der Erstversicherung die Früchte langjähriger Sanierungen und Kostensenkungen zu ernten.

Talanx
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr  
in Mill. Euro20212020
Bruttoprämien2407522006
Nettoprämien1827216746
Versich.-techn. Ergebnis–982–1129
Kapitalanlageergebnis23501785
Operatives Ergebnis1333745
Konzernergebnis 1546325
Ergebnis je Aktie (Euro)2,161,29
Eigenkapitalrendite (%)10,56,4
Combined Ratio 2 (%)95,9101,3
Haftendes Kapital2143720598 3
Kapitalanlagen (Mrd.)143,7138,7 3
Beschäftigtenzahl2376223527 3
1) ohne Anteile nicht beherrschender Gesell­schafter; 2) kombinierte Schaden-Kosten-Quote in der Schaden-Erst- und Rückversicherung; 3) zum 31.12.2020    Börsen-Zeitung