Talanx setzt aufs Ausland
Der Talanx-Konzern sieht in seinem Industrieversicherungsgeschäft Wachstumschancen vor allem im Ausland. Über eine stärkere Diversifizierung des Portfolios in Bezug auf Risiken und Kapazitäten sollen die Spartenerträge im Inland deutlich steigen. Die Aktie des MDax-Konzerns stieg nach dem Kapitalmarkttag um 0,4 % auf 26,48 Euro.ste Hamburg – Der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern Talanx stellt für die nächsten Jahre in seiner Industrieversicherungssparte Wachstum vor allem im Ausland sowie eine deutliche Ertragsverbesserung im Inland in Aussicht. “Für das Jahr 2019 rechnen wir mit mehr als 3 Mrd. Euro Bruttoprämie im profitablen Auslandsgeschäft”, kündigte Vorstandschef Herbert Haas bei einer Investorenveranstaltung in Hannover an. Gemessen an den im vergangenen Jahr im Ausland erwirtschafteten Bruttoprämien von 2,28 Mrd. Euro strebt Talanx demnach bis 2019 eine Steigerung von mehr als 30 % an. Der Anteil des Auslandsgeschäfts an den Gesamteinnahmen in der Industrieversicherung soll sich auf 65 % von zuletzt 57 % erhöhen.Um das Ziel bis 2019 zu erreichen, wird eine durchschnittliche Steigerung der Bruttoprämie aus dem Auslandsgeschäft in der Industrieversicherung um mehr als 5 % pro Jahr unterstellt. Zur Stärkung des Prämienwachstums hat der vom stellvertretenden Konzernchef Christian Hinsch geführte Geschäftsbereich zum einen Schwellenmärkte im Visier. Vor einem Jahr etwa hatte HDI-Gerling ihr Auslandsnetz um eine neue Einheit in Brasilien erweitert, davor in Kanada, Singapur und auf der Arabischen Halbinsel in Bahrain. Zum anderen sollen auf dem europäischen Markt, wo der Geschäftsbereich Industrieversicherung des Talanx-Konzerns in 17 Ländern mit eigenen Standorten und etwa 2 700 Mitarbeitern vertreten ist, vermehrt kleinere und mittelständische Unternehmen als Kunden gewonnen werden. Dafür, so Hinsch, sei unter anderem der Aufbau neuer Standorte geplant.Zugleich soll die Zahl der internationalen Versicherungsprogramme, die HDI-Gerling als alleiniger oder führender Versicherer betreut, erhöht werden. Von 2011 bis 2014 sei die Zahl von 2 200 auf mehr als 3 500 gestiegen. Daran zeige sich, wie stark der Kundenbedarf an grenzüberschreitenden Versicherungslösungen gewachsen sei, erklärte Hinsch. RechtsformwechselTalanx hatte im März bereits eine Änderung der Firmierung und Gesellschaftsform der HDI-Gerling Industrie Versicherung AG angekündigt, mit der der wachsenden Internationalisierung Rechnung getragen werden solle. Demnach wird sich die Tochtergesellschaft, auf die 2014 mit rund 4 (i.V. 3,8) Mrd. Euro etwa 14 % der gesamten Bruttoprämieneinnahmen im Konzern von 29 (28,2) Mrd. Euro entfielen, in eine Europäische Aktiengesellschaft wandeln und von 2016 an mit dem Namen HDI Global SE auftreten. In den vergangenen 15 Jahren gründete HDI-Gerling durchschnittlich zwei neue Auslandsstandorte pro Jahr.Der Anteil der Prämieneinnahmen im Geschäft mit deutschen Großkonzernen und Mittelständlern, mit denen Talanx im Geschäft ist, wird den gestern veröffentlichten Projektionen zufolge bis 2019 auf 35 % sinken. 2011 lag die Quote der Prämien im Inlandsgeschäft in der Industrieversicherungssparte noch bei 54 %. Im Inland fuhr Talanx in der Sparte Industrieversicherung 2014 aufgrund einer unerwarteten Häufung von Großschäden operativ Verluste ein. Die kombinierte Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) lag in Deutschland bei 104 %, während sich das Geschäft im Rest Europas und außerhalb Europas mit Quoten von 77 % und 82 % deutlich profitabler zeigte. Seit 2011 machte der Talanx-Konzern in seinem deutschen Industrieversicherungsgeschäft nur 2012 keinen operativen Verlust.Die Combined Ratio soll 2016 in den Problembereichen Sach-, Transport- und Kraftfahrtversicherung unter 100 % liegen, so dass nach Erwartung des Konzerns die Industrieversicherungssparte im kommenden Jahr nicht defizitär sein sollte. Mittelfristig strebt Talanx für den Bereich unverändert eine Quote von etwa 96 % an.