Trotz erheblicher Belastungen durch den Hurrikan „Ida“ und die Flutschäden in Deutschland und Teilen Europas infolge des Unwettertiefs „Bernd“ wächst beim drittgrößten deutschen Versicherungskonzern Talanx die Zuversicht. Wie das unlängst in den MDax aufgestiegene Unternehmen am Montag mitteilte, wird der im Coronakrisenjahr um rund 27% auf 673 Mill. Euro gesunkene Nettogewinn in diesem Jahr am oberen Ende der Spanne zwischen 900 Mill. und 950 Mill. Euro erwartet.

Im August hatte die Talanx das Gewinnziel in diesen Korridor von zuvor 800 Mill. bis 900 Mill. Euro erhöht. Zugleich stellt der Konzern, der mit 50,2% an der Hannover Rück beteiligt ist, für 2022 nun erstmals einen Milliardengewinn in Aussicht. Dann soll das Konzernergebnis in einer Spanne zwischen 1,05 Mrd. und 1,15 Mrd. Euro landen. Der Gewinnanstieg setzt ein währungskursbereinigtes Wachstum der Bruttoprämien im mittleren (2021: hohen) einstelligen Prozentbereich und ein verbessertes versicherungstechnisches Ergebnis voraus. Zu­gleich basiert die Gewinnprognose auf der Erwartung, dass die Kapitalanlagerendite mit 2,4% unter den 2021 erwarteten 2,7% liegen wird.

Die Eigenkapitalrendite, die abhängig von Währungskursschwankungen nach etwa 9% im laufenden Turnus rund 10% im kommenden Jahr erreichen soll, würde das seit 2019 geltende Mindestziel von 800 (zuvor: 750) Basispunkten über dem risikofreien Marktzins deutlich übertreffen. Den in Aussicht gestellten Milliardengewinn, der im Einklang mit der im Herbst 2018 definierten Vorgabe steht, den Gewinn je Aktie jährlich um durchschnittlich mindestens 5% bis 2022 zu steigern, bezeichnete Talanx-Finanzchef Jan Wicke in einer Telefonkonferenz als „ein sicherlich sehr ambitioniertes Ziel, was wir uns aber zutrauen, weil wir überzeugt sind, dass sich unser Wachstum eben auch in der Bottom Line materialisieren wird“. Risiken für den Ausblick lägen neben Inflation sowie Zins- und Kapitalmarktentwicklung in der Großschadenentwicklung.

Die Gewinnprognose für 2022 ist unter anderem daran gebunden, dass ein im Vorjahresvergleich um 200 Mill. Euro erhöhtes Großschadenbudget von 1,71 Mrd. Euro nicht überschritten wird. Davon entfallen 1,3 (2021: 1,1) Mrd. Euro auf das Rückversicherungs- und unverändert 410 Mill. Euro auf das Erstversicherungsgeschäft. In den ersten neun Monaten dieses Jahres summierte sich die Großschadenlast auf 1,48 Mrd. Euro und erreichte damit fast die Budgetgrenze von gut 1,5 (i.V. 1,3) Mrd. Euro für das Gesamtjahr, obwohl sich die im Vorjahr noch beträchtlichen negativen Auswirkungen der Coronakrise in der Schaden-Unfall-Sparte im Jahresverlauf deutlich reduzierten und in den ersten neun Monaten noch 81 Mill. Euro ausmachten. Das zeitanteilige Budget der ersten neun Monate wurde um 28% überschritten.

Knapp zwei Drittel aller bislang angefallenen Großschäden entfielen auf das dritte Quartal. Als zweitgrößter Einzelschaden nach dem Hurrikan „Ida“ belastete das Unwettertief „Bernd“ nach Rückversicherungsschutz mit 321 Mill. Euro. Brutto belief sich der Schaden auf über 1 Mrd. Euro – damit sei „Bernd“ nach dem Hurrikan „Katrina“ aus dem Jahr 2005 das größte Schadenereignis in der Talanx-Geschichte, so Finanzchef Wicke. Auch dank Sondereffekten in der Kapitalanlage erreichte die Talanx beim Konzerngewinn nach neun Monaten mit 723 (519) Mill. Euro annähernd das Niveau von 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie. Zu dem Gewinn, der einer Eigenkapitalrendite von 9,2% entsprach, trug die Erstversicherung des Konzerns 46% bei.

Nach einem anfänglichen Kursplus von 1,3% ging die Talanx-Aktie bei 41,44 Euro mit einem Abschlag von 0,7% aus dem Handel. Bei dem Papier, das sich mit einem Anstieg um rund 30% seit Jahresanfang deutlich besser entwickelte als der Branchenindex Stoxx Insurance 600, könnte der Kapitalmarkttag am Mittwoch für neue Impulse sorgen. Dann werden Mittelfristprognosen der Erstversicherungssparten erwartet.