Talanx plant Stellenabbau

Deutsches Privatversicherungsgeschäft soll Kosten drücken - MDax-Konzern enttäuscht mit Prognosen

Talanx plant Stellenabbau

Um in ihrem deutschen Privat- und Firmenversicherungsgeschäft wettbewerbsfähiger zu werden, plant Talanx mit weniger Arbeitsplätzen. Für den noch nicht bezifferten Stellenabbau und für eine IT-Konsolidierung kalkuliert der Versicherer mit einem zusätzlichen Aufwand, der die Gewinnprognose für 2016 beeinträchtigt. Anleger reagieren verschnupft.ste Hamburg – Die Sanierungsmaßnahmen im deutschen Privat- und Firmenversicherungsgeschäft des Versicherungskonzerns Talanx nehmen weiter Konturen an. Das MDax-Unternehmen aus Hannover kündigte am Donnerstag für 2016 einen zusätzlichen Nachsteueraufwand von rund 70 Mill. Euro für eine Auslagerung der Rechenzentren in den nächsten zwei Jahren sowie für eine organisatorische und personalwirtschaftliche Restrukturierung bei Talanx Deutschland an. Auf dieser Basis will der Konzern 2016 bei stabiler Prämienentwicklung einen Gewinn von mehr als 700 Mill. Euro erreichen.Die Zielvorgabe enttäuschte, zumal Vorstandschef Herbert Haas auch Erwartungen an das Ergebnis in diesem Jahr dämpfte, indem er das Erreichen des oberen Endes der Ende Juli gesenkten Gewinnprognose von 600 Mill. bis 650 Mill. Euro in einer Telefonkonferenz als “durchaus ambitioniert” bezeichnete. Der Aktienkurs von Talanx, im bisherigen Jahresverlauf um knapp 15 % gestiegen, gab um 3,7% auf 27,91 Euro nach.Der Versicherer teilte mit, Ende Oktober einen Dienstleistungsvertrag mit IBM zur Konsolidierung der Talanx-Rechenzentren in Deutschland geschlossen zu haben. Die Auslagerung sei Teil der Bestrebungen, die Kosten im deutschen Erstversicherungsgeschäft auf ein marktübliches Niveau zu bringen, erklärte Haas. Im inländischen Privat- und Firmenversicherungsgeschäft kommt Talanx auf Kostenquoten von über 30 % (siehe Grafik), während die Konkurrenz im Schnitt mit Quoten von 24 % bis 25 % operiere, wie der Talanx-Vorstandsvorsitzende anmerkte. Es sei zudem zu erwarten, dass das Durchschnittsniveau im Zuge weiterer Effizienzmaßnahmen der Wettbewerber sinke.Das Kostenniveau will der Mehrmarkenkonzern auch durch einen Stellenabbau reduzieren, der sich Haas zufolge bis 2020 erstrecken soll. “Automatisierung und Digitalisierung führen eben dazu, dass man weniger Hände braucht.” Wie viele Arbeitsplätze wegfallen sollen, ließ der Vorstandsvorsitzende offen. Über die Maßnahmen werde in den kommenden Monaten mit den Sozialpartnern verhandelt. Er sei zuversichtlich, dass betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden könnten.Ende Juli hatte Talanx als Folge der Niedrigzinsphase eine Neuausrichtung im deutschen Lebensversicherungsgeschäft bekannt gegeben. Der Verkauf traditioneller Lebens- und Rentenversicherungen in Deutschland soll bis Ende 2016 eingestellt werden. Wegen einer damit einhergehenden Goodwill-Abschreibung von 155 Mill. Euro hatte Talanx das Gewinnziel für 2015 von zuvor mindestens 700 Mill. Euro reduziert. Vorstandschef Haas bekräftigte gestern, dass der Dividendenvorschlag für 2015 von der Goodwill-Abschreibung unberührt bleibe. Die Ausschüttungsquote von 35 % bis 45 % orientiere sich an der um die Abschreibung bereinigten IFRS-Bemessungsgrundlage von 755 Mill. bis 805 Mill. Euro.Die Gewinnprognose für das laufende und das kommende Jahr verknüpft der Versicherer unter anderem mit der Bedingung, dass die Großschadenbelastung innerhalb des Jahresbudgets bleibt. Den Puffer für 2015 bezifferte Haas mit 315 Mill. Euro nach dem dritten Quartal, wobei allein die Hannover Rück, an der Talanx mehrheitlich beteiligt ist, noch gut 250 Mill. Euro Luft habe (vgl. BZ vom 5. November). Mit Blick auf 2016 plant Talanx in der Erstversicherung mit einem unveränderten Großschadenbudget von 290 Mill. Euro, während das Budget in der Rückversicherung auf 825 (690) Mill. Euro angehoben wird. Größter Schaden in TianjinDie Großschadenbelastung nach den ersten neun Monaten blieb den Angaben zufolge mit netto 724 (i.V. 501) Mill. Euro innerhalb des zeitanteiligen Budgets von 737 Mill. Euro. Im dritten Quartal entfiel demnach auf die Erstversicherung eine Großschadenbelastung von 122 Mill. Euro, auf die Rückversicherung von 239 Mill. Euro, wobei sich das Explosionsunglück im Hafen der chinesischen Stadt Tianjin mit 114 Mill. Euro als größter Einzelschaden erwies. Im Berichtsquartal steigerte der Talanx-Konzern den operativen Gewinn um 12 % auf 492 Mill. Euro und das Periodenergebnis um 19 % auf 177 Mill. Euro. Dabei stiegen die Bruttoprämien um 11 % auf 7,5 Mrd. Euro, allerdings fielen Wechselkursbewegungen zugunsten des Versicherers aus. Für die ersten neun Monate steht ein Prämienwachstum von 12 % auf 24,4 Mrd. Euro zu Buche, währungskursbereinigt betrug der Anstieg 6,5 %.